Wie verabredet standen Bernd und ich am Abend am vereinbarten Treffpunkt und warteten auf Karim.
"Jetzt zieh nicht so ein Gesicht", flüsterte ich Bernd zu.
"Wie soll ich denn sonst schauen?", pampte Bernd zurück und ich seufzte genervt.
"Wir essen mit deinem besten Freund, der einen Fehler gemacht hat. Gib ihm eine Chance. Er will es ja wieder gut machen", versuchte ich auf ihn einzureden.
"Wenn du meinst", brummte Bernd und ich verdrehte die Augen.
"Ja, das meine ich."
"Es ist nur... Ich traue ihm halt einfach nicht", druckste Bernd rum.
"Ich kann dich ja verstehen Schatz, aber bitte versuch es heute Abend. Tu es für mich", bat ich ihn, denn ich hatte keine Lust mir irgendwann bei einer Trennung oder nochmal einem Streit anhören zu dürfen, dass Bernd wegen mir seinen besten Freund verloren hatte.
"Okay, aber auch nur für dich", stand Bernd der Situation zu und ich nickte zufrieden.
"Gut, da hinten kommt er nämlich schon", sagte ich und deutete auf Karim, der schlendern auf uns zukam.
"Hallo ihr zwei", grüßte er uns gut gelaunt. Mit einem murrendem "Hallo", begrüßte ihn daraufhin auch Bernd und machte mit ihm einen Handshake, ehe Karim sich mir zuwandte und lächelnd seine Hand ausstreckte.
"Guten Abend Marc", sagte er charmant und schüttelte meine entgegengestreckte Hand. Aus dem Augenwinkel konnte ich nur erkennen, wie Bernd die Situation kritisch musterte.
"Also. Was ist der Anlass dafür, dass du uns zum Essen einlädst", fragte Bernd schließlich mit verschränkten Armen als wir an einem Tisch Platz genommen hatten. Strafend drückte ich ihm auf die pampige Frage den Ellenbogen in die Seite. Karim ließ sich davon jedoch nicht unterkriegen und antwortete ruhig und mit einem Lächeln auf den Lippen: "Ich wollte mich dafür entschuldigen wie ich euch vor ein paar Wochen angefahren habe. Ich war nur so überrumpelt von der ganzen Situation, weil Marc doch immer zu unseren Feinden gezählt hat. Deshalb hat es mich ehrlich gesagt aus der Bahn geworfen euch so vertraut im Whirlpool zu sehen. Ich wollte niemanden verletzen. Ich dachte nur Bernd würde von dir ausgenutzt werden Marc weil... Naja weil für uns deine Absichten noch nie so gut gewirkt haben..."
Unsicher spielte Karim mit seiner Serviette und mied den Blickkontakt während ich es in Bernd's Augen schon wieder brodeln sah.
"Hör mal zu du-", an der Stelle hielt ich Bernd die Hand vor den Mund und übernahm das Sprechen für ihn. So wie er drauf war, konnte er seine langjährige Freundschaft nur ins Grab führen.
"Was Bernd sagen will ist, dass wir es gut verstehen können, dass wir dich überrumpelt haben. Es war auch für uns ein zugegebenermaßen großer Schock als wir die eigentlichen Gefühle füreinander bemerkt haben. Ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal etwas mit meinem größten -und ganz ehrlich - nervigsten Konkurrenten anfangen würde. Aber es ist nun mal passiert und ich liebe Bernd. Wir hoffen einfach nur, dass du das akzeptieren kannst."
Karim lächelte mich darauf leicht an und nickte vorsichtig, während ich die Hand wieder vom Mund meines Freundes löste.
"Danke Marc. Du bist doch gar nicht so übel wie ich immer dachte", sagte Karim schließlich und griff nach der Menükarte.
"Er ist auch noch in ganz anderen Dingen nicht so übel", murmelte Bernd nur.
"Danke, bitte erspar mir die Details Bernd. Euer Sexleben könnt ihr gerne für euch behalten", antwortete Karim, der die Worte seines Kumpels gehört hatte und mit einem Grinsen im Gesicht sah ich kurz zu Bernd's perplexem Gesicht, ehe auch ich nach der Karte griff.
Wir hatten schnell unser Essen bestellt und unterhielten uns anschließend über alle möglichen belanglosen Dinge. Auch Bernd begann langsam lockerer zu werden und gemeinsam mit Karim in alten Erinnerungen zu schwelgen.
"Erinnerst du dich noch an die Handschuhe ohne Klettverschluss?", fragte Karim mich lachend. Zu gut war mir jener Tag noch in Erinnerung geblieben. Es war ein Spieltag gewesen und ich hatte im Tor auflaufen sollen. Doch als ich mir meine bereits gedehnten und gut eingespielten Glückshandschuhe anziehen wollte, hatte ich bemerkt, dass der Klettverschluss zerschnitten worden war. Ich war an jenem Tag extrem sauer gewesen, schließlich waren die Handschuhe bereits gut eingetragen und meine Lieblingshandschuhe. Jedoch hatte ich keine andere Wahl gehabt und hatte mein zweites, noch nicht wirklich gut eingespieltes und eingetragenes Paar, tragen müssen.
"Ja, haha das waren wir!", führte Bernd Karim's angefangene Geschichte zu Ende und lachte darauf herzhaft mit seinem Kumpel.
Ich hingegen war weniger beeindruckt. Ich hatte mir schon damals gedacht, dass die beiden dahinter gesteckt hatten, doch es nun noch einmal bestätigt zu bekommen, ließ die Wut in mir doch wieder etwas aufbrodeln.
"Sag mal, bist du eigentlich alleine hier?", fragte ich Karim als die beiden sich wieder beruhigt hatten und ich versuchte die Stimme ruhig zu halten.
"Nein, Ich bin mit Kevin hier aber der ist heute Abend mit seiner Freundin auf ein Date", erklärte Karim.
"Großkreutz?", fragte ich nur verwirrt und wunderte mich, was die beiden miteinander zu tun hatten, während meine beiden Begleitpersonen wieder begannen zu lachen.
"Nein, Kampl, Schatz", erklärte Bernd und grinste mir entgegen, "wie geht's dem Vogel?"
"Ganz gut", antwortete Karim, "ist aber mehr rot als braun geworden der Depp."
"Typisch. Sag ihm liebe Grüße!"
"Mach ich!", entgegnete Karim und ehe wir uns noch weiter unterhalten konnten, wurde uns unser Essen gebracht. Gemeinsam aßen wir gemütlich wobei Karim und Bernd beinahe durchgehend über Insider lachten, die ich nicht verstand.
Als wir schließlich fertig waren, bestand Karim darauf zu zahlen und unsere Wege trennten sich letztendlich vor der Dubai-Mall.
"Es war cool dich mal wieder zu sehen Bro. Es war auch nett mit dir Marc", sagte Karim als wir uns voneinander verabschiedeten und lächelte mir leicht entgegen.
"Ja und danke nochmal für's Essen", entgegnete Bernd und schlug mit seinem Freund ein, ehe er ihn kurz drückte.
"Kein Ding Bro. Wir sehen uns spätestens zum Trainingsauftakt. Macht euch noch ein paar schöne Tage. Tschau Marc", sagte Karim und hob mir noch einmal kurz die Hand verabschiedend entgegen, ehe er sich von uns abwand und in die Nacht verschwand.
"Tschau Bro!", rief Bernd ihm noch hinterher und sah dann grinsend zu mir. Er griff daraufhin einfach gedankenverloren nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Schlendernd zog er mich mit sich die Straße entlang, ein breites Grinsen dabei permanent auf seinem Gesicht, während ich langsam immer skeptischer wurde.
"Danke Baby. Ich bin froh, dass du mich zu dem Essen überredet hast. Ich hab den Vollpfosten doch irgendwie voll vermisst", sagte Bernd noch immer glücklich, küsste mich kurz auf die Wange und hielt mir dann die Autotür unseres Mietwagens auf, in den ich mich langsam mit vielen verschiedenen Gedanken niederließ.

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Collide
Fiksi PenggemarWenn zwei verschiedene Meteoriten aufeinander treffen, kommt es zu einer Explosion. Doch was ist wenn zwei verschiedene Menschen aufeinander treffen? Marc-André Ter Stegen und Bernd Leno könnten verschiedener nicht sein. Das Einzige was die beiden v...