Feen der Elemente

17. Kapitel

Die Möbel im Inneren des Hauses waren bunt zusammengewürfelt. Die Beine eines Stuhls hatten sogar verschiedene Farben, als wären einfach Beine von verschiedenen, alten Stühlen an einen neuen geschraubt worden. Wenn ich mir noch auf der Fahrt hierher vorgestellt hätte, wie Logan wohnte, wäre mir so etwas ganz sicher nie in den Sinn gekommen. Der Stil der Inneneinrichtung ähnelte meinem, allerdings mochte ich alte Möbel lieber. Aber in meinem alten Zimmer waren die Möbel genauso bunt zusammengewürfelt gewesen. >>Ich wollte ja schon reingehen, aber Rosanna konnte sich nicht vom Anblick unseres Hauses losreißen. <<, rechtfertigte sich Logan, sobald er die Tür geschlossen hatte. >>Na und, ich finde euer Haus eben sehr hübsch, da ist doch nichts Falsches dran. <<, stellte ich fest. 
>>Ja, du hast leicht reden, du hast ja auch meine Jacke an. <<
>>Du hast sie ja nicht zurückgefordert. <<
>>Trotzdem. <<
>>Außerdem frierst du doch sowieso nie. <<
>>Nur weil ich das behaupte, heißt das nicht, das ich in Wahrheit nicht doch friere. <<
>>Soll ich dich jetzt bemitleiden? <<
>>Also ich kann nicht sagen, dass mir das missfallen würde. <<
>>Pff, nur weil du frierst, weil du innerlich so kalt bist wie ein toter Fisch muss ich dich noch lange nicht bemitleiden. <<
>>Jetzt bist du ja fast so witzig wie ich vorhin. <<
>>Ich gebe mir Mühe. <<
>>Pass nur auf, sonst überlege ich es mir vielleicht anders und gebe dir meine Jacke doch nicht.<<
>>Ach, Gordon hat sicher auch eine für mich. <<
>>Gordon? Gordon Adair? <<
>>Ja, naja. Seine Augen sehen zwar aus wie die eines toten Fisches, so einem, dem dein Inneres ähnlich sieht, wenn er mich anstarrt. Aber er ist ziemlich muskulös und ich hatte irgendwie schon immer eine Schwäche für Sportler. <<
>>Auf jeden Fall kriegst du ihn bestimmt dazu mit dir auszugehen. <<
>>Ich kann mit jedem Jungen auf unserer Schule ausgehen, wenn ich will! <<
>>Mit mir nicht. <<
>>Bist du dir da sicher? <<
Davina und ein Junge, der sich während unseres Schlagabtausches zu ihr gesellt hatte, ich vermutete, dass es Liam war, beobachteten uns fasziniert. Wie waren wir eigentlich auf dieses Thema gekommen? War es nicht am Anfang darum gegangen, dass ich mich nicht vom Anblick des Hauses hatte losreißen können? >>Ich mag sie. <<, stellte Liam auf einmal mit einem breiten Grinsen im Gesicht fest. >>Endlich mal eine, die ihm Paroli bieten kann. <<, stimmte Davina ihm zu. Ich wurde rot und starrte zu Boden, als ich plötzlich ein Stechen in meinem Kopf spürte. Genervt sah ich zu Logan auf, doch der sah mich nur fragend an. Als ich versuchte die Richtung zu bestimmen, aus der der ‚Angriff' gekommen war, bemerkte ich, dass es aus Liams Richtung kam. Richtig, Logan hatte erwähnt, dass sein Vater immer sagte, es sei eine Schande, wenn der erste Sohn seine Feenseite unterdrückt. Liam war auch aus dem Feuer-Clan! Er war es gewesen, der gerade versucht hatte, meine Gefühle zu lesen. Ich sah ihn verwundert an. Wieso hatte er so etwas versucht? Bei Logan wusste ich, warum er es tat: Entweder er wollte mich nerven oder meine Aufmerksamkeit erregen. Liam beobachtete mich mit einem Blick, mit dem ein Forscher eine Ratte beobachten würde, die in einem Labyrinth feststeckt. >>Vater wird sie sicher auch gefallen. Immerhin ist sie eine von uns. <<, brach Liam das Schweigen, das sich in der Diele ausgebreitet hatte. Davina betrachtete mich verdutzt: >>Sie wirkt gar nicht wie eine von euch. << Ich sah, dass Logan etwas sagen wollte, kam ihm aber zuvor: >>Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich bis vor ein paar Tagen nicht wusste, dass es Feen wirklich gibt. Ganz zu schweigen davon, dass ich selbst eine bin. Erst durch Logan habe ich das alles erfahren. << >>Interessant... <<, war alles, was Liam noch sagen konnte, bevor Davina das Wort an sich riss: >>Also wirklich Kinder, das hier sind doch keine Gespräche, die man in der Diele führen sollte. Außerdem ist Rosanna immer noch unser Gast: Logan, nimm Rosanna die Jacke ab. DU, Liam, kochst das Wasser für den Tee auf. Ich hoffe du magst Tee, Rosanna. << Dann rauschte sie davon in Richtung Küche, wie ich annahm und murmelte noch etwas von Kuchen. Ihre Söhne hatte sie unter Kontrolle, das musste man ihr lassen. Als Logan und ich alleine waren, fragte ich ihn: >>Ist das wirklich in Ordnung? Ich meine, ich bin doch eigentlich nur hier, damit du mir deine zweite Jacke geben kannst. Obwohl ich eigentlich auch einfach die hier hätte behalten können und du hättest eben morgen deine andere angezogen, dann hätte ich gar nicht her kommen müssen. << Als er mir die Jacke von den Schultern nahm, streiften seine Finger meinen Hals, mir lief ein warmer Schauer über den Rücken. Bevor ich mich zu ihm umdrehen konnte, spürte ich seinen Atem in meinem Nacken und mein Herz setzte aus. Dann flüsterte er, nur wenige Millimeter von meinem Ohr entfernt: >>Aber ich wollte dir keine alte Jacke geben. Die, die ich hier habe, ist noch ganz neu. << Dann, als ich spürte wie er sich entfernte, versuchte ich verzweifelt, das nach Luft schnappen zu unterdrücken. Ich hatte den Atem wohl länger angehalten, als ich gedacht hatte. Nachdem ich den Luftmangel wieder einigermaßen ausgeglichen hatte, bemerkte ich, wie Logan mich amüsiert beobachtete. Verdammt, hatte er etwa bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte? Da sein Ego sowieso schon so groß war, wie der Himalaya hoch, und ich ihm dieses selbstzufriedene Grinsen aus dem Gesicht aus dem Gesicht wischen wollte, sagte ich: >>Was grinst du denn so? Ich hab die Luft angehalten, weil dein Atem riecht, als hättest du in der Pause eine Knoblauchknolle pur gegessen. Weißt du, Kaugummi oder Zähneputzen können bei sowas Wunder wirken. << Und tatsächlich, für einen kurzen Moment war das Grinsen verschwunden, doch er hatte sich leider schnell wieder gefangen: >>Ach, das muss dir nicht peinlich sein. Du bist nicht das erste Mädchen, dem mein Anblick und meine Nähe den Atem rauben. << Ich zog zweifelnd eine Augenbraue hoch, dann machte ich auf dem Absatz kehrt und ging in die Richtung, in der Davina und Liam verschwunden waren. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Logan seinen Atem überprüfte.