71. Kapitel

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Nach dem Ende des ersten Films lag ich, über die gesamte Couch ausgestreckt, da, während Logan vor dem Fernseher kniete und einen neuen Film aussuchte. Plötzlich kam mir der gestrige Tag wieder in Erinnerung, besonders das Telefongespräch, das ich mit gehört hatte. »Sag mal Logan, warum bist du eigentlich nicht auf die Party von Angel gegangen, wie die anderen?«, ich musste es einfach wissen.
»Warum bist du denn nicht hingegangen?«
»Ich hab keine Einladung.«
»Fiona hätte dich doch einfach mitnehmen können.«
»Ist denn nicht klar, warum ich nicht auf ihre Party will? Sie hat mir die Nase gebrochen!«
»Das hat dich bisher in der Schule auch nicht davon abgehalten, zu tun was du willst, auch wenn es ihr nicht passt.«
»Ach, hör auf, vom Thema abzulenken.«
»Du hattest mich doch eingeladen.«
»Einladungen kann man absagen.«
»Ich bin aber lieber bei dir, als auf dieser Party.«
Okay, das kam jetzt überraschend direkt. Allerdings durfte ich meine Überraschung nicht zeigen, da er mich direkt ansah und jede Regung sofort bemerken würde. Um Ruhe bemüht wandte ich mein Gesicht von ihm ab und starrte an die Decke, ohne etwas zu erwidern. Doch so einfach wollte er es offenbar nicht auf sich beruhen lassen, denn auf einmal beugte er sich über mich, der Blick seiner waldgrünen Augen bohrte sich in meine. Schlagartig war mein ganzes Gehirn wie in Watte eingepackt, als würde er mich hypnotisieren. »Wenn dir das so wichtig ist, gehe ich hin. Aber nur unter einer Bedingung: du begleitest mich.«, seine Stimme war so ernst und sein Blick so fesselnd, dass ich nicht mehr wusste, was ich tat. Wie aus weiter Ferne hörte ich eine Stimme, die verdächtig nach meiner eigenen klang, »Okay« sagen. Sofort breitete sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht aus und er wich zurück. Jetzt konnte ich auch wieder klar denken und wurde mir des soeben passierten bewusst. Fieberhaft suchte ich nach einer Möglichkeit, meine Zustimmung zurückzunehmen, aber er hatte weder mit Magie meine Gefühle beeinflusst, noch fiel mir ein anderer plausibler Grund ein. Gott, war das unfair, dass ich so auf seine Nähe reagierte. Schließlich gab ich mich geschlagen: »Ich muss mich nur kurz umziehen.« »Gut, ich warte hier und räum unser Zeug weg«, er war für meinen Geschmack ein wenig zu gut gelaunt. Nur, weil ich seiner Einladung zugestimmt hatte? Aber, man, dieses Lächeln sollte wirklich verboten werden, es machte abhängiger als jede Droge der Welt, da war ich mir sicher. Oben in meinem Zimmer sah ich mich allerdings einem ganz anderen Problem gegenübergestellt: Was sollte ich anziehen? Nachdem ich meinen Kleiderschrank zweimal durchgegangen war, musste ich mir eingestehen, dass ich kein einziges cooles Outfit in meinem Schrank hatte, zumindest keines, das für eine Party geeignet wäre. Außer ich hatte vor, entweder viel zu seriös oder zu sehr nach Couch-Potato auszusehen, dazwischen gab es nichts. Naja, vermutlich gab es schon etwas, aber ich fand es gerade nicht. Seufzend durchquerte ich das Bad und fand mich in einem Meer aus Klamotten wieder. Fi hatte natürlich nicht aufgeräumt, bevor sie zur Party war, weswegen jetzt alles, vom Bett, dem Schreibtisch plus Stuhl, ihrem Sessel bis zu Boden bedeckt war mit Oberteilen, Hosen und Röcken. Kopfschüttelnd ging ich durch das Zimmer und sammelte zumindest die Sachen vom Boden auf, um sie auf das Bett zu legen. Da viel mir in den Stapel, der sich dort sowieso schon befand, etwas grünes auf. Fi mochte doch eigentlich kein Grün... Neugierig zog ich daran, während ich gleichzeitig mit der anderen Hand gegen den oberen Teil des Stapels drückte, damit mir nicht alles entgegen kam. Es war eine tannengrüne Neckholder-Bluse mit langen Ärmeln, dafür aber schulterfrei, wobei die Ränder an den Schultern mit Rüschen verziert waren. Wenn ich dazu jetzt noch meinen schwarzen Tellerrock in diesem Chaos finden würde, den, den ich bei meinem weihnachtlichen Überraschungsausflug mit Logan getragen hatte und den Fi auch tatsächlich sofort beschlagnahmt hatte, sobald er aus der Wäsche gekommen war, wäre mein Outfit fertig. Nach vergleichsweise kurzer Zeit entdeckte ich ihn tatsächlich unter einem Stapel Hosen und weiterer Röcke, die über Fis Schreibtischstuhl hingen. Das Make-Up hielt ich, teils aus Zeitgründen und teils aus Unvermögen, ziemlich schlicht, es bestand nur aus Mascara und aus dem Lippenstift, den ich an Weihnachten getragen hatte. Meine Haare durften ausnahmsweise frei über meine Schultern fallen, wobei ich feststellen musste, dass sie schon wieder ganz schön gewachsen waren, sie reichten mir inzwischen schon bis zum Hintern. Nachdem ich mein Aussehen ein letztes Mal im Spiegel überprüft hatte, flitzte ich nach unten, wo Logan bereits im Flur auf mich wartete. Es war wirklich unverschämt, dass er in seinem schlichten schwarzen Shirt und seiner dunklen Jeans so gut aussah, dass er sich für eine Party noch nicht einmal umziehen musste.

Feen der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt