Dreiunddreissig

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Jetzt

Rio

Nach drei Tagen bin ich fast soweit, ihn einfach aus dem Fenster zu schmeißen. Bevor es jedoch soweit kommt, fange ich lieber an, meine Sachen zu packen. Als Diego mich dabei erwischt, ist natürlich die Hölle los und da ich immer noch keinen vernünftigen Ton raus kriege, kann ich nichts Anderes, als ihn einfach anzustarren und mir dann ein Stück Papier zu suchen.

„Wo willst du denn jetzt hin?" Fragt er mich mit vor Wut blitzenden Augen.

„Zurück" schreibe ich auf mein Papier. Er schüttelt nur den Kopf und erwidert: „Du bist noch lange nicht gesund. Weshalb bleibst du nicht einfach hier, wo du alle Annehmlichkeiten hast, die du dir nur Wünschen kannst?"

Jetzt versuche ich es mit flüstern. „Ich möchte einfach nur zurück in die alte Lagerhalle. Ich brauche meine Ruhe und ich vermisse die anderen Kids." Und schon habe ich meine Sachen in der Hand und gehe Richtung Fahrstuhl, als mich seine Worte innehalten lassen.

„Du hast keinen Platz mehr in der Lagerhalle. Ich habe ihn schon jemand Anderem vergeben."

Ich bleibe stehen und begreife den Inhalt der Worte nur langsam. Er hat meinen Platz vergeben? Wie konnte er das tun? Heiß kocht die Wut in mir hoch. Als ich mich umdrehe und Diego mein Gesicht sieht, macht er unwillkürlich einen Schritt zurück und greift sich an den Hals. „Ich dachte, da du jetzt eh bei mir wohnst, kann ich den Platz sicher weitergeben. Ich hätte nicht gedacht, dass du wieder zurück möchtest, wenn du doch hier den ganzen Luxus genießen kannst.

Und mich hast..."

Diego wird beim Sprechen immer leiser und ich merke, dass er sich tatsächlich nicht bewusst ist, wie egoistisch er gehandelt hat. Sofort verpufft meine Wut. Ich lasse meine Sachen fallen und gehe zu ihm. Ich habe ihm wirklich viel zu verdanken und was kann es schon schaden, noch ein paar Tage länger zu bleiben?

„Tut mir leid Diego, ich wollte nicht undankbar sein. Aber ich brauche unbedingt mehr Privatsphäre und du hast mich die letzten Tage fast erstickt mit deiner Fürsorglichkeit. Ich werde noch zwei Tage bleiben, doch dann werde ich gehen. Wenn es in der Lagerhalle noch Platz hat, dann dahin, wenn nicht, werde ich schon etwas Anderes finden." Erschöpft von dem vielen Sprechen halte ich inne und warte ab.

Er steht vor mir und bringt nur ein Nicken zustande, dann wirft er sich mir an die Brust und erdrückt mich fast mit seiner Umarmung. So viel zum Thema Abstand... Seufzend schließe ich meine Arme um ihn und erwidere die Umarmung.

Und schon hat ihn Diego wieder soweit..



Rio - from the beginning Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt