Es dauerte eine Weile, bis ich mich soweit erholt hatte, dass ich mich aufrichten konnte, dabei viel mir seine Jacke von den Schultern. Zuerst wollte ich sie aus Protest einfach dort liegen lassen, doch als mir die Kälte in die Glieder fuhr, hob ich sie doch wieder auf und schlüpfte mit meinen Armen in die Ärmel. So stand ich da, einsam und verlassen auf einer Waldlichtung, mit einer viel zu großen Jacke, die so verführerisch nach ihm roch und überlegte, was in letzter Zeit bloß mit meinem Leben schief lief. Jahre lang hatte ich ein absolutes Durschnittsleben geführt: nervige Eltern, die ich aber trotzdem liebte und die mich liebten, gute Noten in der Schule, normale Hobbys, ein bester Freund, der mir immer zur Seite stand und in den ich, heimlich, unsterblich verliebt war und ich lebte seit meiner Geburt in ein und demselben Haus. Dann an einem absolut gewöhnlichen Tag, wurde mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Ein Tag, an den ich mich noch nicht einmal richtig erinnern konnte, wie ich gerade entsetzt feststellen musste. Zum ersten Mal seit dem Unfall dachte ich über den Tag nach, an dem er passiert war. Da war nichts, rein gar nichts. Ich wusste weder, was vor dem Unfall passiert war, noch wie er passiert war. Hatte der Schock alles aus meinem Gedächtnis gelöscht? Aber müsste ich mich nicht zumindest an irgendetwas erinnern? Was war nur passiert? So in meine Gedanken versunken, merkte ich erst nicht, wie eine Gestalt aus dem Schatten des Waldes trat. Erst, als sie plötzlich eine gewaltige Aura von Macht ausstrahlte, bemerkte ich sie. Blitzschnell drehte ich mich um. Dort, am Rand der Lichtung stand ein Mann, der aussah wie Anfang 20. Seine Harre waren so hellblond und seine Augen so hellgrau, dass sie fasst weiß schienen. Sein Gesicht war kantig und wirkte abweisend, doch in seinen Augen sah man, ganz weit hinten versteckt, etwas unglaublich verletzliches, dass mich magisch anzog. Er war verdammt gutaussehend. Seit ich meine Magie frei gesetzt hatte, schienen sich meine Sinne geschärft zu haben, sowohl das Riechen, Sehen, Hören, Fühlen und Schmecken, als auch mein Gespür dafür, wer eine Fee war und wer nicht. Während ich Logan noch für einen ganz normalen Jungen gehalten hatte, konnte ich bei diesem Mann sofort erkennen, dass er eine Fee war. Gerade als ich überlegte, wie ich ihn ansprechen sollte, trat er noch ein paar Schritte aus dem Schatten. Kurz musterte er mein, wahrscheinlich immer noch tränenverschmiertes Gesicht, dann starrte er einige Sekunden finster in die Richtung, in der Logan verschwunden war. Schließlich sagte er: >>Dieser Junge scheint keine besonders guten Manieren zu haben. << Ohne es zu wollen musste ich lachen. Ich wusste nicht einmal genau wieso, doch irgendwie fand ich diese Situation witzig. Da stand ein völlig Fremder vor mir, der nach außen hin keinerlei Emotionen zeigte, weder in seinem Gesicht noch in seiner Stimme, aber gleichzeitig etwas sagte, dass von einer inneren Empörung zeugte. Als ich mich wieder beruhigt hatte merkte ich, wie mich der Mann verwirrt ansah. Ich lächelte: >>Tut mir leid, ich fand es nur irgendwie witzig, wie du dir selbst widersprichst. Du versuchst nach außen so auszusehen, als wärst du völlig emotionslos, obwohl du im Inneren sehr wohl etwas fühlst. << >>Die Feen des Luft-Clans zeigen nie Emotionen und sie füllen auch keine. <<, erklärte er, um eine neutrale Stimme bemüht, während sich im totalem Widerspruch zu seinen Worten in seinen Augen Verwirrung wiederspiegelte. Zweifelnd hob ich eine Augenbraue: >>Aha, wenn das so ist solltest du dringend deine Augen überprüfen lassen, die zeigen nämlich gerade sehr deutlich Verwirrung. Vielleicht gehören sie ja zu einem anderen Clan... << Einen Moment lang reagierte er nicht, dann breitete sich aber tatsächlich ein zaghaftes Lächeln auf seinem Gesicht aus: >>Na gut, vielleicht fühlen wir ja doch etwas, aber meistens sind wir ziemlich gut darin sie vor anderen zu verbergen. Du scheinst mich jedoch trotzdem zu durchschauen. << >>Ja, ich bin ganz gut darin, zu erkennen, was die Leute wirklich denken. <<, sagte ich ein wenig stolz. >>Du hast ja aber auch die entsprechenden Fähigkeiten. <<, stellte er fest. War das jetzt sein Ernst? Dachte er gerade ich hätte einfach nur mit meinen Feen-Fähigkeiten angegeben? Ich fragte empört: >>Ach so, meinst du die Fähigkeiten, von denen ich keinen blassen Schimmer habe, wie ich sie verwenden soll? Ja, die sind wirklich sehr hilfreich! << Der Mann grinste, ja tatsächlich, er GRINSTE: >>Willst du mir tatsächlich weiß machen, dass du, eine Fee des Feuer-Clans, die ihre vollen Fähigkeiten besitzt, nicht weißt, wie man die Gefühle eines anderen liest? << Als ich nicht, wie er scheinbar erwartet hatte, in Gelächter ausbrach und ihm sagte, dass es selbstverständlich ein Scherz gewesen war, entglitten ihm vor Fassungslosigkeit seine Gesichtszüge. Doch als er es bemerkte, versuchte er sofort wieder ein gleichgültiges Gesicht aufzusetzen. Ohne mein Zutun musste ich Lachen: >>Lass uns eine Vereinbarung treffen ja? Ich erzähle dir, wie es dazu gekommen ist, dass ich meine Fähigkeiten nicht anwenden kann. Dafür hörst du auf verzweifelt zu versuchen gleichgültig auszusehen. Okay? << >>Ich glaube nicht, dass ich das kann... <<, sagte er vorsichtig. >>Aber du tust es doch schon die ganze Zeit. TU einfach so als wärst du keine Fee aus dem Luft-Clan. >>, lächelte ich. Kurz überlegte er, dann begann er zu lächeln und nickte zustimmend. Wir saßen noch länger dort am Ufer, ich erzählte ihm, wie ich aufgewachsen war und beobachtete fasziniert, wie diese Maske Stück für Stück von ihm abfiel. Erst als ich irgendwann eine Pause von meinen Erzählungen einlegte und gedankenverloren hinauf in den Himmel sah, bemerkte ich, wie weit der Mond schon über den Himmel gewandert war. Erschrocken sprang ich auf und lächelte ihn entschuldigend an: >>Tut mir Leid, aber ich muss dringend nach Hause. Ich hab' morgen früh Schule und wenn ich nicht genug schlafe sehe ich wieder aus wie ein Zombie... << Er sah fast wie ein enttäuschtes Kleinkind aus, als er fragte: >>Musst du wirklich schon gehen? << Als ich nickte wollt er hoffnungsvoll wissen: >>Können wir uns wieder sehen? << >>Klar! <<, antwortete ich, doch dann viel mit etwas auf, >>aber wie sollen wir uns verabreden? Ich denke mal du hast kein Handy? << Kurzzeitig wirkte er so verwirrt, dass ich schon zu einer ausführlichen Erklärung über das Thema Handy ansetzten wollte. Allerdings begann er zu reden, bevor ich es konnte: >> Ich hab meine eigenen Methoden um dir meine Anwesenheit mitzuteilen. << Für einen Moment wirkte er viel älter und weiser, als er aussah. Aber so schnell wie dieser Eindruck gekommen war, verschwand er auch wieder. >>Na dann... <<, sagte ich, winkte zum Abschied und wollte gerade die Lichtung verlassen, als er mir hinterherrief: >>Rosanna? <<
>>Ja? <<
>>Kannst du mir nächstes Mal erklären was ein Zombie ist? <<
>>Klar. <<
>>Kannst du mir nächstes Mal auch erklären was ein Handy ist? Und wie Schule funktioniert? <<
>>Ja, kann ich. <<
Als er glücklich lächelte wollte ich mich erneut umdrehen und gehen, doch er rief mir noch einmal nach: >>Rosanna? << >>Ja? <<, was wollte er denn noch? >>Kannst du mir nächstes Mal etwas zu Essen von den Menschen mitbringen? Ich liebe ihre Nachspeisen... <<, bildete ich mir das nur ein oder wurde er rot? Unwillkürlich lächelte ich: >>Klar! << Noch einmal winkte ich zu Abschied und diesmal verließ ich die Lichtung ohne noch einmal zurückgerufen zu werden.Hey Leute,
tut mir echt leid, dass ich schon wieder nicht pünktlich updaten konnte! 😩Ich war über das Wochenende nicht Zuhause und hatte deswegen kein Internet. Als Entschuldigung kommt dieses Mal ein längeres Kapitel. 😊Viel Spaß beim lesen!😍Eure Luna
P.S.: Was haltet ihr von dem "geheimnisvollen Mann"?🤗
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Feen der Elemente
FantasyRosannas Eltern sterben bei einem Autounfall, den sie schwer verletzt überlebt. Ihre einzigen Verwandten leben in einem Vorort von Portree, der Hauptstadt von Skye. Dort lernt sie den attraktiven Logan kennen, der sie total verrückt macht, obwohl si...