57. Kapitel

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Sofort schraubte ich meinen mentalen Schutz auf die höchste Stuft. Mir war nicht ganz klar, wie ich auf diese bizarre Situation reagieren sollte, doch Logan wusste offenbar sehr genau, was er tun sollte. Er trat vor, wobei er sich mit einer fließenden Bewegung halb vor mich schob, den Arm schützend nach hinten gestreckt. Sah er seinen Vater etwas als Bedrohung? Na gut, ich hatte meinen Wall auch instinktiv verstärkt. Aber hey, warum zum Henker dachte er, er müsse mich beschützen, selbst wenn Lorn eine potenzielle Gefahr darstellte?! >>Was willst du hier Lorn? <<, verlangte Logan mit unterdrückter Wut in der Stimme zu wissen. >>Nun, du bist dieses Jahr nicht wie üblich zu Beginn der Ferien an der Grenze erschienen, daher bin ich hergekommen, um mich deines Wohlbefindens zu versichern<<, Lorn blieb angesichts der offensichtlichen Abneigung sieben Sohn gegen ihn absolut gelassen. Logan schnaubte abfällig: >>Ich dachte, dass du es nach deiner Aktion von letztem Mal verstehen würdest, wenn ich dich erstmal eine Weile nicht sehen will. << Was für eine Aktion? Die Beiden starrten sich stumm an, wobei die Zimmertemperatur spürbar anstieg. Ich versank derweil in Vermutungen und Theorien über die Geschehnisse in den letzten Ferien. >>Junge Fee<<, vielleicht sollte ich mit die Tagträumerei abgewöhnen, dann würde ich auch nicht mehr so oft verwirrt aus der Wäsche gucken, weil mich jemand aus meinen Gedanken gerissen hat. >>Wie heißt du? <<, fragte Lorn mich. >>Ich bin Rosanna, Rosanna Wender<<, antwortete ich. Lorn runzelte die Stirn und schien zu überlegen, dann wandte er sich mit zusammengezogenen Augenbrauen an Logan: >>Was hat das zu bedeuten? Ich kenne keine Familie, die eine Tochter mit diesem Namen hat. << Logan hatte mir erzählt, dass sich im Feuer-Clan alle untereinander kannten, da er, mit momentan rund 200 Mitgliedern, sehr klein war, sogar der kleinste Clan. Daher war Lorn auch so verwirrt darüber, dass er mich nicht kannte. Bevor Logan antworten konnte, trat ich hinter ihm hervor und begann zu reden, immerhin war ich durchaus in der Lage, für mich selbst zu sprechen: >>Ich bin in Deutschland bei Lavinia und Stefan Wender aufgewachsen. Sie waren beide Menschen. Bis vor ein paar Monaten wusste ich selbst noch nicht, dass ich eine Fee bin. Da dürfte der Grund dafür sein, dass sie mich nicht kennen. << Lorn richtete seinen durchdringenden Blick auf mich, offenbar in der Erwartung, ich würde Meinen senken und nachgeben. Doch ich dachte gar nicht daran, mich meinem Frauenbild anzupassen. Stattdessen hob ich mein Kinn und starrte zurück. Alle Clans waren, soweit ich wusste, ein wenig rückständig mit ihrem Bild von der perfekten Frau. Zwar gab es keine direkten Verbote und Einschränkungen für Frauen, doch Mädchen wurde schon früh klargemacht, dass Männer nicht auf ehrgeizige Frauen standen. Die Feen, die wie Liam und Logan den größten Teil ihrer Kindheit unter den Menschen der heutigen Zeit verbracht hatten, waren häufig liberaler eingestellt. Allerdings war Lorn, laut Logan, erst als junger Erwachsener das erste Mal zu den Menschen gekommen. Zu einer Zeit, in der die Menschen in diesem Punkt auch noch nicht viel weiter gewesen waren. Er war also noch von der ganz alten Schule und das war nicht im guten Sinne gemeint.

Feen der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt