Collide

Kapitel 57

Die nächsten Tage verbrachte ich damit mich wieder auf das Training und die Rückrunde in der La Liga zu konzentrieren. Nach einigen Tagen war schließlich wieder das ganze Team zusammen und Neymar sorgte unter anderem dafür, dass uns auch bloß nicht langweilig wurde.
Sergi und ich fuhren gerade wieder gemeinsam von einer morgendlichen Einheit nachhause als ich mein Handy ein zehntes Mal auf neue Nachrichten checkte. Doch noch immer war die Anzeige leer. Seit ich vor einigen Tagen dieses seltsame Gespräch mit Bernd hatte, hat er sich nicht mehr gemeldet.
"Immer noch kein Lebenszeichen?", fragte Sergi schließlich als er kurz von der Straße ab zu mir schielte.
"Nein, nichts", seufzte ich enttäuscht. Ich konnte mir wirklich nicht vorstellen weshalb er mich auf einmal ignorierte, hatte der Urlaub doch im Guten geendet.
"Mach dir nicht so viele Gedanken. Er wird wahrscheinlich mit der Vorbereitung auf die Rückrunde beschäftigt sein", versuchte Sergi mich zu beruhigen und bog in die Auffahrt meines Hauses ein.
"Aber er wird doch wohl eine Minute finden um mir zu schreiben oder?", fragte ich nur.
"Weißt du was? Wir beide machen uns jetzt noch einen schönen, freien Nachmittag! Als erstes mache ich dir die weltbeste Paella und anschließend spielen wir etwas Billiard! Ich hab immer noch eine Revanche bei dir offen und dieses Mal werde ich gewinnen!", ignorierte Sergi meine Frage, stellte den Motor ab und sah mich dann motiviert an.
"Okay... Na gut...", gab ich mich schließlich geschlagen und folgte meinem grinsenden Freund in mein Haus.
Sergi hatte mich kurzerhand mit sich in die Küche gezogen und so waren wir schließlich die nächste halbe Stunde damit beschäftigt die Paella vorzubereiten.
Ich stellte gerade die Pfanne mit dem duftenden Gemüse ab, als ein Handy klingelte. Voller Vorfreude zog ich mein Handy aus der Hosentasche, nur um festzustellen, dass es sich bei dem klingenden Handy um Sergi's handelte.
"Sorry, ist nur meins. Es ist Ivan", erklärte er und nahm den Anruf schnell an, "¡Hola amigo!, ¿qué tal? ... También gracias. Was gibt's denn, das mir die Ehre verschafft? ... Ja. Ja, Ich bin grad bei ihm. Wir haben Paella gemacht und wollten dann eine Runde Billiard spielen. ... Ja klar, kein Problem! Dann hab ich einen mehr, den ich schlagen kann! ... Okay, alles klar. Dann bis in zehn Minuten! Adios!"
Er legte schließlich wieder auf und sah mir lächelnd entgegen, bevor er sprach und erzählte was Ivan wollte: "Er hat gefragt was wir machen und als ich ihm die Situation erklärt habe, wollte er auch gerne was von der Paella abhaben. Er meinte auch er würde uns beide beim Billiard schlagen, bevor auch nur einer von uns zum Zug kam. Ha! Das ich nicht lache! Nuestro Amigo es loco mí bro!"
Ich musste kurz auflachen, ehe ich ihm antwortete: "Dann lass ihn doch kommen wenn er meint sich so viel einbilden zu können."
"Sí. Cuando más, mejor diversión", stimmte Sergi mir zu, woraufhin ich ihm nur mit einem "Sí", zustimme und mich dann an den Tisch setzte.
"Bis er da ist können wir ja aber trotzdem schonmal anfangen", meinte ich und begann mir den Teller aufzufüllen.
"Sí. Soll er zusehen ob er noch was abbekommt", meinte auch Sergi und lud sich seinen Teller nach mir voll.
Tatsächlich klingelte die Haustür schon nach fünf Minuten und Ivan kam herein gestolpert.
"Ist noch Paella da oder habt ihr Tiere schon alles aufgefuttert?", fragte er und eilte an den Esstisch um einen Blick in die Pfanne zu werfen.
"Te relaja amigo", beruhigte ihn Sergi, "wir haben extra noch was für dich übrig gelassen, aber du beeilst dich lieber, sonst haben wir die ersten drei Runden schon fertig gespielt!"
Angespornt von unserem Freund ließ sich Ivan daraufhin schnell auf einen der Stühle nieder und begann den Rest der Paella zu essen.
"Hat sich Loverboy eigentlich inzwischen Mal gemeldet?", fragte er an mich gewandt mit vollem Mund nach einer Weile.
"Nein. Immer noch nicht."
"Bist du Sergi vielleicht wieder zu nahe gekommen?", fragte Ivan nur laszisiv und hob seine Augenbrauen dabei an, während er mir aufdringlich näher kam.
"Nein. Ich hab extra darauf geachtet, dass er sowas nicht nochmal denkt."
"Ist was im Urlaub passiert?", fragte Sergi daraufhin weiter.
"Nein. Bis auf den Vorfall bei dem ich ohnmächtig wurde und das Mal als wir Karim getroffen haben ist nichts passiert", erklärte ich, "und wir sind auch im Guten auseinander gegangen. Er war vor allem in der letzten Woche, die wir noch zusammen in Deutschland verbracht haben, total liebevoll zu mir und wollte mich am liebsten gar nicht mehr loslassen."
"Muy extraño...", murmelte Sergi daraufhin und auch Ivan schien nicht zu wissen was er darauf antworten sollte.
"Komischer Kautz", brach nach einer Weile des Schweigens Ivan schließlich doch die Stille, "lasst uns doch einfach versuchen diese seltsame Flachbrine zu vergessen."
"Hey! Er ist immer noch mein Freund ja!", verteidigte ich Bernd sofort, woraufhin Ivan nur entschuldigend die Hände hob.
"Sorry bro, weiß ich doch. Dann lasst uns den unterbelichteten Einzelgänger?", Er sah nach dieser Beschreibung von Bernd kurz Bestätigung suchend zu mir, doch ich sah ihn nur weiter aufmerksam und abwartend an, "lasst ihn uns einfach für einen Moment vergessen und uns lieber auf die Billiardrunde konzentrieren! Ich mach euch so fertig, ihr werdet am Ende weinend zu eurer Mami krabbeln!"
"Ay Papi", entgegnete Sergi nur augenverdrehend und stand nun wie Ivan gerade ebenfalls auf, "zu viel Selbstbewusstsein ist auch nicht gesund amigo."
"Ich hab nicht zu viel Selbstbewusstsein, ich bin realistisch", entgegnete Ivan nur mit einem Zwinkern und verschwand in Richtung Keller, wo mein Billiardtisch zu finden war.
"Mit was für Leuten gebe ich mich nur ab...", murmelte ich, ehe ich meinen beiden Teamkollegen ebenfalls in den Keller folgte.