15. Kapitel

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Der Junge, der mir wage bekannt vorkam unter brach meine Gedanken: >>Du hast mich beobachtet, schon die ganze Pause. << Der Wind, der plötzlich aufkam ließ mich frösteln und wehte ihm einige sandblonde Strähnen ins Gesicht. Da wusste ich, wer er war. Er war der Sportler-Typ, mit dem Fi die ganze Pause wegen unserer Wette geflirtet hatte. >>Ich hab nicht dich beobachtet, sondern meine Cousine Fiona, die du da hinten stehen gelassen hast. <<, antwortete ich trocken. Durch mein offensichtliches Desinteresse kein bisschen verunsichert sagte er: >>Aber ich habe dich beobachtet. Ich heiße Gordon Adair. Dein Cousin Ian ist in meiner Klasse. << Wo nahm dieser Typ sein Selbstvertrauen her? Allerdings kam mir gerade eine Idee, um Fi zu beweisen, wie es wirklich um meine Flirtfähigkeiten stand. Ich rutschte ein Stück von Akira weg, schwang mein Bein über die Mauer und sprang. Sicher landete ich auf dem Boden, wenigstens zu etwas waren die ganzen Turnstunden, die ich meiner Mutter zu liebe gemacht hatte, nützlich. Ich hatte einen hervorragenden Gleichgewichtssinn. Einen Nachteil hatte es allerdings, dass ich jetzt auf meinen eigenen zwei Beinen stand. Gordon war einige Zentimeter größer als Logan und zu ihm musste ich schon hochsehen. Egal, ich setzte mein süßestes Lächeln auf und versuchte die Gänsehaut zu ignorieren, die meinen ganzen Körper überzog. >>Wow, wirklich? Du siehst viel älter aus, so erwachsen. <<, ich tat als wäre ich ehrlich überrascht. Aber ich hatte natürlich gewusst, dass er in Ians Klasse war, immerhin hatte Ian mir bei der Auswahl geholfen. Tatsächlich sah er genauso alt aus, wie er war. Sogar jünger: Wie ein verwöhntes Muttersöhnchen, das nie etwas selbst hatte tun müssen. Doch er mochte es sichtlich, wenn man ihm schmeichelte. Ein siegreiches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus: >>Tja, als Kapitän des Rugbyteams habe ich eine große Verantwortung, das lässt einen älter aussehen. << Wow, wie selbstverliebt war der denn bitte? Er war so auf sich selbst fokussiert, dass er nicht einmal merkte, dass ich fror. Sehnsüchtig dachte ich an den vorherigen Abend, an Logans warme Jacke, an seinen besorgten Blick, an ihn... Nein, es war lediglich seine Jacke die ich vermisste! Plötzlich kippte Gordon das Grinsen aus dem Gesicht, im selben Moment spürte ich, wie mir jemand eine warme Jacke um die Schultern legte. Schon bevor ich mich umdrehte wusste ich, wer da hinter mir stand. Als ich mich umdrehte sah ich in seine Augen, in denen ich am liebsten versinken würde. >>Hi, Rosanna. <<, er sah von meinem Gesicht hoch und warf Gordon einen verächtlichen Blick zu, >>Gordon. << Dann sah er wieder mich an, mit dieser Sorge im Blick, die ich schon von gestern kannte: >>Man hat ja vom anderen Ende des Hofes gesehen, wie du zitterst. Warum hast du denn keine Jacke dabei? << Einen Moment war ich wie gelähmt, die Sorge in seinem Blick, die Wärme die er ausstrahlte und dieser Geruch nach Wald, der von ihm ausging, machten mich schwach. >>Rosanna, er ist ein Playboy und er ist nicht an dir interessiert, er findet dich nur interessant, weil du so bist wie er. <<, rief eine Stimme in meinem Kopf. Diese Stimme brachte mich wieder zur Vernunft. Ich trat einen Schritt von ihm zurück, er war verdammt nah. Doch ich wandte den Blick nicht von seinen Augen ab, denn ich wollte ihm beweisen, dass er keine Macht über mich hatte. Ich musste mich wirklich am Riemen reißen. >>Der Schuluniformenladen führt noch keine Winterartikel, weder Fi noch Ian kann mir keine leihen. Und da man keine anderen Sachen anziehen darf habe ich keine Jacke, bis die Wintersachen geliefert werden. <<, sagte ich, wobei ich krampfhaft das Zittern in meiner Stimme unterdrückte, das seine Nähe auslöste. Er war leicht verwirrt, über mein Verhalten, doch er sagte nichts dazu, stattdessen meinte er: >>Dann leihe ich dir die hier, bis du eine hast. Ich habe sowieso zwei. << Ich runzelte die Stirn: >>Aber die hast du doch wahrscheinlich bei dir Zuhause, oder? Dann hättest du den ganzen Tag keine. Außerdem brauchst du das nicht zu tun. << >>Naja, dann komm einfach nach der Schule mit zu mir, dann kann ich dir meine Ersatzjacke geben. Und ich tu doch alles für die süße Cousine meines besten Kumpels. <<, erklärte er mit einem leisen Lachen in der Stimme. Hatte er mich gerade süß genannt. Und wieso verdammt hatte mein Herz kurz ausgesetzt, als er es gesagt hatte? >>Ich komm schon... <<, fing ich an, doch ich wurde vom Gong unterbrochen, der das Ende der Pause signalisierte. Logan war schon auf dem Weg ins Gebäude, als er noch über seine Schulter rief: >>Ich warte heute nach der Schule an deinem Klassenzimmer auf dich! << Dann verschwand er in der Menge, auch Gordon, den ich ganz vergessen hatte, verabschiedete sich. Neben mir hörte ich ein dumpfes Plumpsen und streckte gerade noch rechtzeitig die Hand aus, so dass Akira nicht hinfiel. >>Das war ja sehr spannend. <<, meinte sie. Auf dem Weg ins Schulgebäude stieß dann auch noch Fi zu uns. Sie ärgerte sich darüber, dass sie Gordons Aufmerksamkeit nicht erlangen konnte und fragte, ob wir meinen Teil der Wette auf morgen verschieben könnten. Als ich nach dem Grund fragte, sagte sie nur, sie müsste sich noch einmal gut nachforschen, welcher Typ dieser Schule nicht in mich verliebt sei. Ich knuffte sie so lange in die Seite, bis sie vor Lachen keine Luft mehr bekam und sich geschlagen gab. Akira stand nur daneben und schüttelte grinsend den Kopf, bis ihr etwas auffiel: >>Du hast ja immer noch Logans Jacke an. Hat er vergessen sie mitzunehmen? << >>Scheint so... <<, sagte ich und gab mich äußerst wortkarg, als Fi nachbohrte. Wir kamen zu spät zum Unterricht, doch unser Lehrer war beschäftigt und bemerkte nicht, wie wir uns zehn Minuten nach Stundenbeginn auf unsere Plätze schlichen.

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