Neun

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Osterzusatzkapitel:-))

Fröhliche Eiersuche!

Jetzt

Rio

Die zwei Wochen bis zu meinem ersten Kampf sind schnell vorbei gegangen. Sie waren angefüllt mit hartem Training und an so manchem Abend bin ich fast nur noch kriechend ins Bett gekommen. Pete entpuppte sich als strenger, aber fairer Lehrer, der mich bis aufs Äußerste forderte und mir alles abverlangte. Dank ihm habe ich auch einige schmutzige Tricks gelernt, die ich nach seinen Angaben bei den Kämpfen sehr gut gebrauchen könne. Da diese Events immer ohne Regeln stattfinden, ist nicht damit zu rechnen, dass die Kämpfe fair zu und her gehen.

Und dann ist es soweit. Ich bin froh, dass mich Pete begleitet, Diego wird von der Tribüne aus zuschauen, was mich noch etwas nervöser macht, als ich eh schon bin. Als wir bei der Lagerhalle ankommen steuert Pete direkt auf einem Hintereingang zu. Der Weg von dort aus führt durch ein Labyrinth aus engen, grell erleuchteten Gängen bis in einen größeren Raum, wo sich schon mehrer Männer befinden, die sich auf ihre Kämpfe vorbereiten. Pete wird respektvoll begrüsst, schließlich ist er nach fast zehn Kämpfen immer noch ungeschlagen. Ich werde misstrauisch und abschätzend gemustert. Pete hat mich schon davor gewarnt, dass mich die Anderen nicht gerade herzlich begrüßen würden und so straffe ich meine Schultern und richte mich zu meiner vollen Größe von beinahe eins neunzig auf. Psychologische Kriegsführung nennt man das... oder so. Auf jeden Fall will ich mir nicht anmerken lassen, wie sehr meine Knie zittern und ich am Liebsten rechts umkehrt machen würde. Pete scheint zu ahnen, wies mir geht und drückt mich in einer Ecke auf eine Bank. Dort hilft er mir, mich bereit zu machen. Außer einer abgeschnittenen, schwarzen Hose werde ich nur noch Ledermanschetten um meine Handgelenke tragen. Nicht einmal Schuhe sind erlaubt...

„Das dort hinten wird dein Gegner sein, "mit dem Daumen zeigt Pete in eine andere Ecke. Schnell werfe ich einen Blick auf den Typen und fahre zusammen. Er ist zwar ungefähr einen Kopf kleiner als ich, jedoch doppelt so breit. Und das nicht, weil er fett ist, nein, er besteht nur aus Muskeln! Na super, denke ich mir. Da kann ich gleich einpacken. Gegen diesen Koloss habe ich eh keine Chance. Pete scheint zu merken, was in meinem Kopf vor sich geht. Er stellt sich vor mich hin, so dass ich den Anderen nicht mehr sehen kann.

„Hey, es ist auch für ihn der erste Kampf und ich habe ihn trainieren sehen. Er hat einen Schlag, der dich umhauen wird, wenn er dich voll erwischt," ich verdrehe genervt die Augen, das ist jetzt nicht besonders hilfreich. "Hör mir zu," er nimmt mein Kinn in seine Hand und zwingt mich, ihm in die Augen zu schauen. "Der Trick wird sein, sich nicht erwischen zu lassen. Du bist viel schneller und wendiger als er. Lass dich nicht auf einen Nahkampf ein, den würdest du verlieren. Gebrauch deine langen Arme und Beine, um ihn auf Abstand zu halten. Er wird schnell ermüden und dann wird deine Chance kommen. Du schaffst das Rio, das weiss ich!"

Langsam kehrt mein Selbstbewusstsein wieder zurück und ich werde etwas ruhiger.

Und dann ist es soweit und unser Kampf wird aufgerufen.

Der Lärm in der großen Halle ist ohrenbetäubend. Der letzte Kampf ist vorbei und der Verlierer wird blutend und ohnmächtig an uns vorbei getragen. Den hats schwer erwischt. Na, da muss ich wohl schauen, dass es mir nicht ebenso geht. Ein bisschen Galgenhumor muss sein, denke ich und folge Pete nach unten zu dem Käfig in der Mitte der Halle. Mein Gegner ist schon drin und wirft sich in die Brust, die zugegebenermaßen sehr eindrucksvoll ist. Doch ich lasse mich jetzt nicht mehr aus der Ruhe bringen und betrete den Käfig ebenfalls, nachdem mir Pete noch einmal auf die Schultern geklopft und mir viel Glück gewünscht hat.

Ruhig stelle ich mich in die Mitte und beobachte meinen Gegner dabei, wie er sich vor den Leuten zum Affen macht. Wie ich hat auch er nur eine kurze Hose an und einen nackten Oberkörper und keine Schuhe. Immer wieder fixiert er mich und macht obszöne Gesten in meine Richtung, was das Publikum noch mehr anstachelt. Endlich ertönt ein Gong und sogleich stürzt sich der Typ auf mich. In letzter Sekunde kann ich ausweichen und sein Schlag geht ins Leere. Leider hat er daraus gelernt und greift nicht mehr so unüberlegt an. Den nächsten paar Schlägen kann ich ausweichen und ich lande sogar einige Treffer, doch dann erwischt er mich am Kinn. Kurz bin ich etwas benommen und er nützt das auch sofort aus und setzt gleich einen Schlag nach. Dieses Mal auf die Rippen. Zum Glück kann ich mich aus dem Reflex heraus noch etwas wegdrehen und er erwischt mich nur mit halber Kraft.

Jetzt werde ich wütend! Verdammt, ich habe doch schon gegen ganz andere Gegner auf der Straße gekämpft. Dem nächsten Schlag weiche ich aus und benutze dann meine Fäuste. Schnell dresche ich drei Mal auf ihn ein und ziehe mich gleich wieder zurück. Bevor er sich davon erholen kann, brauche ich meine Beine und haue ihn mit einem Rundschlag von den Füssen. Schwer landet er auf dem Rücken, steht aber gleich darauf wieder auf und geht auf mich los. Eine Faust landet direkt auf meinem Auge und kurzzeitig kann ich nicht klar sehen, weil mir das Blut von der aufgeplatzten Augenbraue hinein läuft. Ich versuche, es wegzuwischen und bewege mich mehr instinktiv als bewusst und dann lande ich endlich einen Volltreffer gegen seine Schläfe, der ihn buchstäblich umhaut. Keuchend bleibe ich stehen und warte darauf, dass er sich wieder erhebt. Er jedoch bleibt liegen und endlich höre ich auch den frenetischen Applaus und den Gong, der das Ende des Kampfes anzeigt.

Rio hats tatsächlich geschafft und den Kampf für sich entschieden.

Uff...

Rio - from the beginning Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt