Jetzt
Rio
Dieses Rennen ist reinstes Adrenalin, das durch meinen Körper jagt. Sowas habe ich vorher noch nie erlebt. Total aufgekratzt halte ich beim nächsten Parkplatz an und steige aus, um meinen Gewinn entgegenzunehmen. Der Porsche sieht einfach phantastisch aus und ich bin gespannt, ob der Typ wirklich zu seinem Wort steht.
Auch er steigt aus und macht dabei ein betrübtes Gesicht."Wo hast du denn so fahren gelernt?" Fragt er mich als Erstes.
„Auf einer Farm in der Mitte vom nirgendwo," antworte ich wahrheitsgemäss, woraufhin er in dröhnendes Lachen verfällt. „Ja, klar,"antwortet er augenzwinkernd und ich merke ihm an, dass er mir nicht glaubt. „Ist ja auch egal, dein Fahrstil ist auf jeden Fall außergewöhnlich und ich möchte dir einen Vorschlag machen." Misstrauisch kneife ich die Augen zusammen. Dachte ich doch, dass der das Auto nicht einfach so rausrücken würde. Wäre ja auch zu schön gewesen. „Ich bin immer auf der Suche nach talentierten Fahrern. Mein Name ist Clay Hunter, ich veranstalte Autorennen quer durch Greengarden." Damit streckt er mir eine Visitenkarte entgegen. Inzwischen ist auch Diego ausgestiegen, immer noch etwas grün im Gesicht. Ich gebe vor, die Karte eingehend zu studieren, überlege aber dabei, wo dieses Gespräch wohl hinführen wird.
„Habe ich das richtig verstanden? Autorennen quer durch Greengarden? Wie muss ich mir das vorstellen? Ich glaube kaum, dass sie dafür einfach eine Straße sperren werden." Und schon wieder lacht mich dieser Typ aus. „Nein, natürlich lassen wir keine Straßen sperren. Das ist ja das Spassige dran. Es fahren immer zwei Autos gegeneinander von einer Stadtgrenze durch die Stadt hindurch bis zur anderen Stadtgrenze. Dabei können die Fahrer die Strecke frei wählen. Einzig der Start- und der Zielpunkt sind festgegeben." Diego steht jetzt neben mir und reißt mir die Karte aus der Hand und zerreißt sie theatralisch. Erstaunt sehe ich ihn an. „Du hast gar keine Zeit für so einen Scheiss, Rio. Es stehen zwei Kämpfe an, für die du trainieren musst. Du bist noch nicht ganz wieder fit, also wird das Trainieren all deine Zeit in Anspruch nehmen." Dann dreht er sich um. „Kommst du? Wir müssen zurück, ich habe noch einen Termin." Und schon geht er zum Auto. Irritiert schaue ich ihm nach. Von den zwei Kämpfen höre ich heute zum ersten Mal. Und außerdem bin ich so fit wie noch nie und habe mich vollständig von meinem letzten Kampf erholt. Als ich zu Clay schaue, zwinkert der mir zu. „Was hat denn dein kleiner Freund für ein Problem? Gehörst du etwa ihm?"
„Nein, natürlich nicht," erwidere ich entrüstet. „Ich rede mit ihm." Clay steckt mir grinsend noch eine zweite Visitenkarte zu. „Ruf mich an und sage mir, wo ich dir deinen neuen Wagen hinbringen soll. Und überlege dir doch mein Angebot. Du würdest bei mir sicher jede Menge mehr Kohle machen als bei diesen Kämpfen. Und bei deinem Fahrtalent wäre es sicher auch ungefährlicher, als sich zusammenschlagen zu lassen." Ich nehme die Karte und nicke ihm zu, bevor ich zu Diego gehe, der schon wieder im Auto sitzt. Bevor ich einsteige, stecke ich die Karte jedoch in meine Hosentasche, Diego muss ja nicht unbedingt wissen, dass ich noch eine bekommen habe.
Die Fahrt nach Hause verläuft in eisigem Schweigen. Mehrmals frage ich Diego, was er denn genau für ein Problem hat. Noch immer verstehe ich nicht ganz seine Reaktion vorhin. Doch er schweigt hartnäckig und dann gebe ich auf und hänge meinen eigenen Gedanken nach.
Früher
Rio
„Ihr habt mich heute alle so enttäuscht, "begann Joe da auch schon mit eisiger Stimme. „Eigentlich solltet ihr wissen, dass ihr immer mit allem zu uns kommen könnt. Nein, kommen müsst! Unsere Angelegenheiten gehen niemanden etwas an. Diese Regel wurde aufs Gröbste verletzt und muss bestraft werden, das wisst ihr. Stellt euch der Reihe nach auf und zieht die Hemden aus." Bei diesen Worten schnallte er sich auch schon seinen Gürtel auf und zog ihn aus der Hose. Die Kinder waren zunächst zu geschockt, um zu reagieren. Schon der Lederriemen im Büro war sehr schmerzhaft, aber jetzt der Gürtel mit der schweren Schnalle...
„Na wirds bald!" Befahl Joe da auch schon mit schneidender Stimme. Jetzt erwachten die Kinder aus ihrer Erstarrung und eines nach dem Anderen trat vor und zog sich das Hemd über den Kopf, um sich dann an der Wand aufzustellen. Nur Damien versuchte, zu protestieren: „ Mister Carter, ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun. Ich wusste nichts davon und hätte es auch nie soweit kommen lassen."
„Na, dann kannst du dich bei den Anderen bedanken, dass es dich jetzt auch trifft. Es ist mir egal, wer schuld ist und wer daran beteiligt war. Ihn bekommt alle dieselbe Strafe."
Damien schaute ihn nur ungläubig an, bis sein Blick dann zu Rio wanderte und diesen hasserfüllt anstarrte. Schon wieder hatte ihn dieser kleine Mistkerl hineingeritten. Das würde er noch büssen, schwor er sich, bevor er sich das Hemd über den Kopf zog.
Joe fing bei Max an. Der Gürtel zischte genau fünfzehn Mal, gemäß seines Alters, durch die Luft und landete auf Max Rücken. Er hinterließ blutige Striemen, da sich die Gürtelschnalle tief ins Fleisch bohrte. Nach dem fünften Mal konnte Max sich nicht mehr auf den Füssen halten und brach zusammen. Das störte Joe jedoch nicht gross, er prügelte einfach weitere zehn Mal auf den am Boden kauernden Jungen ein. Rio wäre am Liebsten dazwischen gegangen, doch Tessa und Charlotte hielten ihn eisern zwischen sich fest und so konnte er nur hilflos mit ansehen, wie ein Kind nach dem Anderen dran kam. Als die Reihe bei ihm war, war er schon so außer sich, dass er die Schmerzen zuerst gar nicht richtig wahr nahm. Bis sie dann explosionsartig in sein Hirn eindrangen und auch er an der Wand zusammenbrach. Sogar vor der kleinen Maria machte der Mann nicht halt. Auch sie bekam ihre fünf Schläge, gemäß ihrem Alter.
Als Joe endlich fertig war, keuchte er heftig und war von der Anstrengung ganz rot im Gesicht. Noch einmal trat er zu Max und sah dem zusammengesunkenen Jungen ins Gesicht.
„Und du wirst morgen Abend noch deine Sachen packen. Du wirst vierzehn Tage auf der Farm eines Freundes aushelfen. Es wird allen ganz guttun, wenn ihr nicht immer so zusammenkleben könnt." Dabei wanderte sein Blick zu Rio und er konnte ein schadenfrohes Grinsen nicht unterdrücken, wusste er doch, dass er gerade die schlimmste Strafe über Max und Rio verhängt hatte, die es gab.
Wie kann Joe nur so etwas tun?
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Rio - from the beginning
RomanceErster Teil Als Baby in einer Krankenhaustoillette ausgesetzt werden ... nicht gerade die besten Voraussetzungen für den Beginn eines Lebens. Doch Rio kämpft sich durch und nach diversen Kinderheimen landet er auf der "Heavens Gate" Farm. Dort lern...