Früher
Rio
Den ganzen Tag verbrachte Rio in schrecklicher Erwartung dessen, was noch kommen würde. Er wusste, dass er bestraft werden würde, hatte jedoch keine Ahnung wann und wie. Die anderen Kinder gingen ihm aus dem Weg, sogar Max klopfte ihm nur aufmunternd auf die Schulter, bevor er wieder an die Arbeit ging. Es wurde Abend und noch immer war nichts passiert, hatte Joe ihn nicht zu sich gerufen. Rio blieb wachsam, entspannte sich jedoch auch ein wenig. Als auch das Abendessen und die allabendlichen Unterrichtsstunden ohne Ereignis durch gingen, dachte er schon, er wäre noch einmal davon gekommen. Leider hatte er sich geirrt...
Gleich nach dem Essen rief Joe ihn zu sich in sein Büro. Jetzt doch wieder alarmiert, schaute sich Rio nach Max um, dieser wich jedoch seinem Blick aus.
„Schließ die Tür," befahl ihm Joe, als er den Raum betrat. Rio tat wie ihm geheißen. „Du warst heute sehr ungeschickt," sprach Joe leise weiter und beobachtete Rio mit einem stechenden Blick. Rio konnte nur nicken, es hatte ihm vor Angst die Sprache verschlagen. Mit einem schnellen Schritt war Joe dicht vor ihm und gab ihm eine schallende Ohrfeige, die den Jungen einmal quer durchs Zimmer schleuderte. Völlig geschockt setzte sich Rio wieder auf und hielt sich die brennende Wange.
„Antworte mir gefälligst, wenn ich mit dir rede. Anscheinend hat dir niemand Manieren beigebracht. Das werden wir auf der Stelle ändern." Mit diesen Worten ging er hinter seinen Schreibtisch und griff nach einem breiten Ledergürtel, der dort an der Wand hing. Rios Augen wurden immer größer und am Liebsten würde er sich irgendwo verkriechen, doch da war Joe schon wieder bei ihm und riss ihn hoch.
„Was hast du heute falsch gemacht?" Fragte Joe den Jungen und ließ ihn wieder los, trat jedoch keinen Schritt zurück. Gross und stark ragte er vor Rio auf.
„Ich... habe... Eier kaputt gemacht...", brachte Rio mühsam hervor. Inzwischen schlotterte er vor lauter Panik.
„Wie viele?"
„Es waren acht Stück," antwortete Rio, ohne Joe anzusehen.
„Also wirst du für jedes dieser Eier einen Schlag mit dem Leder bekommen. Das wird dich vielleicht das nächste Mal daran erinnern, vorsichtiger zu sein. Hast du noch etwas dazu zu sagen?"
Jetzt wäre wohl der richtige Zeitpunkt für Rio gekommen, um dem Farmer von den Gemeinheiten Damiens zu erzählen. Dass es seine Schuld gewesen war, dass er gestürzt war. Doch irgendwie brachte er keinen Ton heraus. Also schüttelte er nur den Kopf und brachte ein leises „Nein" heraus. Woraufhin ihm Joe befahl, sein Hemd auszuziehen und die Hose runter zu lassen. Im ersten Moment konnte Rio nicht reagieren, bis Joe wieder auf ihn zu kam und ihn drohend ansah. Schnell kam er der Aufforderung nach und stellte sich vor den Schreibtisch und legte die Hände auf die Tischplatte, wie Joe es ihm befohlen hatte.
„Du wirst laut mitzählen," befahl ihm Joe noch, bevor er das Lederstück mit Schwung auf Rios Rücken runtersausen ließ. Der Schmerz war unbeschreiblich. Rio hatte das Gefühl, dass sein Rücken explodieren würde und sackte auf die Knie. Keuchend holte er Luft und unwillkürlich traten ihm Tränen in die Augen.
„Eins," brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und stand wieder auf. Auf den zweiten Schlag folgte der Dritte und der Vierte. Nach dem Sechsten wünschte sich Rio ganz weit weg. Nach dem Siebten gaben seine Beine beinahe wieder unter ihm nach und nach dem Achten, als es endlich vorbei war, liefen ihm die Tränen übers Gesicht und er konnt ein Schluchzen nicht unterdrücken. Ohne Kommentar hängte Joe den Lederriemen wieder an seinen Platz und verließ das Büro. Jetzt konnte sich Rio nicht mehr auf den Beinen halten und brach gleich da vor dem Schreibtisch zusammen. Sein gesamter Körper schmerzte, er konnte sich nicht mehr rühren. Als Hände nach ihm griffen, versuchte er, sich zu wehren, doch dann sah er in ein paar besorgte, braune Augen und bemerkte, dass es Max war, der ihn jetzt auf die Arme nahm und ihn hoch ins Zimmer trug. Dort legte er ihn behutsam auf den Bauch ins Bett und begann, ihm mit einem kalten Tuch den Rücken abzutupfen. Noch einmal musste Rio starke Schmerzen aushalten und schrie dabei in sein Kissen. Max gab sich alle Mühe, um sanft und vorsichtig zu sein. Leise murmelte er beruhigende Worte. Anschließend rieb er die Striemen mit einer kühlenden Salbe ein. Als er gehen wollte, hielt ihn Rio an der Hand fest und bat ihn, zu bleiben. Ohne lange zu überlegen, legte sich Max zu ihm ins Bett und nahm Rio behutsam in die Arme. Endlich konnte sich Rio etwas entspannen und glitt in einen unruhigen Schlaf.
Zum Glück gibt es Max!
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Rio - from the beginning
RomanceErster Teil Als Baby in einer Krankenhaustoillette ausgesetzt werden ... nicht gerade die besten Voraussetzungen für den Beginn eines Lebens. Doch Rio kämpft sich durch und nach diversen Kinderheimen landet er auf der "Heavens Gate" Farm. Dort lern...