Kapitel 51

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"Er kommt wieder zu sich", hörte ich eine unbekannte Stimme. Was war hier los? Warum fühlte ich mich so seltsam? Das letzte woran ich mich erinnern konnte war, dass Bernd und ich gemeinsam im Urlaub in Dubai waren und Jet-Ski gefahren sind. Aber was war dann passiert und wo war ich jetzt? Mit einem Stöhnen öffnete ich die Augen und nahm erst einmal meine Umgebung in Augenschein. Viel sah ich jedoch nicht, da fast sofort ein sehr besorgt wirkender Bernd auf mich zugeeilt kam und sich über mich beugte.
"Ein Glück, du bist wach. Ich hatte solche Angst um dich. Mach sowas nie wieder", plapperte er drauf los und ich verstand nur Bahnhof.
"Was-", setzte ich an und wollte mich aufrichten, als Bernd mich wieder zurück drückte.
"Bleib liegen", mahnte er mich an und erklärte dann: "Wir waren Jet-Ski fahren und du hast auf einmal das Gleichgewicht und das Bewusstsein verloren und bist ins Wasser gefallen. Ich hatte solche Angst um dich." Bernd's Worte sickerten nur langsam zu mir durch, bis ich schließlich verstand.
"Oh", hauchte ich.
"Ja, oh. Sowas möchte ich ungern nochmal erleben", meinte Bernd und man merkte ihm gerade richtig an, wie sehr der Schock ihm zugesetzt hatte.
"Vielleicht war es einfach ein bisschen viel", murmelte ich traurig. Die Tage mit Bernd waren wunderschön, aber eben auch anstrengend gewesen.
"War es wohl und deswegen werden wir in nächster Zeit etwas besser auf dich aufpassen und etwas langsamer machen", murmelte Bernd und strich mir liebevoll durch die Haare. Als ich das hörte musste ich schlucken. Ich wollte doch nicht, dass Bernd wegen mir etwas verpasste. Ich wollte ihm doch seinen Urlaub nicht verderben.
"Nein... ich... es geht schon... irgendwie... mir... mir geht es gut", stammelte ich zusammen.
"Pscht Marc. Reg dich bitte nicht auf. Es geht nicht und das ist vollkommen okay. Wir machen uns zuhause noch ein paar schöne Momente und wenn es dir wieder besser geht, können wir vielleicht nochmal was unternehmen", bestimmte Bernd sanft. Ich wollte widersprechen, wollte es wirklich, aber ich konnte nicht. Ich fühlte mich einfach zu matt und zu schwach.
"Na schön", grummelte ich und Bernd schenkte mir ein liebevolles Lächeln.
"Sehr gut. Na dann komm, ich bring dich mal heim", meinte er sanft und wollte mich schon hochheben, als ich protestierte: "Laufen kann ich aber noch selbst."
Bernd seufzte, wie so oft, wenn ich ihm widersprach.
"Marc, du bist eben zusammengeklappt. Hältst du es wirklich für eine gute Idee dann noch selbst laufen zu wollen?", fragte er mich in belehrendem Ton. Dieser rief bei mir aber nur eine Trotzreaktion hervor.
"Ja, das glaube ich", pampte ich, schob seine Hände von mir und setzte mich auf. Das Tempo in dem ich das tat war jedoch keine gute Idee, denn kaum saß ich, drohte mein Kreislauf wieder zu kippen. Nur Bernd, der mich auffing, verhinderte, dass ich zurück in die liegende Position fiel.
"Das sieht man ja", meinte er trocken, "und jetzt mach kein Theater und lass mich dir helfen." Ehe ich erneut protestieren konnte, hatte Bernd mich dann gepackt und trug mich langsamen Schrittes aus dem Raum, der wie ein Behandlungszimmer aussah. Ich war beleidigt und beschloss ihm das auch mit meinem Schweigen zu verdeutlichen. Den Weg bis zum Mietwagen, die gesamte Fahrt und auch als er wieder darauf bestand mich in das Ferienhaus aufs Sofa zu tragen, schwieg ich ihn an. Bernd akzeptierte es knurrend und machte es sich in einem Sessel mir gegenüber bequem. Keiner war bereit als erstes nachzugeben und so beschäftigten wir uns beide lustigerweise mit unseren Handys. Irgendwann musste ich dann aber auf die Toilette und stand vom Sofa auf. Sofort lag Bernd's besorgter Blick auf mir und er fragte alarmiert: "Wo willst du hin?"
"Ins Bad", antwortete ich kurz angebunden.
"Warte, ich helfe dir", sagte Bernd und wollte schon ebenfalls aufstehen, als ichihm widersprach: "Nein, ich schaffe das schon ganz gut alleine." Bernd's Augenbrauen hoben sich skeptisch.
"Marc, du bist vorhin umgekippt. Meinst du da ist es eine gute Idee jetzt irgendwo allein hinzugehen?", fragte er mich.
"Ja, genau das glaube ich. Bernd mir geht es gut und ich bin nicht aus Glas. So einen kleinen Kreislaufkollaps kann es halt mal geben. Es geht mir aber wieder gut", antwortete ich ihm genervt.
"Ich weiß ja, aber...", fing er wieder an und ich unterbrach ihn.
"Wenn es dich beruhigt, kann ich dich ja sofort rufen, wenn ich merken sollte, dass es mir doch nicht so gut geht. Okay?"
"Meinetwegen", gab Bernd sich geschlagen und erleichtert machte ich mich alleine auf den Weg ins Bad. Hoffentlich würde er dieses Verhalten bald ablegen. Ansonsten könnte es nämlich noch ein verdammt langer und verdammt anstrengender Urlaub werden.

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