Meine Gedanken schweiften erneut zu Logan. Sollte ich ihn wecken? Kurz zögerte ich, dann entschied ich mich jedoch dagegen und machte mich stattdessen auf den Weg in die Küche. Da die Telefone wieder funktionierten, hoffte ich, dass auch der Strom wieder lief. Und tatsächlich: als ich in die Küche trat leuchtete mir das LED-Licht der Digitaluhr des Backofens entgegen. Erleichtert machte ich mich auf die Suche nach etwas Essbarem, doch meine Suche stellte sich als nicht ganz so einfach heraus. Davina hatte offensichtlich dafür gesorgt, dass so wenig wie möglich Verderbliches im Haus blieb. Das war allerdings eigentlich ganz gut, denn nach einer Nacht ohne Strom wäre das meiste vermutlich sowieso schlecht geworden. Ein vorsichtiger Blick in das Gefrierfach zeigte, dass auch hier zum Glück gähnende Leere herrschte. Doch in der Vorratskammer, die direkt neben der Küche lag, wurde ich fündig. Eine ungeöffnete Milch, eine halbleere Packung Eier, Mehl und einiges anderes holte ich aus der Kammer und stellte es auf den Tisch in der Wohnküche. Nach einigem Schrankaufgereiße und Rumgewühle fand ich auch noch eine Rührschüssel plus Löffel und eine Pfanne plus Pfannenwender. Früher hatte ich an freien Tagen, wenn meine Eltern mal wieder bis spät in die Nacht gearbeitet hatten und deswegen am nächsten Tag bis mittags schliefen, immer Pfannkuchen für sie gemacht. Als schließlich der ganze Teig verbraucht war, kippte der Stapel im Ofen beinahe um, so hoch war er. Beim Teiganrühren war ich so in Gedanken versunken gewesen, dass ich ausversehen zu viel Mehl in die Schüssel gegeben hatte. Das war mir aber erst aufgefallen, nachdem ich bereits Milch du Eier hinzugegeben hatte. So hatte ich die Übermenge an Mehl kompensieren müssen, indem ich auch den Anteil an anderen Zutaten erhöht hatte. Kurzum, es war viel zu viel Teig gewesen. Da die Pfannkuchen im Backofen ja warmgehalten wurden und ich Logan noch nicht wecken wollte, wusch ich erstmal alle Küchengeräte, die ich verwendet hatte, ab, bevor sie an die Plätze zurückkamen, an denen ich sie gefunden hatte. Während der Kaffee durchlief, deckte ich den Tisch. Als ich schließlich fertig war und es oben immer noch still war, beschloss ich, Logan zu wecken.
Sein Kopf hing jetzt über die Lehne hinunter und einer seiner Arme lag am Boden. Unwillkürlich musste ich grinsen, es sah einfach zu niedlich aus! Schweren Herzens überwand ich mich schließlich, löste mich vom Türrahmen, an dem ich zuvor gelehnt hatte und ging zu ihm. Vor ihm auf dem Boden kniend stupste ich ihn mit meinem Zeigefinger in die Schulter, begleitet von einem »Guten Morgen Logan«. Er murmelte etwas Unverständliches, ließ die Augen aber geschlossen. Augen verdrehend stupste ich ihn erneut an, diesmal etwas fester. Jetzt schnaubte er, eindeutig wach, doch statt die Augen zu öffnen legte er seinen Arm um meine Schulter. Dann zog er mich blitzschnell zu sich, sodass mein Kopf auf seiner Brust ruhen konnte, während ich weiterhin etwas verdattert vor der Couch kniete. Dann schoss mir das Blut in den Kopf, weshalb ich froh war, dass er nur meinen Hinterkopf sehen konnte. »Ähm, Logan?« »Hm?«, seine Brust vibrierte unter meinem Ohr, ein angenehmes Gefühl. Gerne wäre ich länger so geblieben, doch ich musste mich zusammenreißen. Die letzten Tage waren Dinge zwischen und Beiden passiert, die ich mir bisher nicht so wirklich erklären konnte und ich hatte noch keine Zeit gehabt, richtig darüber nachzudenken. Es gab nur drei Dinge, bei denen ich mir sicher was: erstens, ich war auf jeden Fall immer noch ziemlich in Logan verliebt, trotz der ganzen Streiterei, zweitens, die letzten Wochen hatten mich ziemlich verwirrt und drittens, ich hatte absolut keine Ahnung, was in Logans Kopf vorging. Um also das Chaos in meinem Kopf nicht noch zusätzlich zu verstärken, musste ich so schnell es ging raus aus dieser Situation. »Lässt du mich bitte los?«
»Nö.«
»Doch!«
»Nope.«
»Boar, Logan!«
Als er keine Reaktion zeigte, beschloss ich einen kleinen Trick anzuwenden. Vorsichtig ließ ich meine Hände unter seinen Pulli wandern, was ihm einen überraschten Laut entlockte. Dann entzog ich Logans Körper ohne Vorwarnung durch meine beiden Hände die Körperwärme. Den kurzen Schockmoment nutzte ich, um mich aus seinem Griff zu befreien und aus der Reichweite seiner Arme zu kommen. Kaum war Logan aus seiner Schockstarre erwacht, rieb er sich gespielt fröstelnd über die Arme, doch damit konnte er mich nicht überlisten. Ich wusste, dass sein Körper sich durch die Feuermagie bereits wieder erwärmt hatte, in der Infrarotsicht, eine weitere Begabung der Feuerclanfeen, die ich leider noch nicht beherrschte, hätte sein Körper vermutlich hellgelb geglüht, also sehr warm. »Jetzt komm schon Dramaqueen. Sonst esse ich die Pfannkuchen alleine auf«, drohte ich ihm. »Das schaffst du doch gar nicht«, erwiderte er. »Oh, und wie ich das schaffe«, ich drehte mich um und begann in Richtung Küche zu gehen. Hinter mir hörte ich es aufgeregt rascheln: »Warte auf mich! Ich komm schon!«
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Feen der Elemente
FantasyRosannas Eltern sterben bei einem Autounfall, den sie schwer verletzt überlebt. Ihre einzigen Verwandten leben in einem Vorort von Portree, der Hauptstadt von Skye. Dort lernt sie den attraktiven Logan kennen, der sie total verrückt macht, obwohl si...