»War das nicht der Junge, der dich damals einfach hier zurückgelassen hat? In der Nacht, als wir uns zum ersten Mal begegnet sein«, platzte Blue in meinen Gedankenwirrwarr. Einen Moment starrte ich ihn verwirrt an, dann erinnerte ich mich. Es war der Abend gewesen, an dem mein neu dazugewonnenes Temperament mit mir durchgegangen war und ich Scotts geliebten Rasen in Brand gesteckt hatte. Der war übrigens auf wundersame Weise wieder grün statt kohlschwarz gewesen, als ich am nächsten Morgen einen vorsichtigen Blick nach draußen geworfen hatte. Immer noch hatte ich keine Ahnung von dem wie und warum, aber ich war dankbar dafür. Denn mal ganz ehrlich, wie hätte ich den anderen einen so großen Brandfleck erklären sollen, der rein zufällig einen menschlichen Umriss bildete, in den ich perfekt passte? Logan hatte mich jedenfalls nach diesem Missgeschick hier auf der Lichtung gefunden, wo mich mein kopfloses Wegrennen hingebracht hatte. Unwillkürlich musste ich bei der Erinnerung grinsen: »Ja, das war Logan. Er war damals sauer auf mich, weil er dachte, ich würde etwas vor ihm verbergen.«
»Hast du?«
»Nicht direkt, aber er muss ja auch nicht immer alles ganz genau wissen.«
»Und was war es, das er nicht wissen muss. Wenn ich fragen darf.«
»Du darfst.«
»Also?«
»Naja, eigentlich war es kein etwas, sondern ein jemand.«
»Ah, lass mich raten, es war ein Junge, stimmt's?«
»Woher weißt du das?«
»Nach allem, was du mir von diesem Logan erzählt hast, wird er immer dann wütend, wenn es um einen anderen Jungen geht.«
»Jetzt wo du es sagst, unsere ernsten Streitereien drehen sich tatsächlich immer um andere Jungs...«
»Ganz klar, er ist eifersüchtig!«
Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, so erstaunt starrte ich ihn an. Auch wenn es jetzt, da ich so darüber nachdachte, wirklich Sinn ergab, was er sagte, konnte ich das Wort »eifersüchtig« mit dem Bild, dass ich von Logans und meiner Beziehung hatte, irgendwie einfach nicht in Einklang bringen. Zur gleichen Zeit gab es mir aber auch so viel Hoffnung, dass es wirklich schon peinlich war. Um das zu überspielen half nur noch die Flucht nach Vorn. »Warum sollte er denn eifersüchtig sein?«, fragte ich mit spöttischem Unterton. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, welche Antwort ich mir wünschte, doch Blue blieb sie mir schuldig. Er sah mich nur mit einem unergründlichen Blick an, bevor er mich ohne Vorwarnung an der Taille nahm und ich mich im nächsten Moment wieder auf dem Boden wiederfand. »Ich werde in meinem Clan gebraucht«, eine kurze Umarmung und zack, weg war er. Kopfschüttelnd schulterte ich meinen Rucksack und machte mich auf den Heimweg, manchmal war er wirklich ein komischer Kauz.»Fi, du siehst gut aus«, wiederholte ich zum bestimmt hundertsten Mal, während ich auf dem Bett der soeben gelobten lümmelte. Fiona war seit Stunden damit beschäftigt, ein perfektes Outfit für die Party zusammenzustellen, die bereits in einer halben Stunde beginnen würde und hatte mich dazu verdonnert, ihr dabei zu helfen. Im Grunde saß ich also seit heute Mittag auf ihrem Bett und lauschte ihren Belehrungen über Stil. »Aber gut reicht nicht! Das ist die wichtigste Party des Jahres, dort werden tausende von Fotos geschossen. Viele davon werden im Jahrbuch auftauchen, auch in dem vom Abschlussjahrgang und wenn es auch nur ein einziges gibt, auf dem ich furchtbar aussehe, werden sie es finden und auswählen, da bin ich mir sicher«, nein, sie neigte nicht dazu, alles über zu dramatisieren. Lachend schüttelte ich den Kopf, stand auf, packte sie an den Schultern und zwang sie, mit ihrem Herum-Gerenne aufzuhören. »Fiona, du siehst klasse aus.Alle Jungs werden dir zu Füßen liegen und es wird kein einziges Foto geschossen werden, auf dem du nicht absolut hinreißend aussiehst.« Endlich kam sie zu Ruhe und sah mich mit großen Augen an: »Wirklich?« »Ja, wirklich«, bekräftigte ich, »und jetzt los, sonst fährt Ian ohne dich los.« Mit scheuchenden Bewegungen trieb ich sie vor mir her, die Treppe hinunter und gab mich erst zufrieden, als sie im Auto saß. So amüsiert ich auch über sie war, nachdem Vika und Scott kurz darauf ebenfalls das Haus verlassen hatten, was bedeutete, dass Logan bald da sein würde, saß ich genauso auf heißen Kohlen. Alle fünf, eher drei, Minuten rannte ich zum Spiegel und überprüfte mein Outfit und vor Aufregung hätte ich beinahe an meinen Fingernägeln gekaut. Eine wirklich lästige Angewohnheit, zu der ich neigte, wenn ich nervös war. Dabei wusste ich noch nicht einmal, wieso genau ich so unruhig war. Klar, Logan würde bald kommen, aber ich war doch schon oft mit ihm allein gewesen. Was war dieses Mal denn bitte anders? Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, schellte die Türklingel. Zuerst stürmte ich los, konnte mich dann aber zügeln, so dass ich mich nicht total zum Idioten machte. Betont gelassen öffnete ich ihm die Tür, bat ihn herein und bereits nach wenigen Minuten war alle Anspannung verflogen. Wir scherzten, lachten und verstanden uns gut, so wie immer. Manchmal war ich mir wirklich selbst ein Rätsel.
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Feen der Elemente
FantasyRosannas Eltern sterben bei einem Autounfall, den sie schwer verletzt überlebt. Ihre einzigen Verwandten leben in einem Vorort von Portree, der Hauptstadt von Skye. Dort lernt sie den attraktiven Logan kennen, der sie total verrückt macht, obwohl si...