Elf

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Früher

Rio

Als Rafi sauber war, führten sie ihn ins Round pen, einen eingezäunten, kreisrunden Reitplatz von ungefähr zwölf Metern Durchmesser. Rio durfte vorerst nur draußen stehen und zusehen, wie Max das große Pferd, das sich frei in dem Zirkel bewegen durfte, in eine bestimmte Richtung dirigierte. Scheinbar ohne sichtbare Zeichen wendete Max das Pferd ein paar Mal, wechselte die Gangarten, nahm ihn wieder zurück in den Schritt und ließ ihn dann zu sich in die Mitte kommen.
Rio war fasziniert! So etwas hatte er noch nie gesehen. Es war, als würde Rafi die Gedanken von Max lesen und umgekehrt und das klappte sogar auf der Seite des Pferdes, wo das Auge fehlte. Man sah, dass sie ein eingespieltes Team waren. Dann winkte Max Rio plötzlich herein. Langsam und etwas unsicher folgte Rio der Aufforderung und dann begannen sie beide das Pferd in verschiedene Richtungen zu lenken. Max stand immer dicht hinter Rio und gab ihm Anweisungen. Ab und zu nahm er ihn an den Schultern und stellte ihn richtig hin, so dass er im korrekten Winkel zum Pferd stand. Rafi war ein hervorragendes Lehrpferd, er machte immer genau das, was Rio mit seinem Körper und seiner Stimme anzeigte. Also deckte er auch jeden Fehler auf, indem er einfach wendete, wenn Rio ihn nur langsamer machen wollte, weil Rio an der falschen Stelle gestanden hatte. Mit der Zeit wurde Rio immer sicherer und er merkte gar nicht, dass Max das Round pen verlassen hatte und nun von draußen zuschaute.

Nach einer weiteren halben Stunde machten sie Schluss und Rio erwachte wie aus einer Trance, so sehr hatte er sich auf das Pferd konzentriert und alles Andere ausgeblendet. Wie selbstverständlich kam das große Pferd zu ihm in die Mitte, als er ihn dazu aufforderte und schaute ihn vertrauensvoll an. Rio blickte in das große braune Auge und nie wieder würde er dieses Gefühl vergessen. Das Gefühl von Vertrauen, Zugehörigkeit und Verständnis. Es durchflutete ihn wie eine Welle und hinterließ eine Wärme, die unvergleichlich war. Als er zu Max blickte, sah er gerade noch, wie der sich über die Augen wischte." Staub in den Augen," murmelte er, als Rio mit Rafi näher kam und ihn fragend anschaute. Rio nickte nur wissend und dann führten sie das Pferd gemeinsam zurück zum Stall.

Jetzt

Rio

Noch immer stehe ich wie verzaubert an derselben Stelle, an der mich Diego geküsst hat.

Doch dann werde ich abrupt aus meiner Erstarrung gerissen, als mich Pete dazu auffordert, mich endlich anzuziehen. Kurz schüttle ich mich, um meinen Kopf frei zu kriegen und komme dann seiner Aufforderung nach. Diego hat mir frische Kleider hingelegt und erstaunt stelle ich fest, dass es wieder der schwarze Anzug ist. Was hat er jetzt noch vor? Ich will eigentlich nur noch in die alte Lagerhalle und mich hinlegen. Mein ganzer Körper schmerzt und mein Auge ist geschwollen und schillert in allen Farben. Kurz denke ich daran, mich klammheimlich davon zu schleichen, doch dann erinnere ich mich wieder an den Kuss... das kann ich ihm nicht antun, einfach so zu verschwinden. Außerdem genieße ich seine Nähe sehr und möchte gerne noch mehr Zeit mit ihm verbringen...

Also reiße ich mich zusammen und gehe mit Pete hinaus, wo Diego auch schon in einer Limousine auf uns wartet.

Was denkt ihr,was Diego wohl jetzt noch vor hat?

Rio - from the beginning Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt