Kaum hatte ich hinter Angel den Raum betreten, wollte ich wieder umdrehen. Jeder aus meiner Schule, der seinen guten Ruf behalten wollte, war hier. Denn wenn es jemand wagte, nicht hier aufzutauchen, wäre er mit Sicherheit nach den Ferien das Gesprächsthema Nummer 1 und zwar nicht, weil ihn deswegen alle bewunderten. Aber ich hatte trotzdem nicht kommen wollen. Erstens war es mir ziemlich egal, ob mich alle mochten oder nicht, solange meine richtigen Freunde bei mir blieben. Zweitens hatte ich keine Begleitung, auch wenn Fi immer wieder versichert hatte, dass es die Hauptsache war, zu kommen. Und drittens war ich einfach nicht der Typ für sowas. Vielleicht war es etwas anderes, wenn man mit so etwas aufwuchs. Aber da es an meiner Schule in Deutschland keine Bälle gegeben hatte, kannte ich Schulbälle nur aus Filmen. Es schien mir immer noch unwirklich, dass ich jetzt auf eine Schule ging, an der sie tatsächlich veranstaltet wurden. Plötzlich wurde mir von hinten auf die Schulter getippt und, schreckhaft wie ich war, hüpfte ich vor Schreck einige Zentimeter in die Luft. Innerlich beschwor ich mein Glück: >>Bitte, bitte, lass es nicht Logan sein! Dafür bin ich gerade definitiv noch nicht bereit! << Daher atmete ich auch erleichtert aus, als ich sah, dass es nur Jamie war. >>Sorry, hab ich dich erschreckt? <<, fragte er bestürzt. Ich musste über seine Unsicherheit grinsen. Es war so einfach, mit ihm zu reden. Zwar konnte er mit seinen Redewasserfällen auch ziemlich nerven, aber irgendwie war es ja auch niedlich. Er war dieser Typ Junge, der einem vorkam, wie der kleine Bruder, den man nicht hatte. >>Ja, aber ist nicht so schlimm. Außerdem ist es ja nicht besonders schwer, mich zu erschrecken! <<, scherzte ich und nun war es Jamie, der erleichtert ausatmete. Seine Augen wanderten meinen Körper hinunter, wobei sein Blick an meinem beinahe komplett freien Oberkörper hängen blieb. Als er sich wieder von dem Anblick losgerissen hatte und bemerkte, dass ich sein Starren bemerkt hatte, lief sein gesamtes Gesicht rot an. Verlegen stotterte er: >>Du, du siehst wirklich toll aus in dem Kleid! << Wäre es Logan gewesen, der mir dieses Kompliment gemacht hätte, wäre ich wahrscheinlich genauso rot angelaufen wie Jamie. Aber so konnte ich, zumindest relativ gelassen, lächeln und mich für das Kompliment bedanken. Dann wurde ich allerdings doch nervös, als ich sah, dass Jamie ansetzte, um mich zum Tanzen aufzufordern. Irgendwie tat er mir ja schon leid, aber der einzige, mit dem ich tanzen wollte, war nun mal Logan. Gott sei Dank rettete mich Fi, bevor ich in die Verlegenheit kommen konnte, diesen Umstand Jamie erklären zu müssen. Ohne ein Wort der Entschuldigung schob sie sich zwischen uns: >>Gott, Rosanna, ich habe dich schon überall gesucht. Kurz dachte ich, du hättest dich trotz des Schneesturms draußen einfach zu Fuß auf den Weg nach Hause gemacht! << Erst jetzt schien sie zu bemerken, dass Jamie immer noch völlig verdutzt hinter ihr stand: >>Oh sorry, habe ich bei irgendwas gestört? << Jamie sah sie nur vollkommen verwirrt an, dann lief sein Kopf dunkelrot an und er verschwand im Getümmel auf der Tanzfläche. Auf Fis fragenden Blick antwortete ich mit einer wegwerfenden Handbewegung.
Während ich ihr jetzt zu dem Tisch folgte, an dem Akira bereits mit unseren Getränken saß, suchte ich mit meinen Augen den Saal nach Logan ab. Dann entdeckte ich ihn. Dort war er, mitten auf der Tanzfläche...mit Angel. Sie tanzten eng umschlungen, seine Hand wanderte gerade ein gutes Stück unter ihre Taille, bis sie auf ihrem Hintern liegen blieb. Angels Hände waren in seinen Haaren vergraben. Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und mir wurde schlecht. Mein Blickfeld schrumpfte zusammen, bis ich nur noch die beiden sah. Überdeutlich hörte ich das dumpfe Klopfen in meiner Brust und wusste nicht, wie es möglich war, dass mein Herz noch schlug, obwohl es doch gerade in tausend Stücke zersprungen war. Doch es schlug weiter, ohne darauf zu achten. Als Logan sich jetzt zu Angel hinunterbeugte, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern und sie darauf kicherte, stieg Wut in mir auf. Bereitwillig hieß ich sie willkommen, denn sie brannte den Schmerz weg. Ich konnte nur noch daran denken, wie ich ihm eins auswischen konnte. Die Möglichkeit trat in Form eines breitschultrigen, blonden Prolets in mein Sichtfeld. Schon allein Gordons Blick, der gierig an mir hinauf und hinunter wanderte, sorgte dafür, dass ich ein dringendes Verlangen nach einer ausgiebigen, heißen Dusche verspürte. Aber ich wusste nun mal genau, wie sehr Logan ihn hasste und ich hatte schon mehrmals Logans Reaktion miterlebt, wenn Gordon es wagte, auch nur mit mir zu reden. Mit siegessicherem Grinsen fragte er: >>Willst du tanzen? << Mit einem Fake-Lächeln willigte ich ein und wollte gerade nach seiner ausgestreckten Hand greifen, als ich am Arm gepackt und ein Stück von Gordon weggezogen wurde. >>Was machst du denn da, Rosanna? Ich dachte, du wolltest dich mit Logan vertragen. Stattdessen hast du gerade eingewilligt, mit dem größten Vollidioten der Schule zu tanzen, von dem du genau weißt, wie sehr Logan ihn hasst! << Es war Ian, der mich völlig entgeistert ansah. Zu meiner Überraschung blieb ich, trotz meiner allgegenwärtigen inneren Wut, ganz ruhig: >>Es stimmt, das habe ich gesagt. Aber nur, weil du gesagt hast, dass ihm das von gestern wirklich leid tut. Sieht das da für dich etwa so aus, als würde ihn irgendwas belasten? << Während ich das sagte, zeigte ich in die Richtung von Logan und Angel, die kurz davor waren, mitten auf der Tanzfläche rumzumachen. Dann drehte ich mich ohne ein weiteres Wort um und ergriff Gordons Hand. Nachdem er mich in die Mitte der Tanzfläche gezerrt hatte, legte er seine riesigen Hände auf meine Taille und ich schlang meine kleinen um seinen Nacken. Ich war so darauf fixiert. Logan und den blonden Teufel zu beobachten, die von uns nur durch ein anderes Paar getrennt waren, dass ich gar nicht bemerkte, wie eng Gordon mich an sich herangezogen hatte. Doch ehrlich gesagt war es mir sogar recht, denn immerhin wollte ich Logan eins auswischen. Als Gordons Hände dann allerdings immer tiefer wanderten, fühlte ich mich doch etwas unwohl. Aber gerade als ich seine Hände wegschieben wollte, verschwand das Paar, das zwischen uns und Logan getanzt hatte. Wie es der Zufall so wollte, sah Logan genau in diesem Moment in unsere Richtung. Blitzschnell legte ich meine Hände auf Gordons breite Schultern, ließ seine Hände, wo sie waren und sah mit großen Augen und einem gekonnten Wimpernaufschlag zu ihm auf: >>Wow, du hast aber starke Schultern. Du trainierst bestimmt wahnsinnig viel. << Stolz spannte er seine Muskeln an: >>Natürlich! Ich bin immerhin der Kapitän der Rugbymannschaft. Außerdem fliegen die Mädchen drauf. << Bei seinem letzten Satz musste ich mir ein Lachen verkneifen. Stattdessen blickte ich ehrfürchtig zu ihm auf und nickte, als würde ich total zustimmen: >>Oh ja, ich stehe voll auf Jungs mit Muskeln! << Dann legte ich meinen Kopf an seine große Brust. Innerlich klopfte ich mir selbst auf die Schulter und beglückwünschte mich zu meiner großartigen schauspielerischen Leistung. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Logan vor Wut kochte. Statt mich damit zufrieden zu geben, setzte ich noch einen oben drauf. Ich warf Logan einen provozierenden Blick zu, schlang meine Arme um Gordons Hals und zog seinen Kopf zu mir hinunter.
Hey Leute,
da mein letztes Update schon eine kleine Ewigkeit her ist, werden heute zwei neue Kapitel kommen. Ich hoffe ihr verzeiht mir die lange Pause, aber die Lehrer haben uns mal wieder kurz vor Notenschluss noch so viele Test wie möglich reingedrückt. Da jetzt aber endlich Notenschluss ist, habe ich wieder mehr Zeit zum schreiben und werde wieder regelmäßig updaten.
Eure Luna
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Feen der Elemente
FantasiRosannas Eltern sterben bei einem Autounfall, den sie schwer verletzt überlebt. Ihre einzigen Verwandten leben in einem Vorort von Portree, der Hauptstadt von Skye. Dort lernt sie den attraktiven Logan kennen, der sie total verrückt macht, obwohl si...