73. Kapitel

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Mein Herz machte einen Satz, blieb kurz stehen und schlug dann doppelt so schnell weiter, während mein Gehirn schlapp machte. »W-wegen mir?«, brachte ich stotternd und stockend heraus. Logan nickte, dann sah er auf und sah mich mit einem sanften Lächeln an: »In den wenigen Monaten, die wir uns kennen, hast du es geschafft, mein Leben komplett zu verändern, mich zu verändern. Als ich dich das erste Mal gesehen habe, auf dem Schulflur, wusste ich schon, dass du anders bist. Mir war noch nicht ganz klar auf welche Art, aber ich wusste, dass ich dich unbedingt kennen lernen will. Du warst wie ein Lichtstrahl, der wieder Farbe in meine graue Welt gebracht hat.« Ich war sprachlos, unfähig, auch nur einen Finger zu rühren. Wären meine Muskeln nicht wie zu Stein erstarrt gewesen, wäre mir vermutlich die Kinnlade hinuntergeklappt. Was passierte hier eigentlich gerade? Das war alles zu gut und viel zu surreal, um wahr zu sein! Plötzlich flog die Balkontür mit Schwung auf und Fiona erschien im Türrahmen. So schnell konnte ich gar nicht reagieren, da hatte Logan schon seine Hände zurückgezogen, war aufgestanden und hatte sich einige Schritte von mir entfernt. Nicht, dass Fi ihn auch nur ansatzweise wahrgenommen hätte. Den Blick fest auf mich gerichtet, wankte sie nach vorne. Vorsichtshalber stand ich jetzt ebenfalls auf, um ihr entgegen zukommen, aus Angst, sie würde noch umkippen. »Du! Warum sagst du nichts?«, fragte sie anklagend und stieß mir, offenbar um ihre Frage zu unterstreichen, mit ihrem ausgestreckte Zeigefinger gegen die Brust. »Was meinst du?«, wollte ich ein wenig überfordert wissen, während ich sie an den Schultern packte, um sie zu stabilisieren. »Na, warum erfahre ich erst von Angel, dass du hier bist und nicht von dir?«, spezifizierte sie ihre Frage »Und was macht ihr überhaupt hier draußen. Es ist eiskalt hier!« »Das sage ich auch schon die ganze Zeit. Aber Rosanna wollte offenbar gerne erfrieren und mich armen Kerl mit in den Tod reißen«, beschwerte sich Logan grinsend, bevor er sich vom Tisch, an dem er gelehnt hatte, abstieß und nach drinnen verschwand. Verwundert starrte ich ihm hinterher. Was war das denn jetzt bitte gewesen? Erst war er urplötzlich wütend, dann traurig, verlegen, fast ängstlich und unglaublich niedlich und jetzt wieder ganz der Alte? Bei diesen Stimmungsschwankungen bekam man ja echt ein Schleudertrauma! Verdammt, warum hatte Fi ausgerechnet jetzt rauskommen müssen, wo er gerade so, so... so anders gewesen war?! Apropos Fi, deren Gesicht hatte in den letzten Sekunden erschreckend viel Farbe verloren. So schnell es ging, schaffte ich sie ins nächstgelegene Bad und hielt ihr die Haare zurück, als sie sich über die Toilettenschüssel beugte. Von rührseligen, herzzerreißenden, atemraubenden Geständnissen zu Erbrochenem in unter zehn Sekunden. Wow. Was für eine Karriere.

Nachdem sie aufgehört hatte, sich zu übergeben, ließ ich sie an die Wand neben dem Klo gelehnt zurück, um auf die Suche nach Logan oder Ian zu gehen. Welcher von beiden, war mir im Moment grundsätzlich egal. Hauptsache, er war noch nüchtern genug, um Fi und mich nach Hause zu fahren. Tatsächlich hatte ich nach kurzer Zeit Ian am Rand der Tanzfläche lokalisiert, wo er mit einem Plastikbecher in der Hand in einer Gruppe von Jungs stand, deren Gesichter mir aus der Schule alle mehr oder weniger bekannt vorkamen. Jetzt wäre mir Logan doch lieber gewesen, denn bei ihm vermutete ich eine geringere Promilleanzahl. Zwar hatte ich keine Ahnung,wie viel Zeit ich mit Fi im Badezimmer verbracht hatte, aber vorhin hatte er zumindest noch gesagt, er würde heute Abend nichts trinken, weil er mich ja wieder nach Hause bringen musste. Innerlich betete ich dafür, dass Ian es nicht so übertrieben hatte, wie seine Schwester, während ich mich durch die Menge kämpfte. Inzwischen wusste ich auch wieder ganz genau, was ich gegen solche Partys im Allgemeinen hatte. Bei der Gruppe angekommen tippte ich Ian, der mir den Rücken zudrehte, auf die Schulter. Es dauerte einen Moment, bis er mich erkannte, dann fiel er mir überschwänglich um den Hals und drückte mich an sich. Nein, er hatte mindestens genauso fiel intus wie seine Schwester, sein Magen schien es allerdings besser zu vertragen. »Rosanna, was machst du denn hier? Dachte du bist Zuhause!«, schrie er direkt neben meinem Ohr. »Tja, Logan hat mich umgestimmt«, erklärte ich, während ich augenverdrehend versuchte,seine Arme von mir zu lösen. Bei einem Arm schaffte ich es, der andere bleib ummeine Schultern liegen, als er sich schwungvoll wieder zu seinen Kumpeln umdrehte und mich dabei mit herum riss. »Leute, dass ist Rosanna, meine hübsche Cousine«, stellt er mich überschwänglich grinsend vor. Überrumpelt grüßte ich in die Runde, die lautstark zurück grüßte. Darauf folgten einige Minuten, in denen ich erfolglos versuchte, Ians Aufmerksamkeit zu erregen, der wiederrum damit beschäftigt war, seinen Freunden Fragen über mich zu beantworten.Gleichzeitig konnte ich aber auch nicht weg, um nach Logan zu suchen, weil mein Cousin seinen Griff um mich immer noch nicht gelöst hatte. Schließlich erbarmte sich einer der anderen Jungs, denn plötzlich wurde Ians Umarmung gelöst und ich ein Stück von ihm weg in eine freie Ecke gezogen. Dankbar sah ich zu meinem Retter auf, der bestimmt eineinhalb Köpfe größer war als ich. Ian schien gar nicht zu bemerken, dass ich nicht mehr da war, stattdessen gestikulierte er jetzt weil mit seinen Händen. »Du sahst aus, als könntest du Hilfe gebrauchen«,grinste der Kerl vor mir. Er was gutaussehend, wenn er auch nicht an Logan heranreichte, sein Haar war schwarz und seine Augen ebenfalls dunkel, doch die genaue Farbe konnte ich nicht erkennen. Seine Kleidung war lässig, unter seiner schwarzen Lederjacke trug er ein weißes Hemd, dass über seine helle Jeans hing.»Ja, Ians Arm war wie aus Stahl«, scherzte ich, während ich überlegte, ob ich seinen Namen bereits kannte. »Du brauchst nicht weiter zu überlegen, Ian hat es bisher versäumt, uns einander vorzustellen. Ich bin Aiden«, stellte er sich,weiterhin breit grinsend, vor. »Nett dich kennenzulernen. Mich hat Ian zwar vorhin schon vorgestellt, aber falls du es in dem Lärm nicht gehört hast, ich bin Rosanna«, sagte ich lächelnd. »Die Vorstellung vorhin war gar nicht nötig.Ich glaube es gibt niemanden an der Schule, der dich nicht kennt!«, meinte Aiden lachend. Mit großen Augen sah ich ihn an, woraufhin er erklärte: »Es ist eine kleine Schule und es wechseln nicht oft Leute in höheren Klassen zu uns.Besonders keine hübschen Mädchen aus Übersee mitten im Schuljahr.« Lachend dankte ich ihm für das Kompliment. »Also, ich hab heute Abend den Kürzeren gezogen und habe Alkoholverbot, weil ich die Idioten da hinten später nach Hause fahren muss. Ich nehme mal an, darum ging es dir, oder?« »Ja, Fiona hatte wohl zu fiel und sitzt gerade stöhnend im Bad dahinten auf dem Boden«, erklärte ich und deutete in Richtung der Tür auf der anderen Seite der Tanzfläche. »Na dann, die anderen wollten sowieso nicht sobald gehen«, stellt Aiden fest, nahm ohne lange zu fackeln meine Hand und bahnte uns einen Weg durch die Menschen.

Feen der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt