Achtundzwanzig

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Jetzt

Rio

Die Sache mit Elaine hat mich sehr erschüttert. Sie hatte immer ein offenes Ohr für mich und war ein fester Halt. Jetzt sitze ich hier über meinem zerfledderten Notizbuch und versuche, mich auf meine Vergangenheit zu konzentrieren. Diese Adoptionsparties waren wirklich grausam für uns, die wir auf der Farm lebten ohne eine Chance, da irgendwie wegzukommen. Nicht, dass es an Interessenten für uns gemangelt hätte, aber es war genau so, wie es Max gesagt hatte. Die Carters würden uns nie gehen lassen. Als ich so in meiner Ecke in der Lagerhalle sitze und mich selbst bemitleide, sehe ich eine Bewegung am Eingang. Ich traue meinen Augen fast nicht, es ist tatsächlich Diego, der uns da mit seiner Anwesenheit beehrt. Die letzten paar Wochen, seit unserem erotischen Zusammentreffen hat er sich ziemlich rar gemacht. Ich habe ihn tatsächlich vermisst. Speziell jetzt, seit Elaine nicht mehr da ist. Natürlich will ich nicht, dass er das bemerkt, aber ich kann mich fast nicht davon abbringen aufzuspringen und ihm um den Hals zu fallen. Ich sehe ihm zu, wie er die Anderen begrüßt und dabei langsam in meine Richtung kommt. Ich lasse ihn nicht aus den Augen, kann es fast nicht abwarten, bis er endlich bei mir ist und rutsche unruhig auf meinem Schlafplatz hin und her.

Bei mir angekommen begrüßt er mich etwas reserviert, setzt sich dann jedoch neben mich.

„In zwei Tagen ist dein nächster Kampf," informiert er mich und starrt dabei auf meinen Mund. Ich muss leer schlucken und sitze da wie erstarrt. Erst nach einer Weile sickert bei mir ein, was er gesagt hat.

„In zwei Tagen schon?"

„Ja, Jake Osborne hat einen seiner Kämpfer aufgestellt und Pete hat gesagt, dass du soweit bist." Schon will Diego wieder aufstehen, ich kann jedoch nicht anders und halte ihn zurück.

„Diego, ist alles okay zwischen uns?" Ich muss es jetzt einfach wissen. Seit Elaines Weggang fühle ich mich noch einsamer. Zumal auch die Kids hier in der Lagerhalle in letzter Zeit auf Abstand gegangen sind. Sind wir doch früher jeden Abend um das Feuer gesessen und haben geredet und zusammen Musik gemacht, so kommt das jetzt nur noch selten vor. Ich weiss nicht warum und niemand will mit mir darüber reden.

„Klar ist alles okay zwischen uns. Warum auch nicht?" Und schon wendet er sich wieder zum Gehen, als ihm anscheinend noch etwas in den Sinn kommt und er sich noch einmal zu mir umdreht. „Ach übrigens. Du wirst diese Ecke hier ab Morgen leider noch mit zwei anderen Kids teilen müssen. Der Platz wird langsam eng und du bist der Einzige, der so viel Platz für sich beansprucht. Aber das wird dir ja sicher nichts ausmachen." Er macht eine kleine Pause und überlegt kurz. „Wenn du allerdings ein Problem mit der Enge haben solltest... mein Angebot steht noch. Du kannst jederzeit bei mir übernachten." Mit einem letzten Blick auf mich dreht er sich um und verschwindet wieder so schnell, wie er gekommen ist.

Etwas verwirrt bleibe ich zurück und denke über seine Worte nach. Passiert das etwa alles mit Absicht, damit ich mich zu ihm flüchte, weil es mir hier zu viel wird?

Nein, das kann ich mir bei Diego fast nicht vorstellen... oder etwa doch?

Ob Diego etwas damit zu tun hat?Was denkt ihr??

Rio - from the beginning Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt