Dreizehn

65 12 26
                                    

Früher

Rio

Am nächsten Morgen hatte es Rio tatsächlich geschafft. Voller Stolz balancierte er die vollen Eierkartons auf den Armen. Langsam lief er auf das Haus zu, um sie in der Küche abzuliefern, als ihm plötzlich ein Gegenstand vor die Füße fiel und er ins Straucheln geriet. Mit aller Macht versuchte er sein Gleichgewicht zu halten, konnte jedoch nicht verhindern, dass die Hälfte der Kartons zu Boden fielen.

Nein, dachte er, das durfte doch jetzt nicht wahr sein! Aufgeregt sah er sich um und bemerkte einen großen, runden Stein zu seinen Füssen. Der war doch vorher noch nicht da gewesen. Den hätte er sicher nicht übersehen. Misstrauisch beäugte er seine nähere Umgebung und sah gerade noch Damien, wie er um die Ecke der Scheune verschwand. Hatte dieser fiese Scheißkerl ihm wirklich den Stein in den Weg gerollt? Zuzutrauen wäre es ihm auf jeden Fall!

Jetzt erst sah er sich die Bescherung genauer an. Insgesamt hatte er über fünfundzwanzig Eier eingesammelt, davon lagen jetzt die Hälfte aufgebrochen im Dreck. Langsam sank Rio in die Knie und konnte nicht verhindern, dass ihm die Tränen in die Augen stiegen. Dora hatte ihm gleich zu Anfang seiner Hühnerwoche klar gemacht, was mit Kindern passieren würde, die es nicht schafften, die Eier ganz abzuliefern. Und nun hockte er da und die Tränen liefen ihm übers Gesicht, als er das ganze Ausmaß erfasste.

Er war tot! Mausetot!

So fand ihn wenig später Max. Voller Mitgefühl kniete er vor Rio hin und nahm ihn erst einmal in die Arme. Dann schob er ihn sanft ein wenig weg.

„Hey, Kleiner. Das ist kein Weltuntergang," versuchte er Rio zu trösten, obschon er genau wusste, welche Strafe jetzt auf Rio wartete. „Mal schauen, was wir da noch retten können,"sagte er daraufhin und zeigte auf das Desaster am Boden. Gemeinsam sammelten sie die unversehrten Eier ein und legten sie zurück in die Kartons. Von den insgesamt fünfundzwanzig Eiern waren nur noch siebzehn unversehrt. Die Anderen waren entweder ganz kaputt oder angeschlagen. Gemeinsam brachten sie dann die Eier in die Küche wo Dora und die Kinder, die zum Küchendienst eingeteilt waren, schon fleißig das Frühstück am Vorbereiten waren. Dora brauchte nur einen Blick in Rios verweintes Gesicht und die schmutzigen Eierkartons zu werfen, um die Situation zu erfassen. Wütend kniff sie die Lippen aufeinander und ihre Augen wurden zu schmalen schlitzen.

„Was hast du jetzt wieder angestellt, du Tollpatsch?" Stieß sie leise zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Max wollte ihm helfen und setzte schon zum Sprechen an, als Dora ihm mit einer abrupten Bewegung das Wort verbot. Rio zuckte zusammen und nur mit Mühe konnte er antworten.

„Ich bin im Hof gestürzt und habe die Eier fallenlassen," er wagte es nicht, sie dabei anzusehen.

„Wusste ich doch von Anfang an, dass du zu nichts zu gebrauchen bist!" Mit verschränkten Armen baute sie sich vor Rio auf und schaute hämisch auf ihn runter. „Joe wird sich heute Abend um dich kümmern,"dann wandte sie sich an die Anderen, „und jetzt geht alle die Hände waschen. Das Frühstück ist fertig."

Schnell kamen die Kinder der Aufforderung nach, doch Damien konnte es sich nicht verkneifen, hinter Doras Rücken hämisch zu grinsen.

Welche Strafe jetzt wohl auf Rio wartet?Was denkt ihr?

Rio - from the beginning Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt