Eins

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Hallo ihr Lieben

Hier schon mal ein kleines Kapitel zum Voraus.Nur damit ihr mich nicht vergesst;-)
Viel Spass!!

Jetzt

Ich bin echt froh, habe ich hier in dieser Lagerhalle Unterschlupf gefunden. Das letzte Jahr war hart gewesen, nachdem ich mit sechzehn von der Farm abgehauen bin, vor allem, weil ich keine feste Bleibe hatte. Und das Wenige, das ich als Strassenmusiker eingenommen habe, hat gerade mal für Essen gereicht. Und das auch nur mehr schlecht als recht. Außerdem muss ich hier nicht immer um meinen Schlafplatz kämpfen. Draußen auf der Straße gilt das Gesetz des Stärkeren und ich habe schnell gelernt, die Fäuste zu gebrauchen. Meistens hat es auch schon genügt, meine Größe einzusetzen. Dank der harten Arbeit auf der Farm bin ich kräftig und beweglich und das ist mir jetzt hier zu Gute gekommen. Jetzt fühle ich mich hier schon viel sicherer in meiner kleinen Nische in der baufälligen Halle. Den Platz habe ich einem Jungen zu verdanken, den ich auf der Strasse kennengelernt habe. Er ist etwa fünf Jahre älter als ich, kleiner und eher schmächtig. Er hat mich mit seinen Freunden aus einer brenzligen Situation gerettet, als mich gleich zwei Typen angegriffen haben, um mir das wenige Geld zu klauen. Ich habe mich eigentlich ganz gut geschlagen, normalerweise kann ich es mit zwei Typen zugleich aufnehmen, doch der Eine zog plötzlich ein Messer und hat mich damit am Arm erwischt. Das hat mich soweit abgelenkt, dass mich der Andere von hinten packen konnte. Dämlicher Anfängerfehler!

Wahrscheinlich würde ich jetzt schwerverletzt in der Gasse liegen, wenn Diego nicht dazwischen gegangen wäre. Seine Freunde haben dann daraufhin die Zwei so richtig fertig gemacht und Diego hat mich verarztet und dann hierher gebracht. Es leben noch andere Jugendliche hier. Mir kommt es ein wenig wie eine kleine Familie vor. Die Stärkeren unterstützen die Schwachen und Diego ist so eine Art Familienoberhaupt, der alle beschützt. Noch bin ich misstrauisch... wenn ich eines auf der Straße gelernt habe, dann, dass es nichts umsonst gibt.

Früher

Betty eilte durch die Krankenhausflure und bog um eine Ecke, als sie das Weinen hörte. Als Krankenschwester auf der Kinderstation konnte sie sofort heraushören, dass das Baby Hunger hatte. Wahrscheinlich musste die Mutter nur auf die Toilette und würde ihr Kind sicher nachher füttern. Und schon eilte sie weiter. Fünfzehn Minuten später kam sie wieder an der Toilette vorbei. Das Weinen war mittlerweile zu einem Schreien geworden. Jetzt war Betty doch neugierig. Was war das für eine Mutter, die ihr Kind so lange warten ließ? Neugierig geworden, drückte sie die Tür auf und schaute hinein. Das Weinen war lauter geworden, das Baby musste am Verhungern sein. Doch Betty konnte niemanden entdecken also schaute sie nacheinander in jede Kabine, bis sie die große Tasche entdeckte, aus der das Weinen ertönte. Vorsichtig lugte sie hinein und sah einen etwa drei Monate alten Säugling, dessen Gesicht von dem vielen Schreien bereits krebsrot angelaufen war. Erstaunt schaute sie sich noch einmal um... weit und breit war keine Mutter zu sehen. Also nahm sie die Tasche und brachte das Baby zuerst einmal ins Säuglingszimmer, um dem armen Wurm endlich etwas zu essen zu geben. Alles andere musste warten.

Jetzt

So jedenfalls hat es mir Betty beschrieben, als ich sie im letzten Jahr ausfindig gemacht habe. Sie hat sich so gefreut, mich zu sehen. Sie hat sich damals, nachdem sie mich dem Jugendamt übergeben hat, immer wieder gefragt, was aus mir geworden ist. Leider ist sie ein paar Wochen nach unserem Gespräch gestorben... ich hätte sie gerne noch ein wenig besser kennengelernt.

Rio - from the beginning Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt