Dreiundsechzig

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Früher

Rio

Beim Stall angekommen, schlichen sie sich langsam bis zu der großen Box, wo Leni, die werdende Mutter schon unruhig hin und her stampfte. Eigentlich war es unüblich, dass eine Stute ihr Fohlen am helllichten Tag zur Welt bringen wollte, doch Leni war noch sehr jung und wusste wahrscheinlich gar nicht so recht, wie ihr geschah. Max hatte sie schon seit ein paar Tage beobachtet und bemerkt, dass es wohl bald soweit war. Leise versammelten sich alle etwas im Hintergrund, damit sich die Stute nicht noch mehr gestört fühlte. Nur Max ging zu ihr und streichelte ihr beruhigend den Hals.

Doch sie konnte nicht lange still stehen. Immer wieder drehte sie sich im Kreis, bis sie sich endlich hinlegte. Doch noch immer war nichts von dem Fohlen zu sehen und da stand sie auch schon wieder auf. Das Ganze wiederholte sich noch einige Male. Leni war schon schweißgebadet und keuchte schwer. Max nahm das bereitgelegte Handtuch in die Hand und wischte ihr mit kreisenden Bewegungen über die bebenden Flanken. Das schien ihr gutzutun und sie beruhigte sich etwas.

Doch schon kam die nächste Wehe und tatsächlich konnte man jetzt endlich zwei winzige Hufe sehen, die hinten austraten. Wenigstens lag das Fohlen richtig.

Schon legte sich Leni wieder hin und begann zu pressen. Mit jeder neuen Wehe schob sich das Fohlen weiter aus dem engen Geburtskanal, bis schon der Kopf zu sehen war. Dann ging alles plötzlich blitzschnell und das kleine Pferdchen flutschte in einem Ruck aus der Stute heraus und blieb ganz benommen liegen. Max trat langsam an das Fohlen heran und befreite liebevoll die Nüstern von all dem Schleim, so dass es frei atmen konnte.

Währenddem war auch schon die Stute aufgestanden und hatte gleich die Nabelschnur zerrissen, die sie noch mit ihrem Baby verbunden hatte. Die Nachgeburt war dann kein Problem mehr und kam ohne weiteres heraus, so dass sich die Stute nun ganz ihrem Neugeborenen widmen konnte.

Voller Staunen standen die Kinder um die Boxe herum und betrachteten das kleine Fohlen. Es war immer wieder ein Wunder, wenn neues Leben auf die Welt kam, egal, wie oft man das schon erlebt hatte.

Nachdem Mutter und Kind gut versorgt waren, die Boxe sauber und alles aufgeräumt war, kehrten alle wieder zu ihrer Arbeit zurück. Max hatte seinen Arm um Rio gelegt und begleitete ihn noch zum Haus, schließlich war der Unterricht noch nicht zu Ende und Max musste wieder zurück zum Stall. Vor dem Haus zog Max Rio in seine Arme und drückte ihn ganz fest. Mit einem Seufzen ließ sich Rio in die Umarmung fallen und legte sein Kinn auf Max Schulter. So standen sie eine Weile und genossen die Nähe des Anderen. Irgendwie hatten sie das jetzt beide gebraucht nach der ganzen Aufregung. Plötzlich kam jemand angerannt und umarmte sie beide. Erschrocken fuhren sie auseinander, bis sie merkten, dass es nur Maria war. Lachend zogen sie das Mädchen in eine Gruppenumarmung und lösten sich dann wieder. Rio nahm Maria huckepack auf den Rücken und lief mit ihr ins Haus, während Max ihnen nur lachend nachschaute.

Jetzt

Rio

Ein paar Minuten später steht Diego neben mir. Wenn er mich nicht angestupst hätte, hätte ich ihn gar nicht bemerkt, so in Gedanken versunken war ich.

„Hey, wenigstens kannst du den Porsche behalten," versucht er mich aufzumuntern. „Und diese Rennen sind gar nicht so eine schlechte Sache. Dieser Clay scheint gute Beziehungen zu den hiesigen Geschäftsleuten zu haben, wenn sogar Jake Osborne hier ist und wettet." Er schaut zu dem großen Mann, der jetzt gerade in eine Limousine einsteigt.

„Er kommt mir irgendwie bekannt vor. Woher kenne ich den Typen?"

„Wir waren nach deinem ersten Kampf bei ihm im Club, da hast du ihn kurz gesehen. Deinen zweiten Kampf hast du gegen einen seiner Leute gewonnen, erinnerst du dich?"

In diesem Moment fährt die Limousine an uns vorbei, das getönte Fenster ist unten und der Typ nickt Diego kurz zu, bevor sein Blick zu mir wandert. Ich sehe direkt in eisgraue Augen, die mich kalt mustern, bevor die Scheibe wieder hoch fährt. Ein Schauer überläuft mich und ich kriege eine Gänsehaut.

„Ja, ich erinnere mich," sage ich abwesend zu Diego, bevor wir in mein Auto steigen und nach Hause fahren.

Jaja..unser gute Jake darf natürlich auch nicht fehlen..

Rio - from the beginning Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt