Jetzt
Rio
Noch immer spricht Diego kein Wort mit mir. Und ehrlich gesagt, ist mir das gerade recht. So habe ich einerseits Zeit zum Schreiben und andererseits die Möglichkeit, über das heute erlebte nachzudenken. Beim Schreiben bekomme ich sofort Gewissensbisse, wenn ich an Finn denke. Als ich die Farm Hals über Kopf verlassen habe, habe ich niemandem gesagt, wo ich hin gehe. Finn hätte mir ganz sicher geholfen, mir einen Job besorgt und eine Wohnung. Doch ich wollte es alleine schaffen. Und außerdem wollte ich wohl auch den Erinnerungen entfliehen...
Früher
Rio
Nach einer unruhigen Nacht erwachte Rio schon sehr früh. An weiterschlafen war nicht mehr zu denken, zu sehr kreisten seine Gedanken um die Ereignisse der letzten Tage. Wie es jetzt auf der Farm wohl weiter gehen würde? Würde Finn sein Wort halten und dafür sorgen, dass es den Kindern besser geht? Und das Wichtigste: Würde er tatsächlich dafür sorgen, dass Max wieder kam?
Mit einem Seufzen stand Rio auf und zog sich an, was ihm einige derbe Flüche von Damien eintrug, der dadurch geweckt wurde. Rio nahm sein Kissen und warf es Damien einfach an den Kopf, bevor er kommentarlos aus dem Zimmer schlüpfte. Ohne Licht zu machen fand er den Weg raus aus dem Haus, über den Hof in den Stall. Die Pferde standen und lagen friedlich in ihren Boxen und liessen sich nicht stören. Kannten sie doch den Jungen und vertrauten ihm. Leise schlüpfte Rio zu dem großen Grauschimmel Rafi in die Boxe und setzte sich in eine Ecke. Rafi schnüffelte eine Zeitlang an ihm herum und steckte seine Nase in Rios Taschen.
„Tut mir leid mein Junge. Ich habe keinen Apfel dabei," flüsterte Rio und streichelte die weiche Nase des Pferdes. Nachdem sich das Pferd selber überzeugt hatte, dass da tatsächlich nichts zu holen war, wandte er sich wieder seinem Heu zu. Rio blieb einfach still da sitzen und hing seinen Gedanken nach, bis der Morgen dämmerte.
Jetzt
Rio
Ich weiss noch ganz genau, dass das der Moment war, als ich da bei Rafi in der Boxe sass, wo ich mir eingestand, dass ich mehr für Max fühlte, als nur Bruderliebe. Ich war zwar erst zehn, doch dank den schwierigen Jahren, die hinter mir lagen, war ich wohl auch früher gereift. Ich konnte diese Gefühle noch nicht richtig benennen, es war mir auch egal. Sie waren einfach da, stark und tief.
Ach Max. ich vermisse dich immer noch so sehr!
Früher
Rio
Als es Zeit war, die Tiere zu füttern, stand Rio langsam auf und streckte seine schmerzenden Glieder. Nach einem liebevollen Klaps aufs Hinterteil verließ er Rafis Boxe und machte sich an die Arbeit. Doch immer wieder hielt er inne, um zu lauschen, ob da nicht vielleicht ein Wagen auf den Hof fuhr. Doch immer wieder wurde er enttäuscht und als die Anderen auftauchten, um zu helfen, war es sowieso mit der Ruhe vorbei. Schnell erledigten sie alles und gingen dann ins Haus, um zu frühstücken. Nach dem obligatorischen Tischgebet setzten sich alle hin und langten kräftig zu, der Tag würde noch lang werden. Auf einmal horchte Rio auf. Da war doch ein Geräusch... angestrengt spitzte er die Ohren. Tatsächlich konnte er das Motorengeräusch eines Wagens hören. Ohne um Erlaubnis zu bitten, sprang Rio in Windeseile auf und stürmte nach draußen auf die Veranda, wo er abrupt stehen blieb. Da stand ein Wagen mit laufendem Motor und aus ihm stieg Max mit seiner alten Tasche über der Schulter. Nachdem der Wagen gewendet hatte und vom Hof fuhr, wandte sich Max langsam dem Haus zu und bemerkte erst jetzt Rio, der dort wie erstarrt stand. Langsam ließ er die Tasche von der Schulter gleiten und breitete die Arme aus. Rio erwachte endlich aus seiner Erstarrung, setzte mit einem Sprung über die Verandatreppe und stürmte in Max Arme. Sofort schlossen die sich um ihn und Rio atmete tief Max' Duft in seine Lungen. Sie waren nur eine Nacht getrennt gewesen, doch diese war beiden vorgekommen, wie ein Jahr.
Sanft löste sich Max nach einiger Zeit und sah Rio in die Augen. „Hast du das geschafft, dass ich schon jetzt zurück kommen konnte?"
„Ich denke schon..."antwortete Rio und schaute schüchtern zu Boden. „Ich habe einfach Mister McGraw darum gebeten."
„Danke," murmelte Max daraufhin und schloss Rio erneut in seine Arme.
So ihr Lieben.Ich bin dann mal für zehn Tage weg.Ich werde die schottischen Highlands ein wenig unsicher machen und hoffentlich mal einen Blick unters Röckchen werfen können😉Wünsche euch eine schöne Zeit!
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Rio - from the beginning
RomanceErster Teil Als Baby in einer Krankenhaustoillette ausgesetzt werden ... nicht gerade die besten Voraussetzungen für den Beginn eines Lebens. Doch Rio kämpft sich durch und nach diversen Kinderheimen landet er auf der "Heavens Gate" Farm. Dort lern...