Nachdem ich mich schließlich halbwegs beruhigt hatte, brachte Blue mich nach Hause. Es war wirklich erstaunlich. Immer, wenn Logan mich enttäuschte, war Blue da, um mich aufzufangen und zu trösten. Und obwohl ich kaum etwas über ihn wusste, war ich mir sicher, dass ich ihm blind vertrauen konnte. Ich wollte ihm irgendwie danken, aber es ergab sich nie eine Möglichkeit. Natürlich brachte ich ihm so oft es ging Kuchen oder Gebäck mit, doch etwas wirklich Besonderes war das ja auch nicht... >>Ist wirklich alles in Ordnung? Du hast mir immer noch nicht gesagt, was eigentlich los war... <<, unterbrach Blue meine Gedanken. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir schon vor der Haustür waren. Wie lange standen wir schon hier? >>Ich weiß, aber ich muss mir erstmal selbst über so einiges klar werden, denke ich. Und mir geht es gut! <<, als er mich zweifelnd ansah fügte ich hinzu, >>Wirklich! Ich brauche einfach nur eine Mütze voll Schlaf, das ist alles. << Kurz musterte er mich noch kritisch, doch dann gab er nach, drückte mich kurz an sich und küsste mich auf den Scheitel. Dann verschwand er in der Dunkelheit. Da ich aber noch nicht hineingehen wollte, setzte ich mich auf die Bank im Garten und starrte in den Nachthimmel. Hier, wo kaum ein Licht brannte, sah man jeden einzelnen Stern. Die Sternbilder, die mir mein Vater mir mit seinen Astronomie-Büchern beigebracht hatte, die ich aber in der Großstadt nie hatte entdecken können, waren hier deutlich zu sehen. Plötzlich kam mir eine Idee: An Weihnachten wäre die perfekte Gelegenheit, um Blue etwas zu schenken. Ob Feen wohl Weihnachten feierten? Egal, auch wenn nicht würde ich ihm trotzdem etwas schenken. Jetzt musste ich mir nur noch ein Geschenk überlegen, das ihm gefallen könnte. In der nächsten Woche, der letzten vor Weihnachten, konzentrierte ich mich darauf, mir Weihnachtsgeschenke auszudenken. Ich wollte jedem, der mir in den letzten Monaten geholfen hatte und mir ans Herz gewachsen war, etwas schenken. Das stellte sich aber als ziemlich schwierig heraus, denn selbstverständlich wollte ich nicht einfach irgendetwas verschenken. Jeder sollte etwas bekommen, das zu ihm passte und das er wirklich haben wollte. Um einige Geschenke, wie zum Beispiel Fis, hatte ich mich schon früher gekümmert, da sie sonst vor Weihnachten niemals fertig gewesen wären. Doch egal wie viel ich mit den Geschenken zu tun hatte und egal wie viele Aufgaben ich mir von Vika geben ließ, es gelang mir nicht, Logan aus meinen Gedanken zu verdrängen. Am 23. Dezember, als mir Vikas und Fis geballter Tatendrang beim Schmücken des Christbaums und ihr Streit über die diesjährige Weihnachtsfarbe zu viel wurden, floh ich nach draußen. Eine Weile wanderte ich einfach nur ohne festes Ziel gedankenverloren durch die Gegend. Ich achtete nicht auf meine Umgebung und so kam es, dass ich mich plötzlich am Rand einer ganz bestimmten Lichtung wiederfand. Ausgerechnet an diesen Ort hatte mich mein Körper geführt, an den Ort, den ich am meisten von allen mit diesem einen Jungen verband. Alles war von einer Schicht aus dünnem Schnee überzogen, die aussah wie Puderzucker. Der kleine Teich war zugefroren, seine Oberfläche war so glatt wie ein Spiegel. Es war wirklich ein wunderschöner Anblick. Doch am meisten fesselte mich der Anblick des Jungen, der in der Mitte der Lichtung stand. Er sah müde aus, mit diesen tiefen Ringen unter den Augen, als hätte er seit dem Ball nicht mehr geschlafen. Auch stand er nicht so selbstbewusst dort, wie sonst immer, eher so, als würde eine schwere Last auf seinen Schultern liegen. Seine Klamotten waren zerknittert und seine Haare waren total zerzaust, als hätten sie heute noch keinen Kamm gesehen, geschweige denn Gel. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon Mitleid mit ihm. Zwar war er selbst schuld, an dem, was passiert war, doch er sah exakt so aus, wie ich mich fühlte. Im Gegensatz zu ihm zeigte ich das aber nicht nach außen. Ich zwang mich jeden Morgen aufzustehen und etwas Anständiges anzuziehen. Meiner Familie spielte ich dann den ganzen Tag mein normales Ich vor, mit erstaunlich großem Erfolg. Abends lag ich dann im Bett und klammerte mich verzweifelt an die Stimme meiner Mutter, die in einer Art Dauerschleife in meinem Kopf immer wieder sagte: >>Weine nicht, mein Kind, sonst wirst du durch deine Tränen etwas Wundervolles, das dir bald widerfahren wird, nicht sehen!<< Außerdem sagte ich mir selbst immer wieder, dass ich in letzter Zeit viel zu oft geweint hatte. Nur so schaffte ich es, mich nicht jede Nacht in den Schlaf zu weinen. Doch sein Anblick ließ alles wieder hochkommen. Als ich mich umdrehen wollte, um zu gehen, stieg ich auf einen Ast, der unter meinem Fuß zerbrach. Logan sah erschrocken auf und sein Blick traf auf meinen. Es brach mir das Herz. Erneut. Seine Augen, die sonst in diesem wunderschönen Grün strahlten, schienen blasser, als hätte sich ein grauer Schleier über sie gelegt. Die Traurigkeit und Verzweiflung, die in ihnen zu sehen war, brachte mich um. Nach einer kleinen Ewigkeit, in der wir uns einfach nur angesehen hatten, flüsterte Logan mit rauer Stimme: >>Rose...Rose, bitte...<< Bevor er ausreden konnte, machte ich auf dem Absatz kehrt und rannte. Zu Hause angekommen, stürme ich sofort die Treppe hinauf und rief nur kurz nach unten, dass ich Kopfschmerzen hätte und sofort schlafen gehen würde. Und ich versuchte tatsächlich zu schlafen! Aber egal, wie sehr ich es versuchte, am Ende lag ich nur wach im Bett und starrte Löcher in die Luft.
-----------------------------------------------------------------------
Hey Leute,
nachdem ich jetzt seit über einem halben Jahr nicht geupdatet habe, was mir ziemlich Leid tut, kommen heute und morgen zwei etwas längere Kapitel. Danach wird wieder wie gewohnt jedes Wochenende ein neues Kapitel kommen.
Ich hoffe ihr habt viel Freude mit den neuen Kapiteln!
Eure Luna
![](https://img.wattpad.com/cover/51701951-288-k821906.jpg)
DU LIEST GERADE
Feen der Elemente
FantasiaRosannas Eltern sterben bei einem Autounfall, den sie schwer verletzt überlebt. Ihre einzigen Verwandten leben in einem Vorort von Portree, der Hauptstadt von Skye. Dort lernt sie den attraktiven Logan kennen, der sie total verrückt macht, obwohl si...