Rio - from the beginning

Einundsechzig

Jetzt

Rio

Nervös trommle ich mit den Fingern aufs Lenkrad und warte auf das Zeichen zum Start. Damien sitzt neben mir in seinem BMW und grinst siegessicher zu mir herüber. Da endlich erfolgt das Zeichen und gleichzeitig brausen wir los, runter vom Parkplatz auf die Straße. Die Strecke führt einmal um den See und wieder zurück zum Startplatz. Da es schon spät ist, sind zum Glück nicht mehr viele andere Autos unterwegs und ich kann die Geschwindigkeit erhöhen. Doch so sehr ich mich auch bemühe, ist Damien mir immer ein paar Meter voraus. Er schneidet jede Kurve ungeachtet der Tatsche, dass uns jederzeit ein anderes Fahrzeug entgegenkommen könnte. Auf den geraden Strecken komme ich wieder etwas näher an ihn heran und eine Zeitlang sieht es sogar so aus, als könnte ich ihn überholen. Doch da schert er plötzlich vor mir aus und drängt mich ab auf die andere Fahrbahn. Ich fluche laut vor mich hin und gebe wieder Gas, bis vor mir ein Auto auftaucht, das direkt auf mich zu fährt. In letzter Sekunde trete ich auf die Bremse und weiche aus, so dass ich jetzt wieder hinter Damien fahre. Immer wieder versuche ich, ihn zu überholen, doch ich habe auf den jetzt schmalen Straßen keine Chance. Doch ich weiss, dass kurz vor dem Parkplatz die Straßen wieder zweispurig werden.

Das wird meine letzte Chance sein, doch noch zu gewinnen. Ich kann es kaum abwarten, bis es soweit ist. Das Adrenalin schießt durch meinen Körper und langsam fängt es an, mir Spaß zu machen. Der Porsche heult auf, als ich wieder Gas gebe und das Vibrieren des Autos unter mir peitscht mich noch mehr auf. Fest umklammere ich das Lenkrad und warte auf den richtigen Zeitpunkt.

Da, endlich wird die Straße breiter. Ich schere hinter Damien aus und drücke das Gaspedal durch. Doch anscheinend hat er damit gerechnet und versperrt mir den Weg. Ich nehme wieder etwas Geschwindigkeit weg und versuche es auf der anderen Seite. Doch auch da klappt es nicht. Immer wieder setzt er sich mit seinem Auto vor mich, so dass ich nicht an ihm vorbei komme. Also täusche ich an, dass ich links von ihm vorbei fahren will, als er nach links schert, reiße ich jedoch schnell das Lenkrad herum und fahre auf der rechten Seite vor. Jetzt fahren wir Seite an Seite und ein schneller Blick ins andere Auto zeigt mir, dass Damien das Grinsen vergangen ist. Ich drücke das Gaspedal voll durch, der Porsche macht einen Satz und schon habe ich die Nase vorn. Da kommt der Parkplatz in Sicht und ich fühle schon die Euphorie aufsteigen von meinem kommenden Sieg.

Doch wie so oft vorher habe ich Damien unterschätzt. Er lässt sich absichtlich etwas zurückfallen, um dann mir der Schnauze seines BMW ganz leicht die hintere Seite meines Porsche zu tuschieren. Sofort merke ich, wie mein Fahrzeug anfängt, sich zu drehen. Ich kann ihn bei dieser Geschwindigkeit nicht mehr gerade halten und der Porsche kommt ins Schleudern. Verzweifelt reiße ich das Lenkrad herum, kann jedoch nicht verhindern, dass sich das Auto immer schneller um sich selber dreht. Zum Glück sind in dem Moment keine anderen Autos unterwegs, sonst hätte es einen schlimmen Unfall gegeben. Als ich das Auto endlich zum Stehen bekommen habe, kann ich nur noch zusehen, wie Damien über die Ziellinie braust. Und schon wieder konnte er mich austricksen.

Langsam fahre ich hinterher und halte bei den Leuten, die Damien umringen und ihn feiern. Als ich aussteige, kommt Diego sofort auf mich zu.

„Bist du okay?" Fragt er mich und nimmt mich in die Arme. Kurz lehne ich mich an ihn und nicke. Meine Beine fühlen sich an wie Gummi. Ich zittere am ganzen Körper. Und doch hat es irgendwie Spaß gemacht, muss ich feststellen. Die Geschwindigkeit und die Kraft des Autos unter mir haben mir ein unglaubliches Hochgefühl verpasst.

Doch leider ist der erwartete Sieg ausgefallen. Das war ein kurzes Glück mit einem eigenen Porsche. Seufzend löse ich mich von Diego und gehe langsam auf Damien und die Anderen zu. Vor Clay bleibe ich stehen und strecke ihm widerwillig die Schlüssel entgegen.

Tschüss Porsche..oder vielleicht doch nicht?