21.Kapitel

2.6K 171 1
                                    

Angel lehnte mit ihrer Clique an der gegenüberliegenden Wand. Bevor ich mich für einen Fluchtweg entscheiden konnte, wurde ich von ihnen gepackt und in das Mädchenklo gezerrt. Was für ein Klischee! Mit überlegenem Blick baute sich Angel vor mir auf, die anderen Mädchen verteilten sich in dem kleinen Raum oder gingen wieder hinaus, um „unauffällig" Wache zu schieben. Ich kam mir wirklich vor wie in einem dieser albernen Teenie-Filme. >>Du hältst dich wohl für besonders klug. <<, eröffnete Angel das Gespräch. >>Naja, also mein IQ liegt, denke ich, im Durschnitt, falls du das meinst. <<, antwortete ich ruhig. Jetzt schlich sich ein fieses Grinsen auf ihr Gesicht: >>Keine Angst, hier unterstellt dir niemand, dass du der nächste Einstein bist. Ich wollte dir nur sagen, dass dir diese Nummer nichts nützen wird. Logan gehört mir! Und du bist nicht mal eine winzige Bedrohung für mich! << Ich konnte mir das Grinsen kaum verkneifen. Die dachte doch nicht ernsthaft, dass ich etwas von Logan wollte, oder? Doch ich dachte gar nicht erst daran, sie zu beschwichtigen, indem ich ihr das erklärte. Stattdessen fragte ich: >>Welche Nummer denn bitte? << Angel verdrehte genervt die Augen: >>Na deine „Ich bin das süße, neue Mädchen und hab noch keine Winterjacke, die zur Uniform passt"-Nummer, damit er dir seine Jacke gibt und da am Nachmittag mit zu ihm nach Hause darfst. Wer sowas nötig hat, um einen Jungen rumzukriegen kann keine Bedrohung für mich werden. << Wow, was für ein langer Name für eine Nummer. War ihr nichts Kürzeres eingefallen? >>Es hört sich aber eher danach an, als würdest du versuchen, dich selbst davon zu überzeugen, dass ich dir nicht gefährlich werden kann. <<, stellte ich fest. Während Angel vor Empörung rot anlief, wirkten ihre Begleiterinnen ziemlich verwirrt. Angels Gesichts ähnelte immer mehr einer Tomate und wenn sie eine Comicfigur gewesen wäre, wäre ihr Rauch aus den Ohren gequollen. Bei dieser Vorstellung konnte ich mir das Grinsen nicht mehr verkneifen. Doch das gab Angel den Rest. Ihre Hand traf mich so unerwartet im Gesicht, dass ich hinfiel und im Fall mit meiner Nase gegen ein Waschbecken knallte. Sofort schoss mir das Blut aus der Nase. So schnell wie möglich rappelte ich mich auf, um meinen Kopf über das Waschbecken zu halten. Aus dem Augenwinkel sah ich das blanke Entsetzen auf den Gesichtern der Mädchen, während Angel nun wieder ein fieses Grinsen zu Schau trug. >>Na Prinzessin, tut's weh? Bist es wohl nicht gewohnt, wenn nicht alles so läuft wie du willst. <<, mutmaßte sie. Dieser Schmerz, der so groß war, dass er mich meine schmerzende Nase vergessen ließ, dieser alles überdeckende Schmerz, den ich in den letzten Wochen in meinem Herz vergraben hatte, kam wieder hoch. Auf einmal war mir egal, dass mir das Blut in Strömen aus der Nase floss. Ich richtete mich auf und sah Angel fest in die Augen. >>So so, ich bin es also nicht gewohnt, dass in meinem Leben etwas schief läuft, ja? Du denkst, ich hab ein perfektes Leben und nichts Besseres zu tun, als mir Wege zu überlegen, wie ich am besten Jungs rumkriege, ja? <<, meine Stimme hatte einen nicht zu überhörenden bitteren Unterton, >>Dann werde ich dir mal was erzählen. Vor etwas mehr als einem Monat hatte ich einen schweren Autounfall. Danach lag ich zwei Wochen lang im Koma und als ich aufwachte, wurde mir gesagt, dass meine Eltern den Unfall nicht überlebt haben. Ich bin dabei mit Verletzungen, die im Vergleich zum Tod leicht waren, davon gekommen. Bisher wollte mir niemand sagen, wie der Unfall genau zustande gekommen ist, aber ich fühle mich wahnsinnig schuldig, weil ich als einzige überlebt habe. Also doch, ich weiß wie sich Schmerz anfühlt. Eine gebrochene Nase ist nichts dagegen. << Während ich Angel immer noch mit meinem Blick fixierte und das Blut weiterhin meine Schuluniform tränkte, ging auf einmal ein Raunen durch die Mädchen. Angel wurde blass, als sie sah, wer da so eben den Raum betreten hatte. Mir war es egal, wer es war. Ich drehte mich ruhig zu Waschbecken um und versuchte die Blutung mit Papierhandtüchern zu stoppen. In der Stille, die im Raum herrschte, hörte ich die Person auf mich zukommen, dann sagte Logan mit eindeutig unterdrückter Wut in der Stimme: >>Komm, ich bringe dich ins Krankenhaus. Der Unterricht hat schon wieder angefangen, also dürften wir keinem Lehrer begegnen. << Ohne irgendjemanden in diesem Raum noch eines weiteren Blickes zu würdigen, riss ich noch eine Handvoll Tücher ab und verließ dann den Raum, Logan folgte mir auf dem Fuße.

Feen der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt