49. Kapitel

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Da Fi vollkommen überzeugt war, dass ihr Plan von gestern perfekt funktioniert hatte, durfte ich mich heute selbst fürs Abendessen fertig machen. Allerdings musste ich ihr versprechen, dass ich ein Kleid oder zumindest einen Rock anziehen würde. Als ich dann so vor meinem Schrank stand, kam ich nicht umhin zu bemerken, wie viele Klamotten ich hatte, seit ich hier wohnte. Nach kurzem Zögern holte ich jedoch ein Outfit heraus, das ich schon lange hatte. Vor zwei Jahren war ich bei einem Einkaufsbummel mal an einem Schaufenster vorbeigekommen in dem ein Mannequin mit diesem Outfit gestanden hatte. Darüber hatte in goldener, verschnörkelter Schrift gestanden: >>So hauchen süße Mädchen ihrem Schwarm Frühlingsgefühle ein!<< Zu dieser Zeit war ich noch unglaublich verliebt in Aaron gewesen. An diesem Tag hatte ich ein Gespräch zwischen zwei anderen Mädchen mitbekommen, die von ihm geschwärmt hatten. Ich schätze da wurde mir zum ersten Mal so richtig klar, dass ich nicht das einzige Mädchen war, das ihn mochte. Jedenfalls hatte ich mir aus irgendeinem Grund eingebildet, dass genau dieses Outfit Aaron dazu bringen würde, nur Augen für mich zu haben. Tatsächlich hatte ich dann aber nie eine Gelegenheit gehabt, es anzuziehen. Da die Pubertät bei mir eindeutige Spuren hinterlassen hatte, saß die Bluse nicht mehr ganz so locker wie früher, doch sie spannte nich, also ging das in Ordnung. Der Rock endete statt unter den Knien jetzt knapp darüber. Aber als ich vor den Spiegel trat musste ich feststellen, dass mir beides jetzt eigentlich besser stand. Früher war ich in der weißen, schulterfreien Bluse, die am Ausschnitt mit einem Lochmuster verziert war und dem schwarzen Rock, der sich bei jedem Schritt wie Wasser um meine Beine bewegte, versunken. Als ich es dann auch noch schaffte, meine Haare in einem ordentlich geflochtenen Zopf, der mir locker über rechte Schulter hing, zu zwingen, war ich fertig. Und keine Sekunde zu spät. Fi betrat, wie immer ohne anzuklopfen, mein Zimmer und musterte mich kritisch: >>Das Outfit ist gut, der Zopf passt, obwohl ich nicht verstehe, warum du deine schöne Naturwelle ständig in Flechtfrisuren verstecken willst. Aber es war ja klar, dass du noch nicht geschminkt bist.<<
>>Du hast mich gerade mal eine Dreiviertelstunde alleingelassen, also sollte dich das nicht wirklich wundern. Langsam glaube ich aber, dass du sowas mit Absicht machst.<<
>>Ach ja?<<
>>Ja!<<
>>Und warum sollte ich so etwas tun?<<
>>Zum Beispiel, weil du es magst andere zu stylen.<<
Fi tat so, als müsse sie ernsthaft über diese Begründung nachdenken. Dann grinste sie: >>Jap, ich glaube damit hast du recht. Jetzt setz dich!<< Bereitwillig ließ ich mich auf meinem Schreibtischstuhl nieder, sie zog einen großen Beutel, den sie auf wundersame Weise hinter ihrem Rücken versteckt hatte, hervor und stellte ihn neben mir auf dem Tisch ab. Als sie den Reißverschluss öffnete, quollen alle möglichen Make-Up-Utensilien heraus. >>Sag mal<<, wollte ich wissen, >>wie viel von dem Zeug hast du eigentlich?<< Sie grinste: >>Glaub mir, dass willst du nicht wissen.<<

Feen der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt