Früher
Max
Er war so wütend auf Rio. Was dachte der Kerl nur, für wen er all das hier eigentlich machte? Er hätte dutzende Angebote von anderen Farmen gehabt, um dort zu arbeiten, aber nein. Er blieb hier, nur um in Rios Nähe zu sein. Und jedes Mal, wenn Max mit Rio über ihre gemeinsame Zukunft reden wollte, in welcher Gegend sie sich niederlassen wollten, um ihren Traum von einer eigenen Farm zu verwirklichen, blockte Rio ab. Es sei noch zu früh, sagte er da immer. Er sei ja erst fünfzehn. Und ob er sich wirklich gleich, wenn er achtzehn werden würde, festlegen möchte, konnte er jetzt noch nicht sagen. Wäre es nicht besser, zuerst einmal etwas von der Welt zu sehen, anstatt sich gleich festzulegen?
Jedes Mal kam er mit solchen Sprüchen und das machte Max stinkwütend. Automatisch schlug er den Weg zum Fluss ein und vor lauter Frustration kickte er gegen jeden Stein, der es wagte, sich ihm im Weg zu legen. Er hatte sich ihre Zukunft schon so oft ausgemalt und alles, was er wollte, war, sich mit Rio ein Zuhause aufzubauen. Was wollte er denn in fremden Ländern? Ihm gefiel es hier und er brauchte nichts anderes zu sehen, um zu wissen, dass das seine Heimat war. Beim Fluss angekommen griff er sich den nächstbesten Ast und warf ihn weit über den Fluss direkt ans andere Ufer und schrie dabei seine ganze Frustration aus sich heraus.
Rio
Rio hockte im Stall vor einem losen Brett einer Box und versuchte, es wieder festzunageln. Doch nach dem dritten Mal danebenhauen, gab er es vorerst auf und gab sich seinen Gedanken hin.
Diese Gespräche mit Max waren immer so frustrierend. Rio verstand einfach nicht, wie jemand in so jungen Jahren schon so festgefahren sein konnte. Was sprach dagegen, wenn sie zuerst ein wenig auf Wanderschaft gehen würden, bevor sie sich niederlassen würden? Warum verstand Max das einfach nicht? Klar war das langfristige Ziel eine eigene Farm. Auch Rio träumte davon, einmal eine eigene Pferdezucht zu betreiben. Aber das konnte doch gut noch ein paar Jahre warten. Sie waren noch so jung und wenn sie erst einmal einen geeigneten Hof gefunden hatten, wäre es dann sehr schwierig, noch einmal wegzugehen, um die Welt zu erkunden. Also wäre es doch viel klüger, das jetzt zu machen.
Wütend nahm Rio wieder den Hammer in die Hand und dieses Mal klappte es. Voller Wucht traf er den Nagel und das Brett sass wieder fest. Wenigstens etwas, das heute funktionierte, dachte er genervt.
Jetzt
Rio
Das nächste Rennen findet schon ein paar Tage später statt. Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust dazu, das letzte Mal hat mir echt die ganze Freude verdorben. Ich glaube, ich gebe lieber den Porsche wieder ab, als dass ich noch einmal so eine Farce mitmache. Ja, genau! So werde ich es machen. Wenn Clay wieder verlangen sollte, dass ich absichtlich verliere, werde ich ihm einfach die Schlüssel in die Hand drücken und verschwinden. Diego wird daran sicher keine Freude haben, aber das ist mir im Moment egal.
Beim Parkplatz angekommen, warten da auch schon ein paar elegant aussehende Typen auf uns. Clay ist natürlich mitten unter ihnen und führt das große Wort. Auch Damien darf nicht fehlen, wäre ja auch zu schön gewesen, wenn ich seine Visage nicht hätte anschauen müssen.
Zögernd steige ich aus, ich weiss nicht, was mich erwartet. Diego ist längst bei den Herren angekommen und so wie es aussieht, macht er schon gute Geschäfte. Als Clay mich entdeckt, kommt er schnell auf mich zu und nimmt mich zur Seite.
„Na, bist du fit?" Fragt er mich fröhlich. Als ich nur nicke, runzelt er die Stirne. „Hör mal, dieses Rennen Heute ist eines der wichtigsten des Jahres. Ich will, dass du alles gibst, hast du mich verstanden?"
Meine Stimmung hebt sich ein wenig. „Das heisst, ich darf gewinnen?" Frage ich enthusiastisch.
„Nein, natürlich nicht!" Antwortet er mir und schüttelt den Kopf. Meine Stimmung sackt sofort wieder in den Keller.
„Was denn dann? Clay, ich werde nicht schon wieder absichtlich verlieren, lieber gebe ich dir..."
„Ach was," fährt er mir dazwischen. „Natürlich nicht absichtlich. Es werden dieses Mal drei Gegner sein. Also ihr werdet zu viert starten. Damien wird auch dabei sein, also stellt sich die Frage gar nicht, ob du gewinnen wirst oder nicht. Schlagen kannst du ihn unmöglich. Aber ich erwarte von dir, dass du Zweiter wirst." Er schaut mich eindringlich an.
Ich bin hin und hergerissen. Soll ich jetzt meinen Plan in die Tat umsetzen und ihm die Schlüssel einfach geben, oder soll ich es noch einmal gegen Damien versuchen? Ich weiss, ich könnte ihn schlagen. Clay hätte zwar keine Freude daran, doch was kümmert es mich?
Mein Adrenalin schießt in die Höhe bei dem Gedanken und so gebe ich Clay meine Zustimmung.
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Rio - from the beginning
RomanceErster Teil Als Baby in einer Krankenhaustoillette ausgesetzt werden ... nicht gerade die besten Voraussetzungen für den Beginn eines Lebens. Doch Rio kämpft sich durch und nach diversen Kinderheimen landet er auf der "Heavens Gate" Farm. Dort lern...