Achtunddreissig

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Früher

Finn

Finn und Emilie arbeiteten ehrenamtlich für eine Kinderschutzorganisation, deren Anliegen es war, diese Adoptionsparties zu stoppen. An diesen Events wurden die Waisenkinder richtiggehend an den Meistbietenden verschachert und wenn die Eltern genug von den Kindern hatten, steckte man sie einfach zurück ins Waisenhaus und man kaufte sich ein Neues. Außerdem hatten sie auch den Auftrag, diese Farm genau unter die Lupe zu nehmen. Leider gestaltete sich das als ziemlich schwierig, da die Kinder, die hier lebten, sich nicht wirklich in ein Gespräch verwickeln liessen. Und wenn Finn, wie jetzt gerade, mit einem der Jungen ins Gespräch gekommen war, tauchte ganz bestimmt der Besitzer der Farm auf und vereitelte seine Versuche wieder. Doch jetzt war er dank Emilie Joe Carter erfolgreich losgeworden und der hübsche, schwarzhaarige Junge schien ziemlich aufgeschlossen zu sein.

„Also, Rio, erzähl mal. Was sind so deine Aufgaben auf der Farm?"

Noch nie hatte ein Erwachsener Rio so viel Aufmerksamkeit geschenkt, wie es Finn gerade tat. Der große Mann schien aufrechtes Interesse an ihm zu haben und jetzt, da Joe mit Emilie beschäftigt war, entspannte sich Rio auch etwas.

„Ich mache so ziemlich alles, was auf der Farm anfällt. So wie wir alle außer Max," Rio deutete dabei auf den ältesten Jungen, "er ist nur für die Pferde zuständig." Nach diesen Worten schaute sich Rio vorsichtig um und wollte sich auch schon wieder abwenden, obschon Finn sehen konnte, dass er gerne noch geblieben wäre. Warum hatte der Junge nur Angst? Und wovor? Da lohnte es sich doch, noch etwas tiefer zu graben, dachte sich Finn und hielt Rio zurück.

„Erzähl mir doch etwas mehr..." Weiter kam Finn nicht, da der größere Junge, Max, eilig zu Rio gelaufen kam und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Rio stieß erschrocken die Luft aus und machte große Augen.

„Seit wann?" Hörte Finn ihn zurück flüstern. Max Antwort bekam er leider nicht mit, da dieser Rio von Finn wegzog, nachdem er ihm einen misstrauischen Blick zugeworfen hatte. Heftig aufeinander einredend entfernten sie sich immer weiter von Finn. Zu gerne hätte er gehört, was sie miteinander zu bereden hatten.

Rio

„Timmy ist verschwunden," flüsterte Max Rio ins Ohr, als er ihn endlich gefunden hatte und zog ihn von dem großen Mann weg, mit dem er sich gerade unterhalten hatte.

„Seit wann?" Fragte Rio erschrocken und warf noch einen Blick zurück zu Finn. Zu schade, er hätte sich gerne noch mit ihm unterhalten. Irgendwie hatte er das Gefühl gehabt, er könne dem Mann vertrauen.

„Ich weiss es nicht genau, aber es muss heute Morgen einmal passiert sein. Beim Frühstück war er noch da."

Schnell sammelten sie Charlotte und Tessa ein, um sich zu beratschlagen. Natürlich wollte Maria auch wissen, was es da zu bereden gab und Rio nahm sie schützend in die Arme, als sie den Mädchen von Timmy erzählten. Sie kamen überein, dass sie Joe vorerst nichts von Timmys Verschwinden sagen wollten, die Strafe für ihn würde sonst furchtbar ausfallen. Sie wollten zuerst alleine auf die Suche gehen, einzeln, damit niemand Verdacht schöpfte. Also entfernte sich Max langsam von dem Event und verschwand unbemerkt hinter dem Haus im Wald. Nach einer halben Stunde kam er wieder zurück, ohne Timmy gefunden zu haben. Danach ging Rio auf die Suche, auch er erfolglos. Wo konnte der Junge nur stecken?

Maria, die Kleinste von allen, wollte sich unbedingt auch an der Suche beteiligen, also schickten sie sie zusammen mit Tessa los. Sie wagten es nicht, sie alleine gehen zu lassen, da sie sich noch nicht so gut auskannte. Noch war Joe oder Dora nichts von dem seltsamen Verhalten der Kinder aufgefallen, zu sehr waren sie beschäftigt, um die reichen Leute herum zu scharwenzeln.

Jemandem jedoch war es sehr wohl aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. Der große, blonde Mann stand etwas abseits unter einem Baum und unterhielt sich leise mit seiner Partnerin, wobei er immer wieder einem der Kinder fragende Blicke zuwarf. Langsam geriet Rio in Panik. Was, wenn Timmy wirklich etwas passiert war? Er irgendwo verletzt lag? Er war in den letzten Tagen so still gewesen, hatte kaum ein Wort gesprochen und sich immer mehr in sein Schneckenhaus zurückgezogen. Suchend sah er sich um, doch Tessa und Maria waren nirgends zu sehen. Eigentlich sollten sie schon wieder zurück sein... waren sie jetzt etwa auch noch verloren gegangen? Doch nein, Tessa kannte sich zu gut aus, um nicht mehr auf die Farm zu finden. Als Max zu ihm trat, war Rio schon drauf und dran, doch zu Joe zu gehen und um Hilfe zu bitten, als Tessa endlich aus dem Wald gelaufen kam. Sie war ganz rot im Gesicht vor Aufregung und bemühte sich um eine langsamere Gangart, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.

„Wir haben ihn gefunden," brachte sie keuchend hervor. „Er liegt unten am Fluss zusammengerollt da und ist nicht ansprechbar. Er hat die Augen ganz fest zusammengekniffen und murmelt unverständliches Zeug vor sich hin. Ich habe Maria bei ihm gelassen. Was sollen wir jetzt nur tun?"

Ja,was sollen sie nur tun?
Die Kinder stecken in einem riesen Dilemma.Sollen sie Joe einweihen und somit riskieren,dass Timmy hart bestraft wird?
Oder gibt es noch eine andere Möglichkeit?

Rio - from the beginning Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt