Wir passierten gerade in kleines Waldstück, als es passierte. Eine Welle von Magie rollt auf uns zu, geistesgegenwärtig verstärkte ich meine Mauer, die sich gerade auf dem Minimum befand, wie in letzter Zeit immer, wenn ich mit Logan alleine war. Dennoch brachte mich der Aufprall der Energie kurz aus dem Konzept und auch Logan schien es so zu gehen, denn er legte eine Vollbremsung hin. Erschrocken hielt ich mir die Stelle, an der der Sicherheitsgurt mich zurückgehalten hatte. Meine Sicht verschwamm, Bilder von Verkehrsunfällen vermischt mit den Gesichtern meiner Eltern tauchten auf. Panik ergriff mich und ich versuchte hektisch, den Gurt zu lösen. Zwei starke Arme zogen mich an einen warmen Körper, ein Gefühl von Ruhe flutete mich. Dankbar drückte ich mich an ihn und ließ ihn für den Moment die Kontrolle über meine Gefühle übernehmen, während sich meine Atmung normalisierte. »Wieder beruhigt?«, erkundigte Logan sich schließlich vorsichtig. »Ja. Ich glaube, mein Körper erinnert sich noch an den Unfall, auch wenn es mein Kopf nicht tut«, widerwillig richtete ich mich auf und versuchte, meine Haare wieder unter Kontrolle zu bekommen. »Die vom Luftclan sin Experten für Erinnerungen, wenn du dich daran erinnern willst.«
»Ganz ehrlich? Ich weiß nicht, ob es nicht zu wissen in diesem Fall nicht vielleicht ein Segen ist. Andererseits macht es mich verrückt, nicht zu wissen, wie es passiert ist. Selbst die Polizei konnte sich den Unfall nicht erklären.« Sein Blick wurde weich und ich sah ihm an, dass er etwas sagen wollte, aber er kam nicht dazu. Erneut traf uns die mächtige Energie, prallte jedoch dieses Mal ohne Folgen an meiner Mauer ab. Jetzt erkannte ich, dass es Feuermagie war, allerdings war es ein kaltes Feuer. Irgendwie kam es mir bekannt vor...
»Das kam von rechts, aus dem Wald...«, informierte Logan mich, mit angestrengt zusammengekniffenen Augen starrte er in die Dunkelheit. »Wir sollten nachschauen gehen, oder?«, fragte ich, ebenfalls mit Blicken den Waldrand absuchend.
»Wir werden hier vorher wohl nicht wegkommen.«
Zustimmend nickte ich, dann das war ein auf Feen spezialisierter Angriff gewesen. Und das uns eine solche Attacke rein zufällig hier traf, war sehr unwahrscheinlich. »Na dann«, seufzte ich wenig begeistert, stieß die Tür auf und schwang umständlich meine Beine samt ausladendem Rock hinaus. Bis ich es geschafft hatte auszusteigen, war Logan bereits neben mir und streckte mit einem angespannten Lächeln die Hand nach mir aus: »Nicht, dass du mir da drinnen verloren gehst.« Dankbar griff ich danach und aktivierte zeitgleich meine Nachtsicht.Der Spur der Magie im Wald zu folgen war einfach, selbst für eine Anfängerin wie mich. Beinahe zu einfach, was meinen Verdacht bestätigte, dass das hier für uns geplant worden war. Trotz der Situation entspannte ich mich automatisch, während wir den dunklen Wald durchquerten. Es lag im Wesen der Feen, dass sie sich mit der Natur verbunden fühlten, daher übertrug sich die Ruhe der nächtlichen Natur auf mich. Als sich in einiger Entfernung eine Lichtung auftat, spürte ich, wie Logan sich neben mir verspannte. Beruhigend drückte ich seine Hand im meiner und trat näher zu ihm.
Lorns eisiger Blick empfing uns, als wir aus dem Schatten der Bäume traten. »Sag mal, bist du total irre?!«, platzte es aus seinem Sohn heraus, nachdem einige Sekunden angespannte Stille geherrscht hatte. Sein Vater verzog angesichts dieses Ausbruches keine Mine, doch in seinen grünen Augen flackerte es gefährlich: »Achte auf deinen Ton!«
»Wegen dir hätte ich das Auto fast um einen Baum gewickelt!«
»Du hast nicht auf meine Anrufe reagiert und anders kann ich deine kleine Freundin hier nicht erreichen!«
Bei Lorn brodelte es unter der Oberfläche, daher zog ich leicht an Logans Hand, als der dennoch ansetzte weiterzumachen. Klar war ich auch sauer, ich meine, was sollte das denn bitte?! Mein Sohn ignoriert mich, also nehme ich einen Autounfall in Kauf, damit er mich beachtet? Doch Streiten würde hier nichts bringen und ich hatte meine Gefühle besser im Griff, vor allem weil ich ja keine Vorgeschichte mit ihm hatte. »Warum wollten Sie denn mit mir sprechen?«, erkundigte ich mich ruhig, den dummen Spitznamen ignorierend. Sofort richtete sich der Blick seiner kalten Augen auf mich. Wie beim letzten Mal dachte ich gar nicht erst daran, meinen zu senken und hielt ihm mit vorgestrecktem Kinn stand. Fast glaubte ich, ein kleines Lächeln über seine Lippen huschen zu sehen, bevor er sagte: »Ich überbringe eine Nachricht vom Hof des ewigen Feuers. Thor persönlich bat mich, dir auszurichten, dass er dich kennenlernen will.«
»Das klingt wie ein Befehl...«, murmelte ich wenig begeistert. Anerkennend zog er eine Augenbraue hoch: »Ich sehe, du hast dich gemacht. Du ähnelst schon viel mehr einer echten Feuerfee.« Logan schnaufte abfällig: »Rose war von Anfang an ein richtiges Mitglied unseres Clans.« Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich lehnte mich an ihn, woraufhin er seine Hand aus meiner löste, um den Arm um meine Taille zu legen. Der missbilligende Ausdruck, mit dem sein Vater uns jetzt musterte, brachte mich jedoch ein wenig aus dem Konzept. »Sohn, ich muss dich einen Moment unter vier Augen sprechen.«
»Ich habe dir nichts zu sagen.«
»Aber ich dir, also gehorche deinem Vater und komme her!«
»Meinem Vater gehorchen? Einen schönen Vater habe ich da, der sich nur für seine Söhne interessiert, wenn sie ihm etwas nützen. Wenn ich deinen Anweisungen nicht folge, lässt du mich dann genauso fallen wie Liam?«
Während er sprach, erhitzte sich die Luft um ihn deutlich, bis ich das Gefühl hatte, in der prallen Sommersonne zu stehen. Lorn erwiderte nichts, doch in seinen sonst so kalten Augen loderte der Zorn. Überfordert mit der Situation wusste ich nichts weiter zu tun, als mich näher an Logan zu drücken und ihm so meinen Beistand zu zeigen. Nach einer Minute absoluter Stille, in der sie sich mit Blicken taxierten und sogar der Wald innezuhalten schien, sagte sein Vater schließlich: »Gut, wenn du es unbedingt willst, dann sage ich es eben vor ihr: du kannst mit menschlichen Mädchen ausgehen und ihre Herzen brechen so viel du willst, aber von den Töchtern unseres Clans solltest du dabei die Finger lassen. Das erspart mir und dir eine Menge Ärger.«
»Ich spiele nicht, nicht mehr, nicht mit ihr«, entgegnete Logan ernst und ließ selbst in dieser Lage mein Herz einmal mehr höher schlagen.
»Das kann ich nicht gut heißen.«
Jetzt war auch meine Wut endgültig geweckt, doch sein Sohn kam mir zuvor: »Es könnte mich nichts weniger interessieren.«
Ohne auf eine Antwort zu warten, griff er nach meiner Hand und zog mich in Richtung Auto davon. Auf halbem Weg, irgendwo mitten im Wald, blieb er jedoch plötzlich stehen, stieß ein lautes frustriertes Seufzen aus und zog mich in eine Umarmung. Kurz war ich zu überrascht, um zu reagieren, doch dann schlang ich die Arme um ihm und schmiegte meine Wange an seine Brust. »Warum muss er so ein Mistkerl sein?«, murmelte er, das Gesicht an meiner Halsbeuge vergraben. Ich war selbst zu aufgebracht, um Lorn aller „Auch wenn er ein Idiot ist, bleibt er dein Vater" zu verteidigen, also erwiderte ich nichts, sondern kuschelte mich schweigend an ihn und malte mit dem Finger beruhigende Kreise auf seinen Rücken, bis seine Anspannung und Wut nachließen.
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Feen der Elemente
FantasyRosannas Eltern sterben bei einem Autounfall, den sie schwer verletzt überlebt. Ihre einzigen Verwandten leben in einem Vorort von Portree, der Hauptstadt von Skye. Dort lernt sie den attraktiven Logan kennen, der sie total verrückt macht, obwohl si...