Früher
Rio
Nach dem Gespräch mit Emilie fühlte sich Max um einiges besser. Nachdem sie wieder gegangen war. Machten er und Rio zwei Pferde bereit, um gemeinsam einen Ausritt zu machen. Sie hatten meistens sehr wenig Gelegenheit dazu, da sie die Arbeit auf der Farm sehr in Anspruch nahm. Sie sattelten sich zwei junge Pferde, die dringend etwas Auslauf brauchten und wandten sich Richtung Fluss. Unterwegs sprachen sie über die Zukunft, wie schon so oft. Max wollte eigentlich nichts Anderes, als selber eine Farm zu kaufen, um da zusammen mit Rio Pferde zu züchten und auszubilden. Rio hingegen war sich da noch nicht so sicher. Er würde auch gerne etwas von der Welt sehen, bevor er sich gleich festlegte. Keiner wusste besser als er, was so eine Farm für eine Arbeit machte und doch konnte er es sich sehr gut vorstellen, zusammen mit Max an so einem Ort zu leben.
„Rio, wir werden die besten Pferde züchten, die es in diesem Land geben wird. Sie werden willig sein und natürlich wunderschön. Außerdem temperamentvoll und doch sanft."
Noch eine Weile schwärmte Max von ihren zukünftigen Pferden, als sie jäh von einem lauten Wiehern unterbrochen wurden. Sofort wurden sie still und schauten angestrengt durch das Dickicht am Fluss und versuchten herauszufinden, woher der Ton gekommen war.
Da sahen sie plötzlich eine schnelle Bewegung und ein erneutes Wiehern riss sie aus ihrer Erstarrung. Da war eindeutig ein Pferd in der Not. Schnell stiegen sie ab und banden ihre zwei Pferde an einem Baum fest. Dann bewegten sie sich vorsichtig auf das Pferd zu. Sie erkannten beim näher kommen einen ihrer Jährlinge, der sich wohl irgendwie durch den Zaun gemogelt hatte. Als das Pferd sie sah, versuchte es, sich noch einmal aus seiner misslichen Lage zu befreien. Es hatte sich zu weit in den Fluss hineingewagt und war wohl in dem tückischen Sand, den es dort an einigen Stellen gab, eingesunken. Nun kam es nicht mehr alleine weg und war von seinen zahlreichen Versuchen schon völlig erschöpft. Beruhigend auf das verängstigte Tier einredend, trat Rio etwas näher, um die Lage besser abschätzen zu können.
„Wir brauchen ein Seil," sagte er ruhig zu Max, ohne sich umzudrehen. Max verstand sofort und ging zurück zu den anderen Pferden. Wenn sie ausritten, hatten sie immer eine Notfallausrüstung dabei. Dazu gehörte auch ein Seil. Max reichte es Rio, als er wieder bei ihm angekommen war. Rio hatte unterdessen seine Stiefel ausgezogen und verknotete das Seil zu einer Schlinge. Dann bewegte er sich langsam auf das junge Pferd zu, immer mit ihm redend. Es war sehr schwierig, in dem unebenen Untergrund Halt zu finden und mehr als einmal drohte er auszurutschen. Zum Glück war die Strömung hier sehr schwach und der Fluss führte auch kein Hochwasser. Langsam näherte er sich dem Jährling und legte ihm behutsam die Schlinge um den Hals. Einmal mehr war er froh, dass sie die Pferde schon als Fohlen an allerlei Sachen gewöhnten und das Pferd nicht noch mehr scheute.
Danach kletterte er mühsam mit dem Seilende ans Ufer zurück, wo Max schon angespannt wartete. Gemeinsam packten sie das Seil und begannen zu ziehen. Als das Pferd merkte, dass es Hilfe bekommen hatte, verdoppelte es noch einmal seine Anstrengungen und Schritt für Schritt kam es dem Ufer näher. Da plötzlich waren alle vier Füße frei und es sprang mit einem Satz ans Ufer. Die beiden Jungs, die immer noch am Seil gezogen hatte, purzelten beim Nachlassen des Zuges heftig übereinander und blieben so keuchend erst einmal liegen. Dann schauten sie sich in die verschmutzten Gesichter und fingen gleichzeitig an zu lachen. Sie waren von oben bis unten voller Flussschlamm und außerdem klatschnass.
Sie brauchten einige Zeit, um sich von ihrem Lachanfall zu erholen und blieben noch ein Weilchen so liegen, bis ihnen dann doch zu kalt wurde. Schließlich war es Herbst und die Dämmerung war nah. Nachdem sie sich überzeugt hatten, dass dem Jährling nichts fehlte, führten sie ihn zu den zwei anderen Pferden, sassen auf und ritten langsam Richtung Farm. Dort wurden sie schon von Miss Duncan erwartet.
„Wo wart ihr denn? Ich habe mir schon Sorgen gemacht!" Da erst sah sie den Zustand, in dem sich die Jungs befanden und ihre Augen wurden noch größer. „Also Jungs, für ein Bad im Fluss ist es jetzt wirklich nicht mehr die geeignete Jahreszeit." Tadelte sie leicht, wobei sie sich jedoch ein Lachen nicht verkneifen konnte. „Kommt schon runter von den Pferden. Charlotte und Tessa werden sie in den Stall bringen und ihr zwei geht schnurstracks unter die warme Dusche. Sonst erkältet ihr euch noch." Max und Rio, die solche Fürsorge nicht gewöhnt waren, gehorchten sofort aufs Wort und gaben die Pferde erleichtert in die Hände der Mädchen. Die Zwei würden sie gut versorgen, das wussten sie.
Zum Glück noch einmal alles gut gegangen...
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Rio - from the beginning
RomanceErster Teil Als Baby in einer Krankenhaustoillette ausgesetzt werden ... nicht gerade die besten Voraussetzungen für den Beginn eines Lebens. Doch Rio kämpft sich durch und nach diversen Kinderheimen landet er auf der "Heavens Gate" Farm. Dort lern...