Teil 69

7.7K 230 2
                                    

'Nein, das ist das letzte
worauf ich jetzt Bock hab.'

Ich wollte mich wieder langsam zurück zu meiner Fahrertür bewegen, aber er hielt mich sofort fest.
'Hör einfach nur zu' flüsterte er.
Seine scheiß raue Stimme, seine scheiß schönen Augen. Einfach sein scheiß schönes Gesicht. Es macht mir zu Schaffen. Sehr sogar.
Ich verschränkte abwartend meine Arme vor der Brust.
'Dann los.' Ich konnte nicht glauben, das ich ihm wirklich zuhören würde.
Noah nickte leicht und musterte mich.
'Ich vermiss dich. Ich weiß es war eine bescheuerte Entscheidung das mit uns zu beenden, aber ich wusste nicht was ich machen sollte.' Er seufzte. 'Mir ist klar geworden wie sehr ich dich eigentlich brauch, du fehlst mir einfach.' Meine starke Fassade drohte zu bröckeln. Nein, sie bröckelte schon bei jedem seiner Worte. Ich fing an zu zittern. 'Hör auf, sowas zu sagen.' Flüsterte ich panisch. Noah schaute mich entschlossen an. Dann schüttelte er mit dem Kopf.
'Nein. Ich will dich, nur dich.' Er trat einen Schritt auf mich zu.
'Noah ich warn dich.' Er blieb sofort stehen.
'Warum hast du's dann beendet?' Flüsterte ich ihm zu, bedacht nicht los zu heulen.
'Weil ich verdammt Schiss hatte, Calla. Du weißt über alles Bescheid. Über meine Drogenvergangenheit, über die Ex von meinem Vater und als wäre das nicht schon genug, schwärmt auch noch meine gesamte Familie nur von dir. Das macht mir Angst, ich hab noch keiner Frau so viel anvertraut, nicht mal meine Kumpels wissen das alles, außer Nils. Geschweige hab ich irgendeine Frau meinen Eltern vorgestellt, verstehst du?'
Ich nickte leicht, konnte aber nichts dazu sagen. Mir fehlten die Worte.
'Immer wenn ich mit dir Zeit verbracht habe, hat mich keine andere Frau interessiert. Ich hatte nicht mal den Drang dazu eine Andere anzuschauen, wenn du bei mir warst. Ich wusste einfach nicht was mit mir los ist, das war ich nicht ich.' Er fasste sich noch mal über sein Gesicht. 'Ich hab dir sogar versprochen, nichts mit einer Anderen anzufangen, solange das mit uns ist. Normalerweise lach ich über solche Forderung von Frauen und bei dir?
Bei dir halte ich mich dran. Von da an wusste ich das die Sache mit dir was Anderes ist.
Was viel Besseres als ich je gehabt hatte.'
Ich atmete zittrig Luft ein und aus. Seine Rede überforderte mich, ich wusste nicht was ich dazu sagen soll. Ich schaute auf die Straße neben mir. Meinte er es Ernst? Oder war das wieder nur so eine Masche?
'Selbst wenn ich dich ansehe, werde ich von Gefühlen geplagt, die ich nicht mal ansatzweise beschreiben kann. Noch nie hatte ich sowas.
Du bist viel zu gut für mich, deswegen hab ich es auch beendet. Ich wusste einfach das ich dich verletzen werde und das wollte ich verhindern.' Sagte er zum Ende hin leiser.
'Hast du trotzdem.' Flüsterte ich und hielt angestrengt meine Tränen zurück.
'Ich weiß. Das mit Ben.' Er seufzte wieder.
'Ich wollte dir das einfach nicht erzählen, du hattest das alles schon so oft durchgekaut und ich wollte dich einfach nicht noch mal mit dem Thema belasten. Tut mir leid.'
Noah schaute mich abwartend an, ich zuckte nur nicht-wissend mit meiner Schulter und wandte mich ein paar Schritte von ihm ab.
'Ich hab versucht dich zu vergessen, Calla.
Aber es geht nicht.
Seid du mir bei deinem Nebenjob für unsere Agentur über den Weg gelaufen bist, will ich dich und weißt du was?'
Er trat wieder einen Schritt auf mich zu.
'Daran hat sich nichts geändert und wird sich nichts ändern. Ich will dich,
nur dich an meiner Seite.'
Stille.
Ich schaute ihn geschockt an.
Nein, das konnte nicht sein. Trotzdem konnte ich nicht verhindern das sich ein warmes Gefühl in meinem Bauch ausbreitete.
Ich schüttelte fassungslos den Kopf.
'Woher soll ich wissen, dass du das Ernst meinst?' Sprach ich meine Gedanken aus.
Noah fuhr sich gestresst durch die Haare.
'Calla, du gehörst zu mir. Merkst du das nicht? Du bist perfekt für mich.'
Ich musterte sein Gesicht, schaute dann weg und atmete laut aus. Noah hatte mich verletzt. Dasselbe machte er bestimmt mit jeder.
'Nein, sorry Noah.'
Ich drehte mich mit Tränen in den Augen um. Endgültig abschließen mit ihm, aber er machte es mir nicht einfach.
'Eins noch Calla. Ich merk doch das du mehr für mich empfindest, als dir lieb ist. Gib mir eine Chance, bitte.' Ich drehte mein Gesicht wieder zu ihm und konnte nicht verhindern, das mir eine Träne die Wange runter rollte.
Scheiß Liebe. Scheiß Männer.
Wieso war das immer so kompliziert.
'Ich muss drüber nachdenken, Noah.' Flüsterte ich und merkte wie meine Tränen jetzt nur so flossen. Noah lief sofort langsam auf mich zu, während ich versuchte meine Tränen weg zu wischen. Dann fasste er mich an meinen Ellenbogen und zog mich in seine Richtung.
Er legte seine Arme um mich und drückte mich an seine Brust. Sofort schluchzte ich laut auf, als mir sein wohl bekanntes Parfum in die Nase kroch. Nein. Nein. Nein.
'Es tut mir so leid. Wir können es ganz langsam angehen, aber bitte denk darüber nach.' Flüsterte er gegen meine Stirn, drückte einen Kuss auf meinen Kopf und löste sich aus der Umarmung. Er trat ein paar Schritte weg von mir und richtete seine Cap. Er verhielt sich so wie wenn er mich nicht länger anfassen will, als nötig. Ich wischte über meine Wangen und seufzte wieder laut auf.
'Ich geh dann.' Flüsterte ich und wandte mich zu meinem Auto. Ich schaute Noah nicht noch einmal an, bis ich meine Tür öffnete.
'Aber entscheide mit dem hier.' Rief er mir zu und deutete auf sein Herz.
Ich wollte was sagen, aber es kam nichts raus. Stattdessen stieg ich einfach in mein Auto und fuhr sofort los.
Ich wollte einfach nur schnell daheim sein.
Ich muss das Gespräch mit Noah erst Mal verdauen. Als ich in unserer Einfahrt ankam, stieg ich sofort aus dem Auto und wurde von Sarah an der Haustür empfangen.
'Calla wo warst du? Ich hab schon gedacht dir ist was passiert.' Fing sie an, stockte aber als sie mein vollständiges Gesicht sah.
Ich brach sofort wieder in Tränen aus, worauf sie mich nur in den Arm nahm und in die Wohnung brachte. Sie umfasste mein Gesicht. 'Was ist passiert?' Fragte sie und schaute mich intensiv an. Ich müsste mittlerweile schrecklich aussehen.
'Noah.' Schluchzte ich.
'Was ist mit ihm?'
'Er stand vor dem Restaurant und hat mit mir geredet.' Sie ließ mein Gesicht los und zog mich auf's Sofa.
'Was hat er gesagt?'
Ich stützte mein Gesicht in meine Hände.
'Er will noch eine Chance.' Sarah seufzte sofort wütend auf. 'Dieses Arschloch.' Sie stand auf.
'Gib mir seine Nummer, ich ruf ihn an.'
Ich schaute Sarah an.
'Sag nicht, du denkst darüber ernsthaft nach.' Sagte sie fassungslos. 'Calla.'
'Doch, Sarah. Man ich weiß doch nicht.
Ich mag ihn doch.' Ich legte mein Gesicht wieder in meine Hände.
'Ja, Calla, aber woher willst du wissen, ob er dich am Ende nicht wieder abblitzen lässt, hm?' Und dann fing ich an zu erzählen, was er alles gesagt hat. Jedes einzelne Wort, was er gesagt hatte. Sarah rieb mir derweil über meinen Rücken. 'Und jetzt weiß ich nicht was ich davon halten soll.' schluchzte ich wieder.
Ich lehnte mich an Sarah's Schulter und putzte mit einem Taschentuch meine Nase.
'Weißt du, das ist deine Entscheidung.' Sie seufzte. 'Aber ich merk ja schon, wie du dich entscheiden wirst. Also tu mir wenigstens noch einen Gefallen, ja?'
Ich schaute sie verwirrt an.
'Lass ihn noch etwas zappeln, bist du ihm sagst das du ihm noch eine letzte Chance gibst.'
Sie lächelte mich aufmunternd an.
'Mh mal gucken.' Ich schaute sie nachdenklich an. 'Sarah du hättest ihn sehen müssen.'
'Wehe du schmarrst mir jetzt die Ohren von seinem "ach so heißen" Aussehen voll.'
Sie hob warnend ihren Zeigefinger in meine Richtung. Ich grinste kurz.
'Sein Verhalten war so anders.'
Sie lächelte kurz und strich mir dann nachdenklich über den Kopf.
'Ich weiß doch wie glücklich er dich machen kann, ich hoffe es wird auch bald so sein.
Aber trotz alledem werde ich ihn beim nächsten Fehler kastrieren. Seinen vorlauten Kumpel gleich dazu.'
Ich lachte leise.
'Lass Nils da aus dem Spiel. Sollte ich dir übrigens auch von ihm aus sagen.'
'Der kann mich mal. Wehe Jenny schleppt uns den an. Dann bin ich raus, ich gehe dann. Mein voller Ernst.' sagte sie Ernst, lachte dann aber.
'Er ist ein Guter, Sarah.' Versuchte ich ihre Meinung zu beeinflussen.
'Jajaja, ich kenn doch solche Männer. Der wird  noch schlimmer als Noah sein.' Lachte sie leise und stand auf.
'Ich mach uns was zu Essen.' Rief sie mir noch zu, bevor sie in die Küche verschwand.

Ich dachte noch mal gründlich über Noah nach. Über die verschiedenen Momente, die wir zusammen erlebt haben. Wie er mich angeschaut hatte, wie er mich berührt hatte, wie er mich geküsst hatte. Jedes einzelne Kommentar von ihm.
Er fehlte mir. Seine Nähe. Seine dummen Kommentare. Alles.
Also traf ich jetzt endgültig die Entscheidung. Ich werde Noah noch eine Chance geben.
Ich legte meine Hand auf mein Herz.
Ich höre einfach auf mein Herz, mal sehen ob ich es bereuen werde. Ich hoffe einfach das ich die richtige Entscheidung getroffen habe, ich hoffte es so sehr.
Meine Entscheidung behielt ich erstmal für mich. Als Sarah fertig mit Kochen war, rief sie mich und dann aßen wir gemeinsam am Esstisch. Ich war so dankbar, das ich so eine perfekte beste Freundin habe.
Ohne sie, wäre ich schon längst zerbrochen.

Die nächsten zwei Tage blieb ich zuhause. Mir ging es sehr viel besser, obwohl Noah immer noch nicht wusste, das ich ihm eine Chance geben würde. Heute wollte ich meine berufliche Zukunft etwas planen. Ich überlegte ob ich mich für einen festen Job bewerben sollte oder ob ich nicht noch ein bisschen Geld auf Minijob Basis verdienen sollte, um dann irgendwann später nochmal ins Ausland zu gehen. Ich li la liebte das Reisen, einfach.

Ja und jetzt saß ich hier, an einem Dienstagabend und überlegte was ich in der Zukunft machen sollte. Ich entschied mich aber dann recht schnell meine Überlegungen auf Mitte April zu verschieben, wenn ich meine endgültigen Prüfungsergebnisse vorliegen habe.
'Hey Calla. Alles fit?' Grinste Daniel mich an.
'Hey Dani, alles fit ja. Bei dir?' Grinste ich zurück. Er setzte sich zu mir auf's Sofa.
'Klaro, wie immer. Dein Handy blinkt die ganze Zeit auf, das ist mir schon aufgefallen wie ich hier rein gelaufen bin.' Lachte Daniel und zeigte auf mein Handy, das mitten auf dem Wohnzimmertisch lag. Ich warf einen Blick darauf. 1 verpasster Anruf von Noah.
Jetzt, 4 verpasste Anrufe von Nils.
Was ist denn da los?
Auf einmal rief Nils wieder an und ich ging sofort ran.
'Nils?' Fragte ich etwas ängstlich, er hatte mich noch nie angerufen.
'Calla, ein Glück. Kannst du schnell kommen?' Sagte er hektisch und viel zu schnell.
'Wohin denn?' Ich stand auf und zog mir meine Schuhe schon mal an.
'Zu Noah, der dreht am Rad. Komm bitte.' Sagte er verzweifelt. Ich hörte im Hintergrund einen dumpfen Schlag.
'Ich bin unterwegs.' Sagte ich schnell und legte auf. Was bringt den Noah so weit, dass er am Rad dreht?
Ich schnappte mir meinen Autoschlüssel.
'Daniel, sag Sarah ich bin kurz weg.' Rief ich in's Wohnzimmer und schaute noch mal an mir runter. Die Leggins und der Pulli müssen jetzt her halten, zum Glück hatte ich heute früh wenigstens geduscht.
'Mach ich.' Rief Daniel zurück und schon schoss ich aus der Haustür, zu meinem Auto.

Gespannt was mich bei Noah erwarten würde...

Want UWo Geschichten leben. Entdecke jetzt