»Willst du was trinken? Wir haben auch noch Plätzchen da, glaub ich«, bot ich ihm an, als wir in der Küche angekommen waren. »Du brauchst dich nicht zu revanchieren«, meinte Aiden. »Irgendwie muss ich dir doch danken.«
»Dann sag es doch einfach.«
»Danke, dass du mich und Fiona nach Hause gefahren hast und mir geholfen hast, sie ins Haus zu bringen. Das Angebot mit den Plätzchen steht weiterhin.«
»Weißt du was, gegen einen Kaffee hätte ich jetzt wirklich nichts einzuwenden. Wer weiß, wie lange die anderen noch feiern«, lenkte er schließlich nach einem kurzen Blick auf die Uhr ein. Zufrieden schaltete ich die Kaffeemaschine ein und während er durchlief machte ich mich auf die Suche nach der Plätzchendose. Ich entdeckte sie ganz oben auf dem Küchenschrank, vermutlich hatte Vika sie dort vor Scott versteckt, der sie sonst wahrscheinlich schon aufgegessen hätte. Der brauchte für so eine Dose maximal eine Stunde, dann war sie komplett leer, inklusive der Brösel. Angestrengt versuchte ich auf den Zehenspitzen stehend, die Dose zu erreichen, als sich plötzlich eine Hand in mein Blickfeld schob und sie für mich herunterholte. Aiden stand so dicht hinter mir, dass ich seine Körperwärme spüren konnte. Dankend nahm ich ihm die Dose ab, das nervöse Zittern meiner Hand, das seine Nähe auslöste, so gut es ging unterdrückend. Eigentlich fiel es mir nie schwer, ganz normal mit Jungs umzugehen, die große Ausnahme bildete Logan und auch Aaron hatte es mir früher manchmal schwer gemacht, cool zu bleiben, aber bei so viel Nähe wurde es schon schwierig. Erst als er sich wieder ein gutes Stück von mir entfernt hatte, hörte das Zittern auf.
Wir hatten noch eine Stunde in der Küche gesessen und hatten uns unterhalten, ehe Aiden sich verabschiedet hatte, um auf der Party nach dem Rechten zu sehen. Nachdem ich ihn zur Tür begleitet hatte, kehrte ich in die Küche zurück. In Gedanken versunken räumte ich auf: Aiden war mir sympathisch, er war hilfsbereit, witzig und man konnte sich gut mit ihm unterhalten. Besonders hatten mich aber seine Augen fasziniert, die mich während des Gesprächs mit ihrem intensiven mitternachtsblau in ihren Bann gezogen hatten. Mich wunderte nur, dass er mir unter Ians Freunden nie aufgefallen war, obwohl ich zugeben musste, dass ich meistens sehr auf Logan fixiert war, wenn ich bei ihnen auf dem Pausenhof stand. Meistens zog der mich dann nach kurzer Zeit sowieso weg von der Gruppe, in eine stille Ecke, wo wir uns ungestörter unterhalten konnten. Müde sank ich neben Fi ins Bett, nachdem ich mit allem fertig war, doch meine Gedanken fanden erst Ruhe, als Ian schon lange zurückgekehrt war.
Zusammenfassend konnte man sagen, dass mein Leben am Ende der Weihnachtsferien wieder in Ordnung war. Die restlichen Tage nach der Party bis zum Schulbeginn waren ereignislos verlaufen. Logan hatte ich nicht mehr persönlich gesehen, doch wir hatten viel telefoniert. Auch mit Aaron hatte ich viel geredet, über Skype natürlich, um seinen Aufenthalt hier zu planen. Da inzwischen feststand, dass er in den deutschen Faschingsferien fünf Tage bei mir zu Besuch seien würde, galt es zu klären, was wir unternehmen wollten, wie er sich die Zeit vertreiben sollte, während ich in der Schule war, weil hier in Schottland zu diesem Zeitpunkt keine Ferien seien würden, wo er schlafen würde und so weiter. Alles lief gut, sogar fast perfekt. Bis meine liebenswerte Cousine sich anschickte, gleich am ersten Schultag im neuen Jahr alles wieder zu verkomplizieren.
Es begann damit, dass sie am Morgen dieses Tages noch lauter und offenbar noch besser gelaunt als sonst in mein Zimmer hereinpolterte und sich mit Schwung auf mein Bett warf. »Guten Morgen! Es wird Zeit, dass du deinen Teil tust!«, posaunte sie freudig heraus. Mein geradeso wacher Verstand hatte zwar absolut keine Ahnung, von was sie da faselte, doch ihre Freude darüber machte mich sofort misstrauisch. »Von was redest du?«, fragte ich verwirrt, während ich mich langsam aufrichtete. »Na, von unserer Wette! Die gilt immer noch!« Wette? Was für eine Wette? Oh Gott! Meinte sie etwa...? »Sag nicht, dass du dich nicht mehr erinnerst! Wir hatten eine Wette darüber abgeschlossen, wer von uns beiden besser im flirten ist. Mein Kandidat war Gordon. Gut, ich gebe zu, dass der gegen meinen Charme immun war, aber das heißt noch nicht, dass ich verloren habe, ein Unentschieden ist auch noch möglich.« Verdammt! Das hatte ich bis zum heutigen Morgen tatsächlich erfolgreich verdrängt. Aber jetzt was es schon lange zu spät, um sich noch herauszureden. »Du hast also einen Jungen ausgesucht, ja?«, fragte ich ergeben, während ich begann, mich für die Schule fertig zu machen. »Ja!«, Fiona strahlte »ich muss zugeben, ganz einfach war es nicht, aber jetzt habe ich den perfekten Jungen. Er ist gerade frisch getrennt, hat hohe Ansprüche und du hast bisher noch kein einziges Wort mit ihm gewechselt!« Im Grunde war mir ja egal, wer es war. Diese Wette war von Anfang an eine dumme Idee gewesen und ich verstand nicht, warum ich mich damals überhaupt darauf eingelassen hatte. Doch ich wusste, dass Fiona es nicht akzeptieren würde, wenn ich einfach aufgab und es wäre auch unfair ihr gegenüber, weil sie ihren Teil ja auch ohne zu murren erfüllt hatte. »Wann machen wir es?«
»In der ersten Pause, dann hatten wir beide dieselben Voraussetzungen.«
»Alles klar«, gab ich meine Zustimmung und verschwand im Bad. Ich hasste diesen Tag jetzt schon.
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Feen der Elemente
FantasiRosannas Eltern sterben bei einem Autounfall, den sie schwer verletzt überlebt. Ihre einzigen Verwandten leben in einem Vorort von Portree, der Hauptstadt von Skye. Dort lernt sie den attraktiven Logan kennen, der sie total verrückt macht, obwohl si...