Sechsunddreissig

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Früher

Rio

Seit der ersten Adoptionsparty sind jetzt fast vier Jahre vergangen. Vier Jahre, in denen Rio und die anderen Kinder viel einstecken mussten. Rio war inzwischen fast zehn Jahre alt, nur noch einen Kopf kleiner als Max, der doch fast fünf Jahre älter war. Die Jahre hatten sie nur noch mehr zusammengeschweißt und man traf sie selten einzeln an.

Eines Tages tauchte Joe, nach einem Ausflug in die Stadt, plötzlich mit einem weiteren Jungen und einem Mädchen auf. Mit diesen Zwei waren es jetzt insgesamt acht Kinder, die dabei helfen mussten, die Farm am laufen zu halten. Schon auf den ersten Blick schloss Rio das kleine Mädchen in sein Herz. Sie war ein süsses, kleines Ding mit langen, dunklen Locken und rehbraunen Augen, das auf den Namen Maria hörte. Sie war ungefähr fünf Jahre jünger als Rio und hatte bisher nichts anderes gekannt, als die bedrückende Enge des Waisenhauses. Mit großen Augen schaute sie sich in der fremden Umgebung um und betrachtete neugierig die großen Tiere, die über den Zaun genauso neugierig zurückschauten. Der Junge war ungefähr in Rios Alter, jedoch einen guten Kopf kleiner und sehr schmächtig gebaut. Mit seinen weißblonden Haaren, den ernsten, grauen Augen und der blassen Haut sah er aus, als würde er sich jeden Moment in Luft auflösen. Er hörte auf den Namen Timmy und Rio fragte sich unwillkürlich, ob und wie der Junge die harten Tage auf der Farm durchstehen würde.

Viel Zeit, um sich kennenzulernen blieb jedoch nicht, denn die nächste Adoptionsparty stand bevor und die Kinder mussten sich richtig ins Zeug legen. Für Rio und die anderen Kinder, die schon länger auf der Farm waren, waren die Vorbereitungen nur noch reine Routine. Das Vorkochen des Essens, das Putzen der Farm mitsamt all den tierischen Mitbewohnern und das Bereitstellen der Pferde, die fürs Ponyreiten herhalten mussten. Doch für die zwei Neuen war es hart, gleich ins kalte Wasser geschmissen zu werden. Sie hatten weder eine Ahnung von der Farmarbeit, noch vom Kochen und Putzen. Rio, Max und die Anderen halfen ihnen, so gut es ging. Sogar Charlotte, das rechthaberische, ältere Mädchen hatte in den letzten vier Jahren gelernt, dass es besser war, wenn die Kinder zusammenhielten. Doch nicht Damien. Der hatte in dem schüchternen Timmy ein neues Opfer gefunden, nachdem ihm Rio schon rein körperlich buchstäblich über den Kopf gewachsen war. Er legte dem armen Kerl ständig Stolpersteine in den Weg und mehr als einmal wanderte Timmy schon in den ersten Tagen zur Strafe in die kleine Hütte, oder musste ohne Essen ins Bett.

Die Hütte war der Horror für Timmy. Zur Platzangst kam auch noch Angst vor der Dunkelheit. Nach dem ersten Mal in der Hütte, sprach er für den Rest des Tages kein Wort mehr und wandelte wie ein Geist durch die Gegend. Rio und Max beobachteten ihn mit grosser Sorge und versuchten alles, um ihn zu schützen. Leider gelang ihnen das nicht immer, sie konnten schließlich nicht überall sein und Damien dachte sich immer neue Gemeinheiten aus.

Wenigstens hatten sie Timmy den Aufenthalt in der Hütte etwas angenehmer machen können. Rio hatte in einer Nacht und Nebelaktion eine kleine Taschenlampe aus dem Haus entwendet und hatte sie gut versteckt in der Hütte deponiert. So konnte Timmy wenigstens ein kleines Licht in der Dunkelheit machen, was seinen Aufenthalt in der Hütte ein wenig erträglicher machte.

Am Tag der Adoptionsparty waren sie alle so beschäftigt, dass es ihnen nicht auffiel, dass Timmy schon am Morgen verschwunden war...

Was ist mit Timmy passiert??Und mit Damien wird es auch immer nur noch schlimmer..

Rio - from the beginning Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt