Einundvierzig

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Jetzt

Rio

Ich kann es nicht fassen, dass ich in einem solchen Wagen sitze. Als Diego endlich schmollend neben mir Platz genommen hat, lege ich einen Schnellstart hin und brause auf die Straße. Schnell vergeht Diegos schlechte Laune, als er bemerkt, wie gut ich mit dem Wagen umgehen kann und er fängt an, es zu genießen. Zuerst geht es dank dem zähen Verkehr nur langsam vorwärts, doch sobald wir aus der Stadt raus gekommen und die breiten Straßen, die in die Hügel führen, vor uns haben, gebe ich richtig Gas. Ein herrliches Gefühl!

Auf einer Anhöhe angekommen, halte ich an und steige aus, um die Aussicht zu genießen. Diego kommt mir nach und sieht mich bewundernd von der Seite an.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du mit einem solchen Auto umgehen kannst."

Ich stoße ein leises Lachen aus. „Ich auch nicht,"gebe ich zu und grinse ihn dabei an. „Ich bin sowas Schnelles noch nie gefahren aber es macht so unglaublichen Spaß. Diego, vielen Dank für dieses einmalige Erlebnis." Ich drehe mich zu ihm um und umarme ihn ganz spontan. In diesem Moment braust ein anderer Sportwagen auf den Parkplatz und hält genau neben uns. Ein junger Typ, klein und schmächtig, steckt den Kopf aus dem Fenster und betrachtet uns abschätzend. "Ob die zwei Schwuchteln ihren Wagen wohl hier hinauf gestoßen haben oder denkst du, sie wissen wie man so ein Ding fährt?" Sagt er so laut zu seiner aufgedonnerten, wasserstoffblonden Begleitung, dass wir es auf jeden Fall auch hören.

Diego wird ganz rot im Gesicht und will schon etwas entsprechendes Antworten, als ich ihn am Arm packe und zurückhalte.

„Wie wäre es mit einem kleinen Rennen?" Frage ich den Typen, der daraufhin nur lacht. „Oder hat der böse Junge Angst, von einer „Schwuchtel" geschlagen zu werden?" Ruhig schaue ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und warte ab, ob er meinen Köder schluckt.

„Ich, Angst? Im Leben nicht! Wer als Erster an der Stadtgrenze ist, hat gewonnen. Um was willst du denn wetten?" Ich schaue mir seinen Wagen an, einen fabrikneuen Porsche Carrera.

„Wir setzen die Autos als Wetteinsatz." Neben mir keucht Diego entsetzt auf und fasst mich am Arm. Ich lasse jedoch den Typen nicht aus den Augen und bemerke, wie es in ihm arbeitet. Immer wieder wandert sein Blick zu dem Ferrari und dann zu mir. Ich versuche, einen möglichst harmlosen Eindruck zu machen und warte ab.

„Okay, ich gewinne und bekomme dafür den Ferrari."

„Oder umgekehrt," erwidere ich lächelnd. Er nickt und bringt dann seinen Wagen in Position, währenddem Diego und ich einsteigen.

„Sag mal, spinnst du?" Schreit mich Diego an, sobald wir sitzen. Ich jedoch beachte ihn gar nicht und fahre langsam neben den Porsche.

„Schnall dich an," kann ich Diego nur noch zurufen und schon gibt der Kerl das Zeichen zum Starten. Ich komme etwas langsamer weg und er gewinnt gleich ein paar Meter Vorsprung. Doch nicht lange und ich habe ihn eingeholt und für ein paar Minuten rasen wir Seite an Seite dahin. In der nächsten Kurve kommt uns ein anderer Wagen entgegen und ich muss scharf bremsen, um ihm auszuweichen. Diego neben mir ist inzwischen kalkweiß im Gesicht, währenddem mir das Rennen immer mehr Spaß macht. Noch einmal unternehme ich einen Versuch zum Überholen und dieses Mal gelingt es mir auch und ich ziehe an dem Porsche vorbei.

Als wir die Stadtgrenze passieren, bin ich immer noch ein paar Meter voraus und ich jubele laut los. Ich kann es nicht fassen! Ich habe ein Auto gewonnen!

Früher

Rio

Nachdem sich die erste Aufregung um Timmy gelegt hatte, rauschten die Paare eines nach dem Anderen ab und auch die Waisen wurden kurz darauf mit ihrem Bus abgeholt. Joe hatte bisher noch kein Wort zu ihnen gesagt und Rio wurde es immer mulmiger. Er musste doch stinkwütend sein und die Strafe würde sicherlich fürchterlich ausfallen. Die Stimmung unter den Kindern war sehr gedrückt, als es ans Aufräumen ging. Und doch mischte sich auch etwas Erleichterung hinein. Timmy war in Sicherheit und Rio war sich sicher, dass er sich auf Finns Wort verlassen konnte. Er wusste nicht warum, aber er vertraute diesem Mann. Als es Abend wurde und auf der Farm alles erledigt war, befahl Joe allen, sich in der Küche zu versammeln. Nur langsam fanden sich alle ein, jeder hatte Angst vor dem, was da kommen würde.

Rio - from the beginning Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt