16. Kapitel

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Nach der letzten Stunde sprang ich auf, ich wollte so schnell wie möglich verschwinden, bevor Logan mich fand. Natürlich war ich neugierig, wo er wohnte. Aber es half mir nicht gerade dabei, mich zusammenzureißen, wenn ich in seiner Nähe war. Leider ging mein Plan nicht auf, er stand schon neben der Tür an die Wand gelehnt da. Angel, die vor mir herging, dachte wohl, er sie ihretwegen da. Sie begann sofort aus ihn einzureden, doch er schloss nur genervt die Augen, um sie besser ignorieren zu können. Das war meine Chance! Ich versuchte, mich an ihm vorbei zu schleichen. Zu meinem Pech öffnete er die Augen, bevor ich ganz außer Sichtweite war. Es breite sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, eines dieser echten Lächeln, die er so selten zeigte. Ohne weiter auf Angel zu achten kam er auf mich zu. Er nahm meine Schultasche in die eine Hand, mit der anderen nahm er meine Hand, um mich im Chaos, das auf den Fluren herrschte, nicht zu verlieren. Angels Blick brannte Löcher in meinen Rücken, aber das war mir egal. Viel mehr beunruhigten mich Fis und Ians Blicke, Akira lächelte nur wissend. Auch einige andere Schüler warfen uns Blicke zu, unter ihnen auch Gordon. An seinem Auto angekommen, hielt er mir zuerst die Beifahrertür auf, dann stieg Logan selbst ein. Die Fahrt verlief in Stille, doch es war eine angenehme Stille. Gedankenverloren schaute ich aus dem Fenster, bis wir hielten. Als ich aufsah standen wir vor einem kleinen, in einem lindgrün gestrichenen, zweistöckigen Haus. An den Wänden kletterte Efeu hoch, der Garten dahinter war ein scheinbar undurchdringbares Dickicht und grenzte direkt an ein Waldstück. Ich mochte das Haus und konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Logan war schon an der Haustür und beobachtete mich mit amüsiertem Blick. >>Unser Haus scheint dir ja zu gefallen. Gerade das du nicht sabberst. <<, sagte er. >>Hahaha, wie lustig du doch bist. Aber mal ehrlich, euer Haus ist wirklich hübsch. Ich finde es hat eine gewisse Aura, durch die man sich wie zu Hause fühlt. <<, erklärte ich. Er sah mich überrascht an: >>Interessierst du dich für Architektur? << >>Ja, ich überlege es nach der Schule zu studieren... <<, meinte ich, >>Warum bist du so überrascht? << >>Ich finde einfach du siehst nicht aus wie jemand, der sich für so etwas interessiert. Oder der gut genug in Mathe ist, um Architektin zu werden. <<, feixte er. >>Hey, ich war in Deutschland die Klassenbeste in Mathe! <<, rief ich empört. Er grinste: >>Naja, du wirst dich bestimmt mit meinem großen Bruder Liam verstehen. Er studiert im Moment Architektur. << Ich runzelte die Stirn: >>Ich wusste gar nicht, dass du einen Bruder hast. Weder du, noch Ian haben es je erwähnt. << >>Er ist das schwarze Schaf der Familie, sagt zumindest mein Vater. Es wäre eine Schande, wenn der älteste Sohn seine Feenseite unterdrückt, sagt er immer. << Gerade als ich noch weiter nachbohren wollte, ging die Tür auf. Im Türrahmen stand eine Frau Anfang vierzig, mit braun-blonden Haaren, die ihr leicht gewellt über die Schultern bis zu Hüfte fielen, und saphirblauen Augen, die sich wachsam umsahen. Als hätte sie Angst, beobachtet zu werden. Doch ihre Stimme klang freundlich, fast unbekümmert, als sie sagte: >>Aber Logan, wie lang wolltest du denn mit deiner kleinen Freundin noch vor der Tür stehen bleiben? << Als sie sich mit einem Lächeln zu mir wandte, bildeten sich kleine Lachfältchen um ihre Augen und in den Mundwinkeln. Ich fand sie sehr sympathisch. >>Ich bin Davina, Logans Mutter. Komm doch rein. <<, sagte sie, >>Und bitte sieze mich nicht, da komme ich mir immer noch älter vor, als ich eigentlich
bin. <<

Feen der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt