59. Kapitel

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>>Gerade Sie sollten sich mit Anschuldigungen zurückhalten! <<, platzte es aus mir heraus,>>Lassen ihre Frau einfach mit zwei Kindern allein zurück. Überhaupt, wie kommen sie auf die Idee meine Eltern wären verrückte Entführer? Ich könnte genauso gut ein Findelkind gewesen sein. Oder sie haben mich adoptiert<< >>Das ist unmöglich<<, unterbrach Lorn mich.

>>Was genau? <<

>>Beides. <<

>>Warum? <<

>>Nun, zuerst einmal würde keine Fee, erst recht keine aus dem Feuerclan, ihr Kind ohne Magieunterricht und Wissen über seine Herkunft bei Menschen aufwachsen lassen. Zweitens würde keine Fee überhaupt jemals zulassen, dass irgendwelche Menschen ihr Kind ganz allein erziehen, ohne, dass sie ein Auge darauf hat. <<

Das Wort >>Mensch<< spukte er richtiggehend aus, so, als wäre das Wort irgendwie schmutzig. >>Außerdem spielt deine Meinung keine Rolle<<, fuhr er mit eiskalter Stimme fort. >>Sag mir, wo sie sich momentan aufhalten! << >>Sie sind auf dem Friedhof in meiner Heimatstadt. Aber, vorausgesetzt, dass Logan mir nicht verschwiegen hat, dass die Feen des Feuerclans mit den Toten sprechen können, dürfte sich die Befragung wohl als etwas schwierig herausstellen<<, gab ich schnippisch zurück. Auch, wenn ich mich eigentlich gerade auf andere Dinge konzentrieren sollte, kam ich nicht umhin zu bemerken, wie viel leichter es mir inzwischen viel, über meine Eltern zu sprechen oder zu nachzudenken und sich dabei an den Rat meiner Mutter zu halten. Zumindest, wenn man meinen kleinen Beinahe-Ausbruch an Weihnachten vernachlässigte. Doch wenn es um Logan ging, war es mir aus irgendeinem Grund nicht möglich, mich zu beherrschen. Den spürte ich gerade übrigens überrascht, aber auch stolz in sich hineingrinsen. Lorn wirkte ebenfalls überrascht und kurz sah ich eine Spur von Betroffenheit über sein Gesicht huschen. Doch, wie sollte es anders sein, der Moment war so schnell vorbei wie er gekommen war. >>Nun<<, er schien angestrengt zu versuchen, das Eiskalte in seine Stimme zurückzuzwingen >>das macht die Sache tatsächlich etwas komplizierter. Aber so oder so, Thor muss umgehend davon unterrichtet werden. Ich werde mich direkt zu ihm begeben. << Mit diesen Worten macht er sich auf den Weg, hielt dann im Türrahmen aber nochmal kurz inne, nickte seinem Sohn und, nach kurzem Zögern, auch mir zu, bevor er endgültig verschwand. Einen Moment blieben wir beide noch wie erstarrt stehen, dann schien die ganze Spannung von Logan abzufallen und er warf sich mit Schwung auf sein Bett. Gott sein Dank ließ er davor meine Hand los. Nach kurzem Überlegen machte ich es mir im Schneidersitz neben ihm auf seinem Bett bequem. >>Tja<<, sagte Logan, während er sich durch die Haare fuhr, >>Das war mein Dad. Er hat eine herzerwärmende Art, nicht wahr. Noch dazu hat er sich dir wirklich mit all seinem umwerfenden Charme und, wie es sich gehört, natürlich von seiner besten Seite präsentiert. Du bist also bestimmt vollauf von ihm begeistert. << >>Hey<<, ich boxte ihm leicht gegen den Oberarm, >>Ironie ist mein Laster. Such dir ein Eigenes. << Ich erreicht zumindest ein mattes Lächeln, bevor er wieder sich aufsetze und mich ansah. >>Aber mal im Ernst: Es tut mir wirklich sehr leid, wie er sich verhalten hat. <<, meinte er ernst. Ich lächelte aufmunternd: >>Nicht so schlimm. Vergessen wir es einfach, ja? << Einen Moment musterte er mich noch aufmerksam, dann wurden seine Gesichtszüge weicher und er ließ sich wieder nach hinten fallen: >>Okay, ich beschäftige mich sowieso nicht gern länger als nötig mit ihm. << Mir brannten so viele Fragen auf der Zunge, aber ich wollte ihn momentan nicht weiter an die Probleme mit seinem Dad erinnern. Also beschloss ich, mich erstmal um meine Familie zu kümmern. >>Hast du dein Handy da? <<, wollte ich daher von ihm wissen.

>>Nope, du? <<

>>Nein, hab meines bei mir Zuhause liegen lassen. Wo ist denn euer Festnetz? <<

>>Wieso fragst du? <<

>>Ich würde gerne die anderen anrufen, damit sie wissen wo wir sind und sie sich nicht allzu viele Sorgen machen. <<

>>Ian hatte ich Bescheid gegeben, dass ich plane, mit dir zur Lichtung zu gehen. Deswegen können sie sich wahrscheinlich denken, dass wir zu mir geflüchtet sind, als der Schneesturm angefangen hat. Aber es steht unten im Flur auf der Station, wenn du es trotzdem versuchen willst. >>

>>Gut<, meinte ich und stand mit Schwung auf.

Feen der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt