Vierunddreissig

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Früher

Max

Als sie so eng aneinander gekuschelt auf dem Waldboden lagen, fing Max wieder an zu erzählen:

„Weißt du, bei uns zu Hause war auch immer Musik. Das Radio lief den ganzen Tag und meine Mutter hat dazu gesungen. Sie traf keinen einzigen Ton richtig, aber sie hatte solchen Spaß dabei, dass wir nie ein Wort darüber verloren haben. Manchmal sangen wir alle zusammen. Laut und falsch, aber das war uns sowas von egal. Auch haben wir immer viel zusammen gespielt. Mein Dad hat immer wieder neue Spiele aus Holz gebastelt. Zum Beispiel auch Pfeil und Bogen. Stundenlang haben wir uns hingestellt und immer wieder die Pfeile auf das Ziel abgefeuert bis wir endlich ins Schwarze getroffen haben.

Doch das Beste war der Dolch, den er mir gemacht hat." Mit diesen Worten holte er ein kleines Messer aus seinem Stiefel und hielt es Rio hin. Dieser nahm es vorsichtig in die Hand und betrachtete es von allen Seiten. Der Griff war aus wunderschönem Holz geschnitzt und blank poliert. Die Schneide sah schon recht abgenutzt aus, war aber immer noch scharf auf beiden Seiten.

„Soll ich dir zeigen, wie man damit wirft?" Fragte Max und stand auch sogleich auf. Neugierig folgte ihm Rio und sah zu, wie sein Freund den Dolch geschickt in seinen Fingern balancierte, bevor er ihn mit geübtem Schwung gegen einen Baum warf, wo er auch stecken blieb. Max holte ihn schnell und überreichte ihn Rio. „Jetzt du!" Rio versuchte, die Bewegungen seines Freundes nachzumachen und warf den Dolch. Dieser blieb jedoch in dem Baum nicht stecken, sondern prallte lediglich davon ab und landete im Gebüsch. Enttäuscht verzog Rio das Gesicht, doch Max lachte nur. „Was denkst du, wie lange ich gebraucht habe, um das zu lernen?" Und lief und holte den Dolch zurück. Nach einer halben Stunde hatte Rio es endlich geschafft und der Dolch blieb tatsächlich stecken. Er brach in lauten Jubel aus und tanzte wie ein wild gewordenes Rapunzel durch den Wald. Max freute sich mit ihm und gemeinsam zogen sie den Dolch aus dem Baumstamm. Danach wurde es höchste Zeit, wieder auf die Farm zu kommen, hoffentlich wurden sie nicht schon vermisst. Schnell noch suchten sie ein trockenes Versteck für das Radio und rannten zurück zur Farm.

Jetzt

Rio

Aus den zwei Tagen sind eine ganze Woche geworden und ich wohne immer noch bei Diego. Er hat sich so süß um mich gekümmert und hat mir tatsächlich nach unserem Gespräch jede Menge Freiraum gelassen. Ich besitze sogar einen eigenen Schlüssel und kann kommen und gehen, wie ich will. Auch habe ich das Kochen wieder entdeckt. Ich habe es schon früher auf der Farm gerne gemacht, nachdem ich endlich die Grundkenntnisse begriffen hatte.

Meine Gedanken schweifen ab und ich greife unbewusst an mein Handgelenk, wo der kleine Dolch wie fast immer in seiner Manschette steckt.

Max... mein Mund verzieht sich zu einem Lächeln, als ich an den Tag zurückdenke, an dem mir Max den Dolch zum ersten mal gezeigt hat.

Noch eine Weile stehe ich so da, versunken in meine Gedanken, bis ich mich zusammennehme und wieder in die Gegenwart zurückkehre.

Jetzt haben wir wieder etwas mehr über Max erfahren.Und denjenigen,die die Fortsetzungen schon gelesen haben,kommt der Dolch sicher bekannt vor..

Rio - from the beginning Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt