Rio - from the beginning

Zehn

Jetzt

Rio

Ich habe tatsächlich gewonnen. Nur langsam dringt dieser Gedanke zu mir durch und mit diesem Bewusstsein kommen plötzlich auch die Schmerzen. Am Liebsten würde ich mich einfach hier und jetzt hinlegen, doch Pete winkt mich zu sich. Schulterklopfend führt er mich durch die Menge zurück in den kleineren Raum, wo noch immer andere Typen auf ihren Kampf warten. Dort schickt er mich zuerst einmal unter die Dusche, um mir das ganze Blut abzuwaschen. Trotz des Eisbeutels, den Pete für mich besorgt hat, ist mein rechtes Auge fast zugeschwollen, doch zum Glück hat es schon aufgehört zu bluten. Als ich, nur mit einem Handtuch um die Hüften, aus der Dusche komme, steht da Diego und kommt grinsend auf mich zu. Bevor ich weiss, wie mir geschieht, nimmt er mein Gesicht sanft in beide Hände und küsst mich fest auf den Mund. Seine Lippen sind weich, warm und bewegen sich ganz leicht auf meinen. Unwillkürlich öffne ich meinen Mund und nehme seinen warmen Atem in mich auf... und dann ist es auch schon vorbei und er lässt mich los, schaut mir aber noch einen Moment tief in die Augen, bevor er sich abwendet und Pete gratuliert. Ich stehe einfach nur da und bin ganz benommen von den Gefühlen, die mich durchströmen.

Früher

Rio

„Er heißt Rafi," teilte Max Rio mit, als sie im Stall ankamen und zeigte ihm sogleich die Box des Grauschimmels." Führ ihn da rein und nimm das Halfter ab, damit er noch ein wenig fressen kann."

Rio tat wie ihm geheißen und verriegelte dann die Tür sorgfältig von aussen.

„Was ist mit seinem Auge passiert?" Fragte Rio neugierig.

„Als er noch jünger war, hatte er ziemliche Flausen im Kopf und war kaum zu bändigen. Und Joe ist nicht unbedingt ein Mann, der sich durch viel Geduld auszeichnet." Max fuhr sich seufzend übers Gesicht, bevor er fortfuhr. „Also sind die Beiden einmal aneinandergeraten und als Rafi nicht nachgeben wollte und sich wehrte, ist Joe ausgeflippt und hat ihn so unglücklich mit der Peitsche am Auge getroffen, dass es nicht mehr zu retten war."

Max schüttelte langsam den Kopf. „Ich war damals noch zu klein und konnte ihn nicht daran hindern." Er machte sich immer noch große Vorwürfe, dass es ihm damals nicht gelungen war, einzugreifen.

„Es scheint ihn jedoch nicht mehr groß zu stören," versuchte Rio ihn zu trösten. „Ja, er hat sich zum Glück gut damit arrangiert," zärtlich strich Max Rafi über den Kopf, den der Grauschimmel neugierig über die Boxentür steckte.

Nach und nach wurden alle ausgewählten Pferde hereingeführt und Max wandte sich von Rio ab, um jedes Pferd einzeln nach Verletzungen abzutasten. Rio stand noch einen Moment an Rafis Boxentür und dachte über das Gehörte nach. Mit der Zeit entstand eine friedliche Atmosphäre und es war nur noch gelegentliches Stampfen und mahlende Geräusche zu hören. Ein paar Minuten später durfte Rio Rafi wieder aus der Box zum Putzplatz führen. Das große Pferd folgte ihm bereitwillig und langsam verlor Rio auch seine Angst. Als er dann begann den Grauschimmel auch noch zwischen den Augen zu kraulen, war die Freundschaft besiegelt und Rafi schloss genüsslich die Augen.

„Hey, du bist nicht zum Schlafen da," zischte Damien Rio ins Ohr und vorbei war der schöne Augenblick. „Nimm die Bürste und mach ihn sauber. Aber dalli!" Damit warf er Rio eine Bürste vor die Füsse und stapfte davon. Rio hatte noch nie ein Pferd geputzt und stellte sich im ersten Moment ziemlich ungeschickt an, bis Max zu ihm kam und ihm zeigte, wie er mit gleichmässigen Bewegungen über das weiche Fell des Pferdes streichen musste. Danach lief es besser und trotz der immer noch schmerzenden Muskeln fing er an, diese Arbeit zu genießen.