Acht

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Jetzt

Rio

Die folgenden zwei Wochen bestehen für mich nur aus hartem Training. Außerdem habe ich mit meinen widersprüchlichen Gefühlen für Diego zu kämpfen. Er schaut fast jeden Tag beim Training vorbei und bespricht meine Fortschritte mit Pete und mir anschließend ausführlich. Dabei kommt es immer wieder vor, dass er mich wie unabsichtlich berührt, mir kurz über den Arm streicht oder seine Hand auf mein Bein legt. Diese Berührungen sind elektrisierend! Sie gehen mir durch und durch und wenn er mich dann noch aus seinen dunkelbraunen Augen anschaut, könnte ich dahinschmelzen. Immer wieder rufe ich mich zur Ordnung und versuche, mich dagegen zu wehren, versuche, Abstand zu wahren. Doch ich bin so ausgehungert nach Nähe und Liebe, dass ich meinen Gefühlen fast nichts entgegenzusetzen habe.

Auch an den Abenden kommt Diego häufig noch einmal vorbei, um mit den Leuten zu reden und da schaut er auch immer noch in meine Ecke und setzt sich kurz zu mir. Immer fragt er mich, wies mir geht und ob ich etwas brauche. Auch bringt er mir häufig kleine Geschenke mit, wie die neuen Gitarrensaiten heute Abend. Endlich kann ich wieder richtig spielen und bin total happy darüber. Ich muss sie natürlich sofort ausprobieren und nach und nach kommen alle etwas näher, um mir beim Spielen und Singen zuzuhören. Ich genieße diese Abende sehr, so habe ich doch wenigstens annähernd das Gefühl, nicht ganz alleine auf der Welt zu sein.

Früher

Rio

Bereits kurz vor dem Mittag wusste Rio, weshalb das Frühstück so reichhaltig ausgefallen war. Er hatte nach dem Frühstück zusammen mit Max und Damien angefangen, die Ställe auszumisten, nachdem sie alle Pferde auf die Koppeln gelassen hatten. Jetzt, drei Stunden später, konnte er seine Arme nicht mehr fühlen. Und doch machte er verbissen weiter. Eine Gabel voller Mist nach der Anderen. Max und Damian waren natürlich viel schneller, sie hatte auch die Mehrzahl der Boxen übernommen und hätten Rio sicher auch noch beim Rest geholfen, wenn nicht Joe Carter dazwischen gekommen wäre. Er bestand darauf, dass Rio seine Reihe selber fertig machte. Also mistete er verbissen weiter, bis auch er endlich zu einem Ende kam und alle Pferde in frisch eingestreuten Boxen stehen konnten. In der Zwischenzeit war es schon wieder Zeit fürs Mittagessen und es versammelten sich alle in der großen Küche. Rio war von der ungewohnten Arbeit so müde, dass er beim Essen Mühe hatte, seine Augen offen zu halten. Zum Glück gab es nach dem wiederum sehr reichhaltigen Essen eine Stunde Mittagsruhe, wo sich alle auf ihre Zimmer zurückziehen konnten. Rio legte sich sofort auf sein Bett und war in der nächsten Sekunde auch schon eingeschlafen...

Als Max ihn dann wieder wach rüttelte, hatte er das Gefühl, gerade eben erst eingeschlafen zu sein. Tatsächlich war die Stunde Siesta schon um und sie mussten zurück an die Arbeit. Unter Schmerzen erhob er sich und streckte seine überbeanspruchten Muskeln ein wenig, um sie zu lockern. Zu dritt gingen sie dann wieder rüber zum Pferdestall, wo Joe auch schon auf sie wartete. Schnell erklärte er Max, welche Pferde er holen sollte und schon war er wieder verschwunden. Max verteilte verschiedene Halfter und Seile an Rio und Damian und gemeinsam gingen sie zu den Koppeln. Rio hatte noch nie zuvor ein Pferd aus der Nähe gesehen, aber schon heute Morgen hatten ihn die grossen, eleganten Tiere fasziniert. Max zeigte ihm an einem großen Braunen, wie man das Halfter anlegte und schickte ihn dann über die Weide, um eines der anderen Pferde zu holen. Vorsichtig näherte er sich dem Grauschimmel und wie er es zuvor bei Max beobachtet hatte, sprach er ruhig auf das Pferd ein. Dieses wendete neugierig den Kopf und schaute ihn aus einem sanften, braunen Auge an. Die andere Augenhöhle war leer. Erstaunt betrachtete Rio das einäugige Pferd und fragte sich unwillkürlich, was dem armen Tier wohl passiert war. Er würde einfach Max nachher fragen. Noch ein wenig unsicher versuchte Rio dann, dem Pferd das Halfter überzustreifen. Da er noch etwas klein war, musste er sich auf die Zehenspitzen stellen, um es hinter die großen Ohren schieben zu können. Geduldig hielt der Grauschimmel still und ließ sich dann anstandslos von Rio über die Weide zu Max führen. Dieser strahlte ihn an. „Gut gemacht, Kleiner!"

Das unerwartete Kompliment trieb Rio die Röte ins Gesicht und gemeinsam führten sie die Pferde in den Stall.

Ist doch nicht alles nur schrecklich auf der Farm;-))


Rio - from the beginning Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt