Kapitel 1

3K 84 3
                                    

"Für dieses Testspiel würde ich gerne einigen jungen Spielern die Chance geben sich zu beweisen. Unter anderem wird deswegen sowohl Joshua als auch Julian Brandt von Anfang an in der Startelf stehen. Ebenfalls werde ich Manu eine Pause gönnen was ihm seine Schulter bestimmt nicht übel nimmt. Wer dann morgen genau im Kasten steht entscheidet sich nach dem Abschlusstraining", verkündete Jogi Löw in die Runde und setzte seinen Vortrag mit der Gegneranalyse fort während ich dem jedoch keine weitere Beachtung mehr schenkte.
"Ich steh morgen im Tor. Ist doch ganz klar", hörte ich stattdessen diese dämliche monotone Stimme hinter mir, die sich leise an Karim richtete und ich musste augenblicklich die Augen verdrehen. Löw würde noch eher Mario Götze ins Tor stellen anstatt diesen vollkommen Zurückgebliebenen zwischen die Pfosten zu stellen.
Das sahen der Idiot und Karim nur leider etwas anders. "Natürlich wirst du das. Wer denn sonst? Etwa diese Pfeife von ter Stegen? Sicher nicht", pflichtete Karim ihm bei. Ich wusste ja, dass die beiden nicht allzu viel von mir hielten, aber das sie mich dann doch so unterschätzten überraschte mich und ich fragte mich mal wieder, wie blöd man sein konnte. Immerhin spielte ich nicht bei Barcelona, weil ich nicht gut war. Und Jogi wusste das auch, sonst wäre ich nicht hier in der Natio. Wenn sich dann jetzt auch endlich mal die Chance bot zu spielen, wollte ich mir das nicht von Leno kaputt machen lassen. Immerhin kam diese Chance selten genug. Manuel war nun einmal einfach die Nummer 1 im Tor und alle anderen hatten sich hinten anzustellen.
In meine Gedanken versunken bekam ich den Rest von Jogis Vortrag nicht mit. Erst als die ersten ihre Stühle rückten schreckte ich hoch und beeilte mich es ihnen gleich zu tun. Es sollte keinem auffallen, dass ich nicht viel mitbekommen hatte, sonst würde ich den Platz im Tor doch schneller an Leno verlieren, als mir lieb war. Als ich den anderen so aus dem Besprechungsraum folgte merkte ich, dass sie die Fahrstühle zu den Zimmern ansteuerten und folgte ihnen schnell. Wie es schien hatten wir wohl noch kurz Zeit vor dem Training. Eigentlich logisch, denn Jogi handhabte das öfters so. So stand ich dann also gemeinsam mit Manuel, Mats und Benedikt in einem Aufzug. Mats und Benedikt waren in ein Gespräch vertieft, sodass sie Manuel und mich nur wenig beachteten,welcher sich nun an mich wendete: "Na, bereit für deine große Chance?" Er lächelte dabei, denn er wusste wie schwer es für mich manchmal war, immer hinter ihm anstehen zu müssen.
"Bereit. Ich hoffe nur Leno funkt mir nicht noch ungeplant dazwischen", seufzte ich, woraufhin mir Manuel kameradschaftlich eine Hand auf die Schulter legte.
"Wenn du da gleich beim Training beweist, dass du der bessere bist, wird er das schon nicht. Jogi hat Augen im Kopf und belohnt gute Leistungen", sagte er aufmunternd und es war beruhigend zu wissen, dass er das so einschätzte.
"Danke Manuel", meinte ich und überlegte krampfhaft, wie ich es unauffällig schaffte, dass er mir den Trainingszeitpunkt sagte. Leider viel mir dafür immer noch keine Lösung ein, bis sich die Aufzugtüren mit einem leisen Pling öffneten. Leicht gehetzt folgte ich Manuel, der das Zimmer neben mir hatte. Einzelzimmer. Zum Glück. Bei meinem Glück hätte ich es sonst wahrscheinlich noch mit Leno teilen müssen.
Mit einem "bis in 10 Minuten", verschwand Manuel in seinem Zimmer und ich war erleichtert die Zeit erfahren zu haben, ohne mir eine blöde Ausrede einfallen lassen zu müssen. Da zehn Minuten aber auch nicht allzu viel waren, beeilte ich mich lieber ebenfalls in mein Zimmer zu gelangen.

CollideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt