Zwei

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Jetzt

„Rio, kommst du?"werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ich schaue mich um und da kommt auch schon Diego mit Schwung um die Ecke. Unwillkürlich muss ich lächeln. Diego ist immer in Bewegung, steht nie still.

„Na los, ich habe dir doch von diesem Event erzählt, der heute Abend stattfindet. Ich möchte, dass du dir das ansiehst."

Ach ja, seufze ich. Diego veranstaltet regelmäßig irgendwelche Events, bei denen um irgendetwas gewettet wird. So genau habe ich nicht zugehört, als er es mir erklärt hat. Aber ich habe ihm einiges zu verdanken, also werde ich ihn begleiten, auch wenn mir überhaupt nicht danach ist, unter Leute zu gehen.

„Zieh bitte das an,"sagt er noch. Erst jetzt bemerke ich den Kleidersack, den er mit sich geschleppt hat. Fragend schaue ich ihn an und warte auf eine Erklärung.

„Das ist eine große Veranstaltung mit vielen wichtigen Leuten, da muss man dementsprechend gekleidet sein. Also hopp, umziehen."Er wedelt mit der Hand und ist schon wieder verschwunden. Beim Weggehen ruft er noch:"Wir fahren in fünf Minuten."

Na super. Jetzt artet das Ganze noch in Stress aus, seufze ich genervt und öffne den Sack. Ich staune nicht schlecht, als da ein Designeranzug zum Vorschein kommt. Vorsichtig streiche ich über den seidenweichen Stoff. Der Anzug ist schwarz, wie auch das Hemd und die Weste. Nicht schlecht... sogar passende Schuhe sind dabei. Schnell schlüpfe ich hinein. Er sitzt wie angegossen und fühlt sich erstaunlicherweise sehr gut an. Schnell fahre ich mir noch mit den Fingern durch die Haare und mache mich auf die Suche nach Diego. Der ist schon draußen beim Wagen und spricht hektisch in sein Handy. Als er mich sieht, bleibt er abrupt stehen und starrt mich an, das Handy vergessen in seiner Hand. Ich schaue an mir runter, weil ich denke, dass ich vielleicht die Weste falsch zugeknöpft habe, aber das ist nicht der Fall. Ich sehe wieder zu Diego, der mich nicht aus den Augen gelassen hat.

„Wow,"haucht er da,"wusst ich doch, dass dir sowas stehen würde."Dann kommt er auf mich zu und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Sein Duft umfängt mich und ein Kribbeln entsteht in meinem Bauch. Sowas habe ich seit Max nicht mehr gespürt. Nein, halt, ich will jetzt nicht an ihn denken, das wäre zu schmerzhaft und so verbanne ich den Gedanken in einen verborgenen Winkel meines Herzens und konzentriere mich auf das Hier und Jetzt.

Zusammen steigen wir in den Wagen und Diego fährt los an den Rand der Stadt auf ein stillgelegtes Fabrikgelände. Dort hält er vor einem Tor, das sich nach kurzer Zeit wie von Geisterhand öffnet. Drinnen stehen dutzende von Autos. Meine Augen werden groß vor Staunen. Es sind auch richtige Bonzenautos darunter. So richtig mit Chauffeur und so. Der Wahnsinn!

Wir werden von einem jungen Schwarzen an einen Platz gewiesen und steigen aus. Jetzt höre ich auch den Lärm, der aus einer offenen Tür rechts von uns zu kommen scheint. Fragend schaue ich Diego an, doch der winkt mich nur hinter sich her. Gemeinsam betreten wir eine große Halle, die voll mit schreienden Menschen ist. Unwillkürlich wird mein Blick von der Mitte der Halle angezogen, wo zwei halbnackte Männer in einem Käfig aufeinander einschlagen. Der Lärm wird immer ohrenbetäubender und plötzlich landet einer der Männer auf dem Boden. Mit Staunen sehe ich, wie überall Geld die Besitzer wechselt. Viel Geld...

Diego zwinkert mir zu und bahnt sich einen Weg nach vorne. Überall, wo wir durchkommen, wird Diego freudig begrüßt und ich werde interessiert begutachtet. Ich fühle mich unwohl zwischen all diesen Menschen.

Zum Märzanfang ein neues Kapitel;-)
Ich hoffe ihr hattet Spass beim Lesen und ich freue mich über alle Kommentare und natürlich über alle Stimmen!

Rio - from the beginning Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt