Teil 38

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Noah's Sicht
Es war mittlerweile schon halb 10 und Calla war immer noch nicht da. Ich versuchte sie anzurufen aber da ging nur die Mailbox hin. Das kam mir alles ein bisschen komisch vor, also beschloss ich kurz bei ihr vorbei zu schauen. Sicher ist sicher.
Ich fuhr gleich los und parkte mein Auto neben einem Polizei Auto auf der Straße. Polizei? Hier? Ungewöhnlich. Aber wer weiß was passiert ist. Ich lief zu ihrem Haus und sah das ihr Mini in der Einfahrt steht also müsste sie zuhause sein. Vielleicht hatte sie unser Frühstück einfach nur vergessen.
Ich klingelte, hoffentlich war sie auch wirklich daheim. Nach ein paar Minuten öffnete mir ein Mann die Tür.
Was suchte der bei Calla daheim?
Er musterte mich, begrüßte mich dann aber freundlich. 'Hi ist Calla zufällig zuhause?'
'Ja, aber sie hat gerade Besuch. Komm doch rein dann kannst du zu ihr wenn der Besuch weg ist.' Sagte er und trat einen Schritt auf die Seite, so das ich an ihm vorbei laufen konnte.
Ich lief an ihm vorbei ins Wohnzimmer, der Mann war wirklich freundlich aber in welcher Beziehung er zu Calla steht kann ich mir bei bestem Willen nicht vorstellen.
'Setz' dich das wird wahrscheinlich noch bisschen dauern' Ich setzte mich auf's Sofa, er tat es mir gleich. 'Geht's ihr gut?' Fragte ich ihn dann aus Neugier. Er hustete einmal antwortete mir dann aber gleich
'Ähm ja ich würde sagen den Umständen entsprechend.' Sofort hatte er meine Aufmerksamkeit. 'Welche Umstände?'
'Das erzählt sie dir bestimmt selber.'
Ich schaute ihn verwirrt an. Okay, es war was passiert. Ich stützte mein Gesicht in meine Hände, rieb mir einmal übers Gesicht und schaute wieder auf.
'Darf ich fragen wie du heißt oder woher du sie kennst?' Ich lachte leise.
'Ja klar. Noah, wir kennen uns aus meiner Firma.' Lächelte ich ihn an während ich an meinen Fingern herumspielte.
'Achso Noah, okay. Ich bin Marco, der beste Freund.' Der beste Freund. Zum Glück. Ich dachte schon das er dieser Kerl ist, mit dem Nils sie in der Stadt gesehen hatte.
Wider Willen fiel mir ein Stein vom Herzen.
'Bist du schon lange hier?' Fragte ich ihn.
'Es geht, vielleicht seit 2 Stunden. Sarah war erst noch hier musste aber auf Arbeit, deswegen bin ich dann gekommen.'
'Achso okay.' Ich schaute wieder auf meine Finger. Was zum Teufel.
'Und warum bist du her gekommen? Sorry sollte nicht so unfreundlich rüberkommen aber mich würde es mal interessieren.'
Fragte Marco. Ich lachte wieder
'Ach kein Problem. Wir wollten uns heute früh um 8 eigentlich treffen und sie ist eben nicht gekommen. Dann habe ich sie versucht anzurufen und hab ihr geschrieben. Ist aber nichts zurück gekommen, da hab ich gedacht ich schau lieber mal nach.'
Ich runzelte die Stirn 'Aber anscheinend ist irgendwas passiert.' Marco stand kurz auf, schnappte sich ihre Handtasche und holte ihr Handy raus. Er schaute auf ihr Display.
'Hm. Ja stimmt mehrere abwesende Anrufe von dir, Nachrichten auch.'
Dann scrollte er nach unten.
'Ein Ben hatte ihr noch geschrieben und ihre Schwester.' Als ich Ben hörte, zog sich mein Magen zusammen. Wer war das?
'Wer ist Ben? Weißt du das?' Fragte ich ihn dann stirnrunzelnd. Er schüttelte den Kopf.
'Nee keine Ahnung. Den Namen hab ich noch nie gehört.' Er machte kurz eine Pause.
'Ihr Ex schreibt ihr aber nicht mehr oder ruft sie an. Wow.'
'Na endlich.' seufzte ich.
'So ein großes Arschloch, hab ich noch nie gesehen. Hat sie dir das was in der Disco mal passiert ist, erzählt?' Er schaute mich prüfend an und ich überlegte. Nein, einen Vorfall in der Disco hatte sie nicht erwähnt.
'Nein hat sie nicht. Was war passiert?" Fragte ich langsam. Wieso verdammt nochmal erzählt sie mir das nicht.
Er atmete laut aus. 'Wir waren in dem neuen Club in der Stadt. Ich, Calla, meine Freundin und meine Schwester. War alles gut. Bis eben ihr Ex auftauchte, der hatte sie gepackt und wollte sie mit rausnehmen. Du hättest den mal sehen müssen. Sie hatte sich gewehrt, das hatte er anscheinend nicht erwartet und dann hatte er sie gegen die Wand gestoßen und wollte ihr glaub ich sogar eine kleben. Ich bin sofort hingerannt und hatte ihn von ihr weggestoßen. Ich weiß ja nicht was passiert wäre, wenn ich nicht da gewesen wäre.'
Er schluckte. Ich schluckte. So ein Arschloch.
'Sie hat's echt nicht einfach mit ihrem Ex.' Flüsterte er und legte ihr Handy auf den Tisch. Ich schaute ihn Stirnrunzelnd an.
'Wieso erzählt sie mir sowas nicht.' sagte ich etwas leiser, mehr zu mir als zu ihm.
'Ihr ist das unangenehm, wenn sie Sachen nicht allein regeln kann, aber bei so einem geht das nicht alleine. Noah werf' da bitte auch ein Auge drauf. Calla & ich sehen uns nicht allzu oft und dir trau ich zu das du ihm auch mal gescheit in die Schranken weisen könntest.'
Er grinste leicht bei seinem letzten Satz.
Ich nickte nur nachdenklich mit dem Kopf. 'Aufjedenfall werde ich das tun, wenn er ihr nochmal näher kommen sollte.'
Ich kratze mich an meinem Kinn. Scheiße man.
Wie soll ich sie denn beschützen, wenn sie mir sowas verheimlicht.
'Ich vertrau dir, Noah. Calla auch, auch wenn sie dir das nie sagen wird. Es ist einfach so, glaub mir.' Plötzlich klingelte ein Handy. Marco ging sofort ran.
'Ja, bei Calla immernoch.'
'Hm.' Er schaute mich prüfend an.
'Ja ich habe da schon jemanden, ich komme gleich.' Ich zog eine Augenbraue hoch, worauf er nur leicht grinste. Ooookay?
'Ja bis dann.' Er legte auf.
'Hättest du heute zufällig noch etwas Zeit?'
Ich schaute ihn skeptisch an.
'Ja ich hab' frei und vorgenommen habe ich mir eigentlich auch nichts.'
'Okay gut. Könntest du bei Calla etwas bleiben, bis ihre Schwester kommt?'
'Ja klar. Wann kommt ihre Schwester?' 
'Calla hat gemeint sie wollte so um 2, 3 Uhr kommen. Wenn nicht Sarah kommt um 4, vielleicht früher, die hatte heute Nacht auch nichts geschlafen.'
'Okay, ja ich bleib einfach bis jemand kommt.'
'Gut, ich warte auch noch bis die Polizei gegangen ist, dann geh ich.' Sagte er.
Polizei? Die sind hier? Shit.
Ich schaute ihn geschockt an. Was macht die Polizei hier? Wir hörten Schritte. Ich drehte mich in Richtung Flur konnte aber noch nichts erkennen. Marco stand schnell auf und ging Richtung Flur. Ich blieb noch sitzen.
Er schaute kurz in den Flur und kam wieder auf mich zu. 'Ich mag dich. Sie wird dir schon alles erklären'  Er klopfte mir auf die Schulter.
'Danke Marco.' Ich grinste ihn an. Dann sah ich das sich was hinter ihm bewegt. Die Polizisten.
'Auf Wiedersehen.' Riefen sie uns zu und schon rauschten sie durch die Haustüre.
Marco ging in den Flur.
Er schaute nach links und redete mit jemanden. Ich saß immer noch da, ich rieb mir nochmal über mein Gesicht.
Ich beobachtete ihn weiter, er zog eine zierliche Gestalt an seinen Körper und umarmte diese.
Calla. Sie sah mich direkt an. Ihre Augen waren etwas dick, sie hatte geweint. Sie war auch kreidebleich und vergrub ihr Gesicht in Marco's Brust. Er ließ sie dann wieder los und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
Dann kam er nochmal zu mir und klopfte mir auf die Schulter 'Man sieht sich Noah.'
Ich nickte ihm zu 'Man sieht sich.' Ich stand jetzt auch auf und lief zu ihr. Marco öffnete währenddessen die Haustür und verschwand durch diese. Ich schaute Calla an.
Sie stand da ihre Arme verschränkt vor ihrem Körper und schaute mich an.
Ich ging noch näher auf sie zu, streichelte leicht über ihre Wange. Ich öffnete meinen Mund aber es kam nichts raus. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ja, ich wusste einmal nicht was ich sagen sollte.
Sie senkte den Kopf und fing zu weinen. Ich zog sie langsam an meinen Körper und drückte sie an mich. Sie sagte leise meinen Namen, wie sie es sagte so verzweifelt, brach mir fast das Herz. Sie schluchzte und drückte mich fest an sie. Ich strich mit meiner einen Hand über ihren Hinterkopf, mit der anderen über ihren Rücken. Was war verdammt nochmal passiert.
Sie weinte immer noch.
'Ich bin da. Ich bin da.' Wiederholte ich immer wieder leise. 'Ich brauch dich' Ihre Stimme brach am Ende. Ich drückte sie noch näher an mich 'Ich bin da und bleib, keine Angst.'
Ich weiß nicht wie lange ich so mit ihr im Flur stand und ihr immer wieder beruhigende Worte ins Ohr murmelte. Sie beruhigte sich immer mehr. Als ich merkte das sie nicht mehr weinte, gab ich ihr einen kurzen sanften Kuss auf die Stirn und flüsterte gegen diese
'Ich bin immer für dich da, Calla.'
Sie atmete laut aus und drückte sich von mir leicht weg. Ich vermisste ihre Nähe jetzt schon.
Ich war verrückt nach ihr. Total verrückt.
'Ich mach mir schnell einen Tee, dann erzähle ich dir alles.' Flüsterte sie und lief an mir vorbei in die Küche. Ich drehte mich langsam um und lief auch in Richtung Küche.
Ich beobachtete sie, sie zitterte als sie mit einer Hand das heiße Wasser in die Tasse schütten wollte. Ich stellte mich hinter sie, legte meine Hand auf ihre und half ihr das heiße Wasser in ihre Tasse zu gießen.
Dabei sah ich das ihre Handgelenke tiefblau waren und sie ein paar blaue und rote Flecken am Arm hatte. Ich glaub ich will gar nicht wissen was passiert ist... .
Sie ließ den Wasserkocher los und schaute mir zu wie ich die Tasse auffüllte. Als ich fertig war, stellte ich den Wasserkocher auf seinen Platz. Ich stand immernoch dicht hinter ihr während sie wartete das ihr Tee endlich gezogen hatte.
'Calla du musst mir das heute nicht erklären.' flüstere ich ihr zu. Sie bekam Gänsehaut.
Sie lehnte ihren Rücken an meine Brust und flüsterte ein 'Danke' vor sich hin.
'Meine Schwester. Wo ist mein Handy?' Fragte sie dann plötzlich und lief sofort ins Wohnzimmer. Ich schaute derweil auf mein Handy und sagte für heute Abend mein Treffen mit Sarah ab. Sarah war die aktuelle Praktikantin. Sie hat ein Auge auf mich geworfen und welcher Mann nutzt so was nicht aus? Aber heute musste ich erstmal für Calla da sein, das stand fest. Calla kam mit ihrem Handy in der Hand zurück.
Ich musterte sie während sie auf ihrem Handy tippte. Sie war so schön. Ich fing an zu Grinsen.
Noah grinst wenn er eine bestimmte Frau sieht, nicht schlecht.
Sie schaute dann zu mir auf, als sie fertig getippt hatte. 'Komm wir gehen in mein Zimmer.' Flüsterte sie, nahm sich die Tasse und lief voran. Ich hinterher. Ich merkte das sie beim Treppen hoch laufen, ihr Bein komisch steif hielt. Als wir in ihrem Zimmer waren, stellte sie ihre Tasse auf ihrem Schreibtisch ab und legte sich ins Bett. Ich setzte mich auf ihre Seite.
'Was ist mit deinem Bein?' Ich strich langsam über das Bein und spürte irgendwas unter ihrer Hose. 'Nichts, nur ein Verband.' Sie legte ihre Hand auf meine und zog meine Hand so von der Stelle weg. Sie gähnte auf einmal herzhaft.
'Bist du müde?' Ich stieg über ihren Körper und legte mich neben sie.
'Ja wenn du wüsstest.' Antwortete sie und schloss kurz ihre Augen.
'Schlaf, ich bin doch da.' Lächelte ich sie leicht an und zog sie etwas näher an mich ran.
'Ich kann nicht.' Flüsterte sie, legte sich aber doch auf die rechte Seite, so das sie mich anschaute. 'Doch du kannst. Ich pass doch auf dich auf.' Ich strich ihr mit meinen Fingern über den linken Arm, vorsichtig über die blauen und roten Flecken und zog sie noch das letzte Stück zu mir. Sie legte ihren Arm auf meinen Bauch. 'Meine Schwester kommt so um 1, weckst du mich dann? Wenn ich überhaupt einschlafen kann.' Flüsterte sie.
'Ja mach ich. Schlaf jetzt.' Lachte ich leise und malte kleine Kreise auf ihre Hand.
Nach ein paar Minuten hörte ich ihren regelmäßigen Atem. Sie schlief und ich hatte nichts besseres zu tun als ihr beim schlafen zuzusehen. Danach war ich anscheinend auch eingeschlafen, denn geweckt wurde ich durch die Klingel. Calla zuckte nur kurz zusammen, ich stand langsam auf und schloss ihre Tür leise. Dann lief ich nach unten und öffnete die Tür, dort stand eine junge Frau mit einer Reisetasche. Wahrscheinlich ihre Schwester. Nein nicht wahrscheinlich, ganz sicher. Die Ähnlichkeit war kaum zu übersehen.
'Hi du musst die Schwester sein, oder?' Sagte ich freundlich und bat sie herein.
'Äh ja und wer bist du? Und wo ist Calla?'
Sie schaute mich etwas überfordert an.
'Noah bin ich und Calla ist oben in ihrem Zimmer. Ich glaub sie schläft noch.' Lächelte ich freundlich. Sie musterte mich.
'Noah, also.'
'Ja, Noah.' Lachte ich. 'Komm mit, wir schauen einfach ob Calla wach ist.'
Ich lief die Treppen hoch und öffnete ihre Tür vorsichtig. Sie lag immer noch schlafend auf ihrem Bett. Ich beugte mich zu ihr runter.
'Calla, deine Schwester ist da.' Flüsterte ich ihr zu. Sie brummte, öffnete aber dann doch ihre Augen. Ich schaute zur Tür, dort stand ihre Schwester an dem Türrahmen angelehnt.
'Ich geh jetzt am besten, dann seit ihr alleine.' Sagte ich zu Calla's Schwester.
'Nein, du kannst ruhig bleiben.' Kam dann von Calla selbst. 'Nee passt. Ich komm heute Abend nochmal vorbei okay?' Ich schaute sie wieder an. 'Kannst du vor 6 Uhr noch kommen, dann kannst du mit mir ins Lissi gehen, um mein Geld zu holen.' Ich schaute sie stirnrunzelnd an. 'Warum Geld?' Fragte ich sie.
'Erzähl ich dir später.'
'Okay dann bin ich halb 6 hier. Bis dann.'
Ich lächelte ihr nochmal zu und lief dann an ihrer Schwester vorbei. 'Bis dann.' Sagte ich auch zu ihr und lief die Treppen nach unten.
'Bis später.' Rief sie mir noch hinterher und schloss dann Calla's Tür.
Ich lief dann aus ihrer Wohnung und fuhr erstmal in meine Firma. Ein bisschen Ablenkung tut heute wohl doch gut....

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