Lange hatte ich noch über die Ereignisse am Abend nachgedacht und war erst recht spät in den wohlverdienten Schlaf gesunken. Umso glücklicher war ich, als Jogi am nächsten Tag verkündete, dass wir den Tag frei hätten. Vielleicht konnte ich mich bei Bernd bedanken, indem ich ihn auf ein Eis einlud.
Schüchtern näherte ich mich nach der Ansage diesem, der noch immer mit Julian an einem Tisch saß.
"Oh, hey Marc", begrüßte er mich etwas überrascht als er mich erblickte. Julian ignorierte mich.
"Hey Bernd", erwiderte ich und rang mit mir, denn so recht wollten die Worte nicht über meine Lippen kommen. Bernd sah mir das vermutlich an, denn er fragte:
"Kann ich dir irgendwie helfen?"
"Nein... Also ja... also... ach, würdest du mich heute vielleicht begleiten? Ich wollte mich bedanken und dich auf ein Eis einladen", stammelte ich hervor und kratzte mich unsicher und nervös im Nacken.
Ich konnte nur hoffen, dass Bernd mir jetzt keine Abfuhr erteilte und ich mich nicht in Grund und Boden schämen musste. Zu meiner Erleichterung schlich sich ein sanftes Lächeln auf seine Gesichtszüge und er sagte:
"Aber natürlich begleite ich dich. Sehr gerne sogar."
Jetzt strahlte ich ihn förmlich an und sagte euphorisch:
"Das freut mich. Dann können wir vielleicht bald los?"
"Klar. Gib mir noch ne halbe Stunde. Dann können wir uns in der Lobby treffen", antwortete er und lächelte mich genauso glücklich an.
"Okay, dann bis gleich", erwiderte ich und verließ überaus glücklich und auch vorfreudig den Tisch, um schnell auf mein Zimmer zu gehen.
Dort versuchte ich ganz nervös die halbe Stunde totzuschlagen und ich musste zugeben, selten schwand die Zeit so zäh wie in dieser halben Stunde. Fünf Minuten vor Treffpunkt hielt ich es dann einfach nicht mehr aus und ging in die Lobby, wo zu meinem Erstaunen auch schon Bernd auf mich wartete. War er etwa schon genauso nervös gewesen, wie ich? Ich hoffte es, aber ich beschloss darüber zu schweigen und so zu tun, als wäre alles normal.
"Können wir los?", fragte ich ihn als ich bei ihm angekommen war.
"Klar, suchen wir eine Eisdiele", meinte ich und nach einem zustimmenden Nicken seitens Bernd, ging es auch schon los. Wir schlenderten gemeinsam die Wege entlang, bis wir tatsächlich ein kleines Eiskaffee fanden.
"Es ist nicht das Gleiche wie bei uns", murmelte ich entschuldigend als ich das doch recht beschränkte Angebot sah.
"Ach Quatsch. Es ist gut so wie es ist. Ich hab ja dich", erwiderte Bernd und zwinkerte mir zu. Ich errötete etwas und senkte meinen Blick schnell auf meine Fußspitzen.
"Ähm ja, wollen... wollen wir vielleicht nach dem Eis noch etwas bummeln?", lenkte ich schnell vom Thema ab.
"Gerne und Marc?", sagte er und ich blickte auf:
"Ja?"
"Danke für das Eis und überhaupt die Einladung", bedankte er sich und lächelte mich aufrichtig an.
"Ich hab viel eher zu danken. Ohne dich hätte ich mir gestern noch stundenlang den Kopf zerbrochen, aber dank dir wurde der Abend nicht allzu schlimm. Er wurde sogar noch richtig schön. Also danke Bernd", gestand ich und jetzt war es an ihm, etwas verlegen zu lächeln.
"Da war doch nichts dabei. Das war doch selbstverständlich", murmelte er.
Da ich keine Lust auf eine Diskussion oder gar einen Streit hatte, beschloss ich zu schweigen und die Sache ruhen zu lassen.
"Wie dem auch sei, ich bin gespannt wie es weitergeht", murmelte ich.
"Wie schon. Mensch Marc, dein Spiel war gut. Es war sogar sehr gut. Es würde mich doch stark wundern, wenn du nicht unsere Nummer eins im Tor wirst", erklärte er mir und klang dabei nicht böse oder frustriert.
"Du... du bist nicht böse?", fragte ich.
"Nein. Du hast es dir verdient und wie könnte ich es dir nicht gönnen?", erwiderte er.
Allerdings war ich doch skeptisch. Schon zweimal hatte er mich verletzt, damit er spielen konnte. Scheinbar hatte er das auch gemerkt, denn er zuckte zusammen:
"Naja, zumindest nicht mehr. Ich habe eingesehen, dass du momentan besser bist und jetzt geht es darum einen Titel zu gewinnen. Da wäre falsche Rivalität fehl am Platz."
Und irgendwie hatte ich erneut das Bedürfnis mich bei ihm zu bedanken. Dieses Mal ließ Bernd es jedoch nicht zu, sondern versuchte abzulenken:
"Wollen wir weiter?"
Ich stimmte zu und so bummelten wir an verschiedenen Geschäften entlang. Nicht auf der Suche nach etwas, nicht in Eile und einfach ganz frei und entspannt als Freunde. An einem Geschäft blieb mein Blick kleben. Es hatte viele Plüschtiere in der Auslage. Große, wie kleine. Teddybären, Hunde, Katzen. Einfach alles. Ohne es zu merken, war ich stehen geblieben.
"Die sind schön", erklang Bernd's Stimme neben mir.
"Das sind sie", bestätigte ich und ehe ich es vermeiden konnte, sprach ich weiter: "Ich hatte mal eine Katze. Sie war komplett schwarz. Meine Oma hat sie mir als Glücksbringer für meine ersten Spiele geschenkt. Ich hatte sie auch noch bei meinen ersten Profispielen bei mir. Bis ich sie leider irgendwann, ich glaube bei einem Nationalmannschaftsspiel, verloren habe."
Am Ende war ich etwas traurig geworden, denn diese kleine Plüschkatze hatte mir viel bedeutet und ihren Verlust bedauerte ich wirklich. Und so albern es klang, bei manch einem Spiel wünschte ich mir jetzt noch, sie zu haben. Bernd merkte wohl, dass ich traurig war und nahm meinen Arm:
"Na komm. Wir schauen uns drinnen mal um."
Dann zog er mich nach innen. Perplex ließ ich mich mitziehen, rein in die Masse an verschiedensten Kuscheltieren. Drinnen löste sich Bernd von mir und es schien so als würde er etwas suchen. Ich kümmerte mich nicht weiter darum, sondern blickte mich ebenfalls um und entdeckte eine ähnliche Katze wie die, von der ich Bernd erzählt hatte. Vorsichtig nahm ich sie in die Hand, aber es war einfach nicht das Gleiche wie meine Katze. Seufzend legte ich sie wieder hin und wandte mich ab.
"Es ist nicht das gleiche oder?", fragte mich Bernd sanft.
"Nein, ist es nicht. Ich werde sie auch nicht wieder bekommen und keiner wird sie ersetzen können", murmelte ich.
"Wohl war", stimmte Bernd mir zu.
"Können... können wir vielleicht zurück?", fragte ich, denn ich hatte nach diesen Erinnerungen wirklich keine Lust mehr auf Bummeln.
"Klar", sagte Bernd und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. An der Zimmertür verabschiedete ich mich von Bernd und gerade als ich ins Zimmer wollte, hielt er mich auf:
"Warte bitte noch kurz Marc."
"Ja? Was gibt's?", fragte ich ihn und drehte mich ganz zu ihm um.
"Ich... ich weiß, es ist nicht die Katze, aber vielleicht...", druckste er rum.
"Vielleicht was?", fragte ich verwirrt.
"Vielleicht ist das ja ein guter neuer Glücksbringer", murmelte er und holte eine Tüte hervor, die er mir gab. Als ich diese öffnete, lag darin ein Kuscheltier in Form eines Engels.
"Was... wann... wie... warum?", stammelte ich und schaute immer noch auf den Engel.
"Als du die Katze angeschaut hast. Du warst so traurig und ich dachte, ein neuer Glücksbringer wäre nicht schlecht. Und da ich dir keine Katze schenken wollte, habe ich nachgedacht und mich für einen Engel entschieden. Einen Engel für meinen Engel", erklärte mir Bernd und blickte rot werdend zu Boden.
Ich war überrascht und mein Herz begann schneller zu schlagen. Das war so süß von Bernd. So liebevoll.
"Danke", murmelte ich, küsste Bernd auf die Wange und verschwand dann in meinem Zimmer.
Dort legte ich mich auf mein Bett und drückte den kleinen Engel ganz fest an mich. Jetzt hatte ich etwas von Bernd und ich war nicht bereit meinen kleinen neuen Glücksbringer wieder herzugeben.

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Collide
FanfictionWenn zwei verschiedene Meteoriten aufeinander treffen, kommt es zu einer Explosion. Doch was ist wenn zwei verschiedene Menschen aufeinander treffen? Marc-André Ter Stegen und Bernd Leno könnten verschiedener nicht sein. Das Einzige was die beiden v...