50. Kapitel

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Jedesmal, wenn ich gefragt hatte, was denn nun ein typisch schottisches Weihnachtsessen war, wurden mir nur kryptische, nichts sagende Antworten gegeben. Mir wurde allerdings immer versprochen, dass es lecker sein würde. Um es zuzugeben: Meine Erwartungen, die, nach den vielen Versprechungen und natürlich durch Vikas Kochkünste, sehr hoch gewesen waren, wurden sogar noch übertroffen. Als Fiona und ich ins Esszimmer traten, fiel sofort der umdekorierte Esstisch auf. Gestern, zum >>deutschen<< Abendessen, war er dezent mit einer weißen Tischdecke, einigen silbernen Christbaumkugeln, gleichfarbigen Schellen und einem Adventskranz mit weißen Kerzen geschmückt gewesen. Die Tischdecke war geblieben, doch an der Dekoration war sonst nichts mehr dezent. In der Mitte lag eine bunte Lichterkette in einem Oval, so lang wie der ganze Tisch. Darin standen silberne Kerzen, auf denen sich die Lichter spiegelten und Gestecke aus Fichten-, Tannen- und Mistelzweigen lagen dazwischen. Auf dem Tisch waren außerdem Knallbonbons verteilt, manche kunterbunt gestreift, andere aber auch gepunktet. Von der Lampe über dem Esstisch hingen rote, grüne und gelbe Lichterketten. Ich blieb wie versteinert im Türrahmen stehen, überwältigt von der Menge an Farben. Fi trat neben mich und grinste über meine Reaktion. Plötzlich sprang Ian hinter der Couch hervor, keine Ahnung, was er dort getrieben hatte, und rief: >>Ha, ihr seid in die Falle getappt!<< Fiona stöhnte genervt, woraus ich schloss, dass Ian das, was auch immer es war, nicht zum ersten Mal tat. Sie drehte sich zu mir um und bestätigte meine Vermutung: >>Er macht diesen Mist jedes Jahr, hängt einen Mistelzweig irgendwo im Wohnzimmer auf. Dann wartet er, bis zwei Personen ausversehen darunter treten, um schadenfroh aus irgendeiner Ecke zu springen und auf einem Kuss zu beharren. Aber keine Bange, wir haben vor Jahren festgelegt, dass bei gleichgeschlechtlichen Opfern und Verwandten Wangenküsse reichen.<< Ein wenig musste ich über ihre Ausdrucksweise grinsen. Sie war sachlich und ähnelte ein wenig einer wissenschaftlichen Abhandlung. Lässig zuckte ich mit den Schultern und wir beide leisteten der Tradition Folge. Als ich jedoch Schritte auf der Treppe zu hören waren, verflog meine Lässigkeit und ich floh aus dem Türrahmen. Selbst Logan, der neben mir saß, schaffe es heute nicht mich von dem Essen abzulenken. Der Hauptgang bestand aus Truthahn, zu dem es Kartoffeln und Gemüse gab. Doch das beste waren die Nachspeisen: da war Shortbread, ein bekanntes schottisches, süßes Mürbeteiggebäck und Mince Pie, ein kleines Törtchen gefüllt mit einer Mass aus gehackten Nüssen und Trockenfrüchten. Außerdem gab es noch Karamellpudding, eine zwar nicht ganz so typisch schottische, dafür aber eine für die Familie meiner Mutter und Tante sehr typische Nachspeise. Bei uns Zuhause hatte es dieses Dessert immer zu meinem Geburtstag gegeben. Nach dem Essen, als die anderen gerade in der Küche waren und dort den Kaffee vorbereiteten, packte Logan plötzlich meine Hand und zog mich zur Haustür. Bis wir in der Diele waren, war ich so verblüfft, dass ich mich nicht wehrte. Doch dann stimmte ich mich gegen ihn und wollte wissen: >>Was hast du denn vor?<<
>>Ist eine Überraschung.<<
>>Jetzt sag schon!<<
>>Aber dann würde ich doch alles verderben.<<
>>Logan!<<
>>Vertraust du mir?<<
Das war eine fiese Frage. Natürlich vertraute ich ihm, aber ich wollte wissen, was er vorhatte. Eine Weile starrten wir uns einfacher an und keiner war gewillt, als erster aufzugeben. Zu meinem Triumph senkte er zuerst den Blick: >>Ich will dir was zeigen, auf der Lichtung.<< Zuerst wollte ich fragen, warum das denn jetzt sein musste, doch sein Blick zeigte mir, dass es ihm wirklich wichtig war. Schnell schlüpfte ich in Miene Overkneestiefel und schnappte mir meinen Wollponcho, Handschuhe, Mütze und Schal von der Garderobe. Als mich Logan verständnislos ansah, grinste ich: >>Naja, es ist kalt draußen.<< Dabei nickt eich in die ungefähre Richtung der anderen. Sein Gesicht hellte sich auf und er warf sich ebenfalls seine Wintersachen über den Arm. Dann schlichen wir so leise wie möglich zu seinem Auto.

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Hey ihr Lieben,

bei mir ist jetzt gerade die erste Woche der Sommerferien rum. Für meinen Geschmack ist es bei uns mit 33 Grad (gefühlten 40) viel zu warm... 😵Wie ist das Wetter bei euch gerade so? Und mögt ihr es so heiß oder reichen euch wie mir knapp unter 30 Grad locker? Bei Rosanna und Logan ist ja gerade noch Winter und manchmal beneide ich die beiden darum. 😅Naja, man kann wohl nicht alles haben.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! 

Eure Luna

P.S.: Denen, bei denen die Schule jetzt schon wieder anfängt, drücke ich die Daumen, dass ihre Schulleitung öfter mal Hitzefrei ausruft.😊

Feen der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt