Logan hatte offensichtlich den gleichen Gedanken gehabt, als er vorschlug: >>Wir könnten zu mir fahren.<< Als ich ihn daraufhin mit spöttisch hochgezogener Augenbraue ansah, fügte er schnell hinzu: >>Das war nicht als billige Anmache gemeint! Aber zu dir nach Hause schaffen wir es bei diesem Sturm sowieso nicht. Mein Zuhause ist mit dem Auto nur zehn Minuten weg. Also bei gutem Wetter, die zehn Minuten. Außerdem kenne ich den Weg dahin im Schlaf. Und es ist auf jeden Fall besser, als im Auto zu schlafen.<< War er etwa verlegen? >>Als Anmache hatte ich es auch nicht aufgefasst. Ich wollte dich nur ärgern.<< Er zwickte mich in den Arm. Auf mein empörtes >>Hey!<< antwortet er nur: >>Das war die Strafe.<<
>>Für was denn?<<
>>Dafür, dass du mich heute schon zwei Mal aufgezogen hast.<<
>>Du hast so fest gezwickt, dass ich jetzt noch mindestens drei Mal gut habe.<<
>>Komm schon, so fest war das gar nicht.<<
>>Ich wette, das gibt einen blauen Fleck.<<
>>Dein Schlag vorhin war fester als mein Zwicken!<<
>>Jetzt muss ich die nächsten Wochen immer langärmlige Oberteile tragen...<<
>>Och, komm schon!<<
Wir verfielen in Schweigen, während das Auto sich durch das Schneegetümmel und die immer höher werdenden Schneeberge schob.Die vereisten Stufen zu Eingangstür konnte ich Gott sei Dank ohne zu fallen meistern. Doch obwohl wir von Auto bis ins Innere des Hauses nur wenige Meter zu gehen hatten, triefte unsere Kleidung bereits von dem geschmolzenen Schnee, als Logan die Haustür hinter uns zuschlug. Grinsend zog ich an dem nassen Stoff, der jetzt unangenehm an meinem Körper klebte. >>Fi wird mich umbringen, wenn ich die Sachen jetzt ruiniert habe. Sie wollte sich den Rock für ihr nächstes Date ausleihen<<, stellte ich amüsiert fest. Lachend ging er auf die Treppe zu, die ins Obergeschoss zu führen schien. Auf halbem Weg drehte er sich noch einmal zu mir um. >>Komm doch mit nach oben. Ich kann dir trockene Sachen leihen und du kannst dich im Bad abtrocknen, deine Sachen können wir aufhängen, dann trocknen sie sicher schneller.<< Mein Herz machte ein Satz. Machte er sich Sorgen um mich? >>Okay, obwohl ich normalerweise sehr gerne in nassen Klamotten in der Gegend rumstehe<<, antwortete ich scherzhaft und folgte ihm die Treppe hinauf. Bevor ich sein Zimmer auf seine Einladung hin betrat, musste ich einmal tief durchatmen, um mich zu beruhigen. Zwei Wände des Raumes waren in einem dunklen Blau gestrichen, die anderen beiden waren weiß. Es war erstaunlich ordentlich, so wie es bei mir nur dann aussah, wenn ich Besuch erwartete. Das Zimmer war schlicht eingerichtet, ein großes schwarzes Bett in der Mitte des Raumes, ein Stück daneben, direkt unter dem Fenster, ein Schreibtisch aus dunklem Holz mit, nach Fächern beschrifteten, weißen Fächern darauf, eine graue Stoffcouch am Fußende des Bettes und ein großer Kleiderschrank, sowie eine Kommode, aus dem selben Holz wie der Tisch, auf der anderen Seite des Bettes. Schließlich war da noch ein großes Bücherregal aus grauem Holz. Deko gab es, bis auf drei gerahmte Fotos auf der Kommode, keine. Während Logan in seinem Schrank kramte, wandte ich mich dem Bücherregal zu, obwohl es mich eigentlich zu den Fotos zog, doch ich wollte nicht zu aufdringlich wirken. Im unteren Regalteil standen Bücher von Autoren wie Shakespeare, Cummings oder T.S.Eliot. Ich war geneigt zu fragen, ob er sie nur im Regal stehen hatte, um Mädchen zu beeindrucken, verkniff es mir aber. Die interessanteren Bücher standen weiter oben: Bücher der Feen. Doch bevor ich eines in die Hand nehmen konnte, hörte ich die Schranktür zufallen. Mich bedankend nahm ich den Klamottenstapel am mich und macht mich auf den Weg ins Bad, das er mir vorher bereits gezeigt hatte. Wenig überrascht stellte ich fest, dass mir sowohl die Hose, als auch der Pulli zu groß waren. Beim Pulli war das kein Problem, ich musste nur die Ärmel nach oben schieben, da sie sonst meine Hände überdeckten. Die Jogginghose hatte einen Gummizug, doch die Hosenbeine musste ich zwei Mal hochschlagen, damit ich nicht über sie stolperte. Dann föhnte ich mir noch die Haare an, band sie dann aber noch feucht zu einem Dutt. Wenn ich meine Haare ganz trocken föhnte, hatte ich statt meiner natürlichen Wellen beinahe ganz gerades Haar, was mir meiner Meinung nach nicht besonders gut stand. Mein Anblick im Spiegel entlockte mir ein Seufzen. Nicht weil ich so gleich vor Logan treten würde und es mir peinlich war, es war eher ein bedauerndes Seufzen, weil ich die Sachen nicht würde behalten können. Sie waren bequem und rochen nach ihm, doch ich war ja schließlich nicht seine Freundin, also wäre es ziemlich komisch, wenn ich sie behalten würde. Nachdem ich mich versichert hatte, dass mein Kleid ordentlich auf einem Wäscheständer hing, meine Unterwäsche hatte ich aus Ermangelung an Alternativen trocken föhnen müssen, ging ich wieder zurück zu Logan. In Gedanken versunken trat ich ins Zimmer, ohne zu klopfen oder auch nur darüber nachzudenken, dass er vielleicht noch nicht fertig sein könnte.
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Feen der Elemente
FantasyRosannas Eltern sterben bei einem Autounfall, den sie schwer verletzt überlebt. Ihre einzigen Verwandten leben in einem Vorort von Portree, der Hauptstadt von Skye. Dort lernt sie den attraktiven Logan kennen, der sie total verrückt macht, obwohl si...