Heute Traurigkeit

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Ich bin traurig.

Jeder hat mal schlechte Tage.

Heute ist so ein Tag.

Ich weiß, dass ich morgen einen Test schreibe und zum Bogenschießen muss. Ich bin total demoralisiert.

Ich bin einfach so müde und erschöpft. Eigentlich war die Woche ganz schön aber irgendwie fühle ich mich psychisch nicht in der Lage das Bogenschießtraining auszuhalten. Ich weiß, mein Trainer ist eigentlich ganz nett und er hat mich auch mal gelobt, aber ich glaube nicht genug an mich und ich habe nicht das Gefühl, dass er wirklich an mich glaubt.

Die Leute dort schüchtern mich ein. Ich weiß das sie besser sind als ich, aber ich bin doch noch Anfängerin.

Ich habe das Recht bei Spaß-Turnieren aufgeregt zu sein.

Ich bin von Natur aus schnell aufgeregt da muss man mich auch nicht noch einschüchtern.

Ich habe Angst vor Ihnen und das macht mich traurig.

Es sind auch nur einfache Menschen. Ich bin auch nur ein einfacher Mensch. Diese Gefühle gehören zu uns und sie sind etwas, was wir alle normalerweise haben. Wieso sind sie dann alle so Verständnislos? Wieso zeigen Sie mir nicht, dass alles ok ist, dass es normal ist, nicht gleich gut zu sein. Warum setzten sie mich unter Druck? Bei manchen klappt das vielleicht, bei mir sollte man das überhaupt nicht machen. Also auf jeden Fall nicht beim Bogenschießen.

Wenn man nicht ruhig ist, klappt das nicht.

Also zu wissen das morgen Training ist macht mich traurig, obwohl es doch eigentlich Spaß machen sollte oder mich glücklich machen sollte.

Ich bin aber nicht glücklich.

Ich habe dort keinen Spaß

Ich glaube ich sollte schlafen.

Dann geht die Traurigkeit weg und vielleicht kommt die Motivation wieder.

Bei mir ist Traurigkeit nicht nur ein Gefühl. Es sind mehrere Gefühle auf einmal wegen bestimmten Gründen, die sich zusammen mischen und dann fühle ich mich traurig.

Angst, Selbstzweifel, Schuld, Langweile, Müdigkeit und noch weitere.

Dann sind es auch Momente oder andere Sachen wie: das Wetter, schlechte Noten, Schule, Freunde, Klassenkameraden, Lehrer und Familie.

Heute regnet es. Es ist 15:26 und ich habe das Gefühl es wäre 17:00.

Das ist traurig. Denn eigentlich habe ich ja noch viel Zeit für mich.

Viel Zeit zum Entspannen und um Sachen zu machen die mir gefallen, aber ich muss lernen.

Meine Mutter ist auf Geschäftsreise. Sie ist seit Dienstag nicht da und kommt erst morgen wieder.

Ich freu mich schon.

Und doch bin ich traurig.

Ich will wissen was ich tun kann, um mir Lust am Bogenschießen zu geben. Soll ich mit meinem Trainer reden? Ihm erklären wie ich mich fühle? Oder wird er mich nicht verstehen?

Wird er mir überhaupt zu hören? Wer weiß, vielleicht wird er wieder ganz nett zu mir sein und ich sag mir dann wieder, es lohnt sich nicht ihm zu sagen, wie ich mich fühle, weil er doch nette Sachen sagt. Ich stelle mir immer so viele Fragen und manche Personen denken, ich fühle mich schlecht, weil ich zu viel nachdenke, aber im Gegenteil. Ich versuche nur mir zu helfen, indem ich nach Lösungen suche, oder danach suche, was eigentlich das echte Problem ist.


Das ist doch nicht so schlecht.


Vielleicht fragt ihr euch, wieso ich das Kapitel nicht Heute Trauer genannt habe. Naja das liegt daran, dass für mich Traurigkeit nicht das Gleiche wie Trauer ist. Die echte Trauer, die ich mal empfunden habe, war simpel. Ich wusste worum oder wofür ich getrauert habe.


Nach der Trauer habe ich gemerkt wie traurig es doch ist, dass ich nur noch Erinnerungen habe, aber keine Momente mehr. Und diese Traurigkeit war kompliziert, bis ich wieder getrauert habe.


Der Akt der Trauer ist eigentlich ein wiederholender Kreis aus Trauer, Traurigkeit und anderen Gefühlen, aber bei mir ist es immer so: Akzeptanz, Verstand, Trauer, Freude, Traurigkeit, Trauer, Traurigkeit, Akzeptanz.


Und heute bin ich einfach nur traurig. Doch jetzt geht es mir irgendwie besser. Ich bin jetzt zuhause. Habe meine Rucksäcke gepackt und schreibe weiter.

Jetzt fühle ich Frieden...



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