Achtundvierzig

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Jetzt

Rio

Fünfzehn Minuten nach dem Anruf bin ich auch schon unterwegs. Meine Haare sind vom Duschen noch feucht, aber das ist mir auch egal. Energisch ziehe ich mir die Kapuze über den Kopf und marschiere zum vereinbarten Treffpunkt. Hoffentlich wacht in der Zwischenzeit Diego nicht auf... ich habe ihm zur Sicherheit einen Zettel hingelegt, dass ich laufen gegangen bin. Nicht, dass er noch einen Suchtrupp losschickt.

Ich bin etwas zu früh an der Brücke angekommen und stelle mich hinter einen Pfeiler in den Windschatten. Die Hände tief in den Taschen vergraben, beobachte ich die untergehende Sonne, wie sie langsam im See versinkt.

Als ich Motorengeräusch höre, ziehe ich mich noch etwas mehr in den Schatten zurück. Immer schön vorsichtig sein, heißt das Lebensmotto auf den Straßen, und beobachte zuerst einmal, wie die zwei Autos nebeneinander zum Stehen kommen. Das Eine ist der Porsche, aus dem auch schon der dünne Typ von heute Morgen aussteigt. Aus dem anderen Auto steigt ein anderer Kerl, etwas größer und kräftiger, als dieser Clay, jedoch nicht viel. Wegen des schummrigen Lichts kann ich sein Gesicht nicht erkennen, doch irgendetwas an seinen Bewegungen kommt mir bekannt vor. Ich runzele nachdenklich die Stirn, komme jedoch nicht drauf.

Früher

Rio

Als Rio sah, dass Maria in Max Armen in Sicherheit war, sah er sich nach einem Fluchtweg um. An den Balken konnte er nicht mehr herunter klettern, dort war das Feuer schon zu stark. Der Weg zur Leiter war auch versperrt... langsam stieg Panik in ihm auf und er schaute hilflos nach unten, wo Max immer noch stand. Maria war inzwischen nach draußen gelaufen und in Sicherheit.

„Lass dich runterfallen, ich fange dich auf," schrie ihm Max da plötzlich zu. Rio schätzte die Distanz zum Boden auf gut vier Meter. Er würde sich alle Knochen brechen. Max wäre nie in der Lage, ihn aufzufangen, da sie mittlerweile schon fast gleich groß waren. Zweifelnd schüttelte er den Kopf. Doch als die Flammen drohten, ihn einzukreisen, fasste er sich ein Herz. Lieber gebrochene Knochen, als tot, dachte er sich und ließ sich langsam über die Kante gleiten. Nach einem kurzen Blick nach unten vergewisserte er sich, dass Max da stand, schloss die Augen und ließ sich fallen. Der Fall kam ihm endlos vor und als er auf Max aufprallte und sie gemeinsam zu Boden gingen, blieb ihm kurz die Luft weg. Als er den Kopf hob, sah er direkt in Max braune Augen.

„Alles okay?" Fragte dieser atemlos. Rio konnte nur nicken und gemeinsam standen sie unversehrt auf und rannten aus der nunmehr lichterloh brennenden Scheune. Draußen standen die Anderen in sicherer Entfernung von der Scheune und starrten auf das Inferno. Sie hatten inzwischen aufgegeben zu löschen, es war nichts mehr zu retten.

Rio schaute in die Runde, um zu kontrollieren, ob auch alle unversehrt waren. Da fiel ihm auf, dass Damien fehlte. Doch da entdecke er ihn hinter dem Baum, wie er fasziniert das Spektakel verfolgte und gedankenverloren mit etwas in seiner Hand spielte. Rio schaute genauer hin und erkannte ein kleines Feuerzeug. Mit einem Aufschrei stürzte es sich auf den anderen Jungen und bevor dieser überhaupt reagieren konnte, riss Rio ihn auch schon zu Boden. Wie von Sinnen drosch er auf ihn ein und Max und Joe brauchten ihre ganze Kraft, um Rio von Damien wegzuzerren.

„Rio, Rio, hör auf damit," schrie Max ihn an und Rio wurde tatsächlich ruhiger. „Was ist denn nur los mit dir? Damien hat dir nichts getan." Wortlos deutete Rio auf den glänzenden kleinen Gegenstand, der neben Damien im Staub lag. Max bückte sich und als er sah, was er da in den Händen hielt, wäre er fast selber auf Damien losgegangen, der noch immer am Boden lag.

„Du?" Fragte er fassungslos. „Du hast das Feuer gelegt?"

Damiens Gesicht verzog sich vor Hass. „Ja, ich wars. Ich wollte Rio nur einen Denkzettel verpassen. Er sollte nur etwas Angst bekommen." Dann versuchte er sich zu rechtfertigen. „Ich wollte nie, dass es soweit kommt. Es war nicht meine Absicht, die ganze Scheune in Brand zu stecken. Und schon gar nicht wollte ich, dass Maria etwas geschieht. Bitte, ihr müsst mir glauben, es war ein Unfall." Miss Duncan, die bisher mit Maria in den Armen nur dagestanden hatte, wandte sich an Joe.

„Mister Carter, bitte rufen sie die Polizei. Und du," wandte sie sich an Damien, „gehst jetzt mit mir hinein und wartest, bis die Polizei kommt. Das wird Konsequenzen haben, das kann ich dir versichern."

Rio - from the beginning Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt