Rio - from the beginning

Siebenundsechzig

Jetzt

Rio

Die anderen zwei Typen sehen aus wie reiche Muttersöhnchen und benehmen sich auch so. Einfach widerlich. Zu viert stellen wir uns dann auf, als es soweit ist. Den Zweien lassen wir den Vortritt, Damien und ich stellen uns hinter sie, so dass es zumindest den Anschein erweckt, als sei das Rennen fair. Nach dem Startzeichen setzt sich Damien sofort an die Spitze, bis die anderen Zwei das Gaspedal finden, dauert es eine Weile. Ich habe etwas weniger Glück als Damien und kann nur einen überholen. Schnell gewinnen wir an Tempo. Damien hat schon einen kleinen Vorsprung herausgeholt und ich versuche, den passenden Augenblick abzuwarten, um die Schnecke vor mir zu überholen.

Da, in der zweiten Kurve kriegt der Typ es mit der Angst zu tun und steigt auf die Bremse. Das ist meine Chance und ich gebe noch etwas mehr Gas. Ich vertraue ganz einfach auf die gute Bodenhaftung meines Porsches, die ich ja schon zur Genüge ausgetestet habe. Und wirklich gelingt es mir, an dem anderen Auto vorbeizuschießen. Mit einem kurzen Blick in den Rückspiegel sehe ich, dass auch der zweite Fahrer keine Chance mehr hat, uns einzuholen, also konzentriere ich mich voll und ganz auf Damien, der immer noch ein paar Meter Vorsprung hat. Langsam aber sicher komme ich ihm immer näher, so dass ich jetzt fast an seiner Stoßstange klebe. So nah bin ich ihm noch nie gekommen. Jetzt machen sich die letzten Rennen bezahlt, in denen ich Erfahrung sammeln konnte.

Weiter vorne kommt schon wieder der Parkplatz in Sicht und da ist endlich meine Chance. Ich täusche ein Überholmanöver links vor, ziehe dann aber gleich nach rechts rüber und drücke das Gaspedal durch. Sofort schießt der Porsche nach vorne und ich bin gleichauf mit Damien. Überrascht schaut er zu mir rüber und schüttelt den Kopf. Kurz wandern meine Gedanken zu Clay und seiner Vorgabe. Doch der Sieg ist zum Greifen nahe und ich schiebe den Gedanken ganz schnell wieder in die hinterste Ecke meines Gehirns. Als ich als Erster die Ziellinie passiere, stoße ich einen lauten Freudenschrei aus. Ich habe gegen Damien gewonnen!

Früher

Rio

Zum Glück konnten sich Max und Rio nie lange Böse sein. Vielleicht konnten sie ja gemeinsam einen Kompromiss finden, der beiden zusagen würde.

Emilie und Finn hatten zum Beispiel schon oft den Vorschlag gemacht, dass die Jungs, sobald Rio achtzehn werden würde, für ein paar Monate oder ein Jahr bei ihnen in der Stadt wohnen könnten. Rio begeisterte der Gedanke sehr, und Max würde es wahrscheinlich Rio zuliebe machen.

Emilie hatte gesagt, dass immer ein Licht für sie im Fenster brennen würde. Sie wären immer willkommen. Für Rio war das ein beruhigendes Gefühl und er war sich sicher, dass es auch für Max nicht so schlimm werden würde. Hauptsache war doch, sie waren zusammen!

Jetzt

Rio

Meine Freude währt nicht lange. Ich habe den Porsche kaum zum Stehen gebracht, als auch schon Diego bei meinem Fenster erscheint und mir hektisch bedeutet, das Fenster runter zu lassen. Er ist wütend. Seine braunen Augen fixieren mich mit starrem Blick, so dass ich seiner Aufforderung schnell nachkomme.

„Was hast du dir dabei gedacht?" Schreit er mich auch schon an, kaum ist das Fenster unten. „Verdammt, Rio! Weißt du, wie viel Geld du mich gerade gekostet hast?" Bevor ich darauf etwas erwidern kann, fällt mein Blick auf Clay. Ich hätte erwartet, dass auch er wutentbrannt zu mir gerannt kommt, doch er steht einige Meter entfernt und spricht hektisch in sein Handy und schaut sich dabei angestrengt um. Diego schreit mich immer noch wutentbrannt an, wird aber seltsamerweise durch einen durchdringenden Ton übertönt, der immer näher kommt. Sirenen! Jetzt sehe ich auch schon die Lichter der Polizeiwagen. Auch Diego ist endlich darauf aufmerksam geworden und schaut sich panisch um. Dann kommt Bewegung in ihn. Er sprintete um den Wagen herum und steigt ein. „Na los! Gib gas!" Schreit er mich schon an. Ich zögere noch und werfe wieder einen Blick auf Clay. Meine Augen werden groß. Der kleine Kerl steht da mit einer Pistole in der Hand und hält die anderen Leute in Schach. Was soll das Ganze nur? Schießt es mir durch den Kopf. Dann sehe ich aus den Augenwinkeln, wie Damien in sein Auto springt. Clay schreit ihm noch nach, dass er stehen bleiben soll, doch Damien hört nicht auf ihn und fährt in rasantem Tempo weg. Da kommt plötzlich Leben in mich und ich folge ihm so schnell wie möglich. Nichts wie weg hier!