84. Kapitel

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Sie erzählte es, zumindest in meiner Anwesenheit, nicht der ganzen Schule, nur Akira, die sich für mich freute und Jamie, der eigentlich nur Ian zum Ballkomitee-Treffen hatte abholen wollen. Der schien sich allerdings eher weniger zu freuen. Ungeduldig mit dem Fuß wippend stand ich, meinen Geigenkoffer in der Hand, neben ihr auf dem Pausenhof, während sie noch etwas mit einem Mädchen von der Schülerzeitung besprach, die offenbar die Ball-Fotos schießen sollte. Wir hatten nur noch wenige Minuten Zeit, bis wir uns eigentlich mit den restlichen Interpreten in der Turnhalle treffen sollten. Der Frühlingsball war mit einer Talentshow verknüpft und nicht nur hatte Fiona mich ohne zu fragen dazu angemeldet, sondern war auch noch selbst Moderatorin. Meine Ungeduld war jedoch sofort vergessen, als ich Logans Auto auf den Parkplatz einbiegen sah. Lächelnd beobachtet ich, wie er ausstieg und sich suchend umsah. Als er mich entdeckte, begann auch er zu lächeln und kam auf mich zu. Kaum war er bei mir angekommen, zog er mich in eine feste Umarmung, die ich glücklich erwidert. »Guten Morgen«, murmelte ich an seiner Brust. »Guten Morgen Rose«, erwiderte er, das Kinn auf meinem Kopf abgelegt, »ich würde ja fragen, ob du gut geschlafen hast, aber wir haben ja das gleiche Vollmond-Problem.«
»Ich hab eine Thermoskanne mit extra starkem Kaffee dabei. Interesse?«
»Mhm, später. Jetzt will ich gerade einfach nur so stehen bleiben, hier, mir dir..«
»Könntest du mich das nächste mal vorwarnen, bevor du sowas sagst? Ich sehe ungern aus wie eine Tomate.«
Zum Glück konnte in der Umarmung niemand mein feuerrotes Gesicht sehen, doch vorsichtshalber vergrub ich es tiefer an seiner Brust. Logan lachte leise, wobei seine Brust angenehm vibrierte und zog mich fester an sich. »Das nächste Mal warne ich dich vor, versprochen. Aber nur, damit niemand anders sieht, wie unglaublich niedlich du aussiehst, wenn du rot anläufst.« Man kann sich vorstellen, was für Auswirkungen das nun wieder auf meine Gesichtsfarbe hatte. Einen Moment noch blieben wir einfach so stehen, dann traf mich eine derart starke Aura, das ich die Wut und die Eifersucht körperlich spüren konnte. Seufzend löste ich mich von Logan: »Angel ist in der Nähe und stinkwütend.« Die Mischung aus feuerrot und giftgrün, die die Luft um sie einfärbte und alle anderen Auren in der Nähe überdeckte, brannte mir in den Augen. Eigentlich hatte ich die Fähigkeit, die Gefühle anderer zu lesen, dauerhaft auf aus gestellt, um den Kopfschmerzen zu entgehen, doch meine Magie bemerkte, sobald starke Gefühle in der Nähe etwas mit mir zu tun hatten und schaltete das Sehen dann ohne mein Zutun ein. »Na das kann ja lustig werden«, beschwerte ich mich, während ich das Sehen wieder abschaltete. »Ignorier sie einfach«, schlug Logan vor, der Angel einen genervten Blick zuwarf. »So lange sie mir diesmal nicht das Bein oder den Arm bricht ist alles gut«, scherzte ich. »Dann bekommt sie es mit mir zu tun«, verkündete Fiona, die sie mit einem giftigen Blick musterte, »Ihr beide seht zusammen übrigens echt niedlich aus. Aber wenn du es wagst, ihr das Herz zu brechen, brech ich dir das Genick. Verstanden, Mr. Fire?« Logan sah sie ernst an: »Das würde ich ihr niemals antun.« Die Fotografin tippte Fi aufgeregt auf die Schulter und begann hektisch zu flüstern, sobald diese sich umgedreht hatte, während sie immer wieder auf uns deutete. »Wir ziehen wohl eine Menge Aufmerksamkeit auf uns, hm?«, meinte ich an Logan gewandt. »Sie gewöhnen sich dran«, erwiderte der schlicht, dann griff er nach meiner Hand und verschränkte seine Finger mit meinen. »Du musst jetzt in die Turnhalle, oder?«
»Jap, zur Probe.«
»Gut, ich muss da auch hin.«
»Zur Probe?«
»Nein, ich wurde zum Dekorieren eingeteilt.«
»Wäre mir auch neu gewesen, dass du musikalisch bist«, neckte ich ihn. »Kann ja nicht jeder so ein kleines Genie sein, wie du«, sagte er grinsend und zog mich in Richtung Turnhalle. »Wir gehen schon mal vor«, rief ich meiner Cousine zu, die nur mit einem wissenden Lächeln nickte und uns hinterher winkte.

Es fühlte sich so an, als würde sich jeder einzelne Blick auf uns richten, als wir Hand in Hand die Halle betraten. »Wo musst du hin?«, wollte Logan von mir wissen. »Wir treffen uns auf der Bühne. Ich frage mich aber, wie wir anfangen sollen ohne unsere Moderatorin«, meinte ich. »Na dann«, Logan zog mich in eine Umarmung, »bis später.« Er löste sich lächelnd von mir und verschwand hinter die Bühne. Einige Sekunden stand ich ein wenig verloren in der Mitte der Halle herum, bevor ich mich zusammen riss und zum Treffpunkt ging, wo bereits eine Schar Schüler stand. »Ms Wender, gerade noch rechtzeitig«, begrüßte mich Mrs Roy, die zuständige Lehrerin für die Talentshow. »Ja, tut mir leid. Fiona müsste auch gleich kommen, sie muss nur noch kurz etwas wegen dem Special in der Schülerzeitung besprechen«, erklärte ich. Sie nickte verstehend, dann begann sie eine Unterhaltung mit dem Schüler, der für die Technik zuständig war und etwas verloren am Rand der Bühne, ein Mikrofon in der Hand, rumstand. Mrs Roy war eine meiner Lieblingslehrerinnen an dieser Schule, sie hatte karottenrotes Haar, das sie zu einem Bob geschnitten trug, war klein und ein wenig pummelig, doch ihr Herz war riesig. Neben ihrem Unterricht in Musik und Literatur war sie die Vertrauenslehrerin der Schule und hatte immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Ängste der Schüler, die sonst niemand so wirklich ernst nahm. Nach einigen Minuten kam dann auch endlich Fi in die Turnhalle gestürmt und entschuldigte sich überschwänglich. »Schon gut Ms Armstrong, Ms Wender hat es mir bereits erklärt. Also, beginnen wir«, mit diesen Worten übergab sie Fiona das Wort, denn schließlich sollte das hier von den Schülern organisiert werden. Meine Cousine ging in ihrer Rolle als Moderatorin/Organisatorin voll und ganz auf und man sah ihr an, wie gerne sie die Aufmerksamkeit auf sich zog. Nachdem wir die Reihenfolge der Teilnehmer und die Grundlagen nochmal durchgegangen waren, wurden wir alle hinter die Bühne geschickt. Während einer nach dem anderen auf die Bühne gerufen wurden, um die individuellen Lichteinstellungen zu machen, bereitete ich meine Geige vor. Als ich gerade dabei war, sie nach zustimmen, wurde mir auf die Schulter getippt. Verwirrt drehte ich mich um und entdeckte Aiden, der mich anlächelte. »Hey Aiden! Was machst du denn hier? Nimmst du auch teil?«, fragte ich, ebenfalls lächelnd. »Nein, teilnehmen werde ich nicht, ich bin dafür zuständig, dass heute Abend Backstage alles glatt geht«, erklärte er.
»Verstehe, tja, Fiona hat mich angemeldet.«
»Ich weiß, sie war ziemlich stolz auf sich.«
»Sie ist überzeugt davon, dass ich gewinnen werde.«
»Du nicht?«
»Ich bin mir sicher, dass jeder eine faire Chance hat, zu gewinnen.«
»Was spielst du eigentlich?«
»Weiß ich noch nicht.«
Aiden starrte mich verwirrt an: »Wie jetzt?« Über seine Verwirrung schmunzelnd erklärte ich: »Naja, ich dachte mir, ein vorbereitetes Stück vorspielen kann jeder, also lasse ich mir stattdessen von einem der Juroren ein Gefühl nennen und passend dazu spiele ich dann.« »Das hört sich ja vielversprechend an«, meinte er, dann wanderte sein Blick zu meinem Instrument. »Brauchst du ein Stimmgerät?«
 »Nein, danke, ich stimme lieber nach Gehör.«
 »Na dann will ich dich mal nicht weiter stören«, er hob die Hand zum Abschied, dann verschwand er in Richtung einiger wild winkender Leute. Lächelnd setzte ich die Geige wieder an und machte mit dem Stimmen weiter. 

Feen der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt