Kapitel 33

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"Wahrheit oder Pflicht?", hörte ich Bernd nach einer Ewigkeit des Schweigens schließlich sagen.
"Was?", fragte ich darauf nur verwirrt und sah ihn genervt an.
"Wahrheit oder Pflicht", wiederholte Bernd nur und sah zu mir auf, "Ich war damals vierzehn als wir mit ein paar Jungs Wahrheit oder Pflicht gespielt haben."
"Bernd, was hat das mit dieser Situation zu tun?", fragte ich nur genervt weiter doch er ignorierte mich gekonnt, sah mir fest in die Augen und sprach weiter: "Ich hatte leichtsinnig und dumm wie ich damals war natürlich Pflicht genommen und man hat mich dazu gezwungen einen anderen Jungen zu küssen. Das war der Moment in dem mir klar war, dass ich auf keinen Fall auf Mädchen stand."
"Warum erzählst du mir das alles?", fragte ich nur vorsichtig weiter, da dieses Thema der Selbstfindung doch heikel war, hatte ich doch selbst ebenfalls Probleme damit gehabt mich selbst zu akzeptieren. Bernd sah wieder von seinen Füßen auf, auf die sein Blick zwischen seinen Worten gefallen war.
"Ich vertraue dir Marc. Ich vertrau dir und deshalb will ich das du alles weißt. Ich hab mir an dem Abend geschworen niemals so zu werden wie diese Jungs, die mich dazu genötigt hatten diese Pflicht zu erfüllen. Mir ist klar, dass ich dieses Vorhaben bei dir gebrochen habe. Das ich dich anfangs benutzt habe. Aber das ist jetzt nicht mehr der Fall."
Er trat einen Schritt näher auf mich zu und griff vorsichtig nach meiner Hand.
"Marc, Ich wollte dich nie ausnutzen. Dich nie verletzen. Anfangs vielleicht aber jetzt auf keinen Fall mehr. Du bist kein Spielzeug für mich. Du bist ein wundervoller Mensch mit einem großartigen Herzen, den ich nicht verlieren will. Du bist mir wirklich wichtig. Also, Wahrheit oder Pflicht?", fragte er schlussendlich wieder und sah mich mit unsicheren Augen an während seine Finger von meiner Hand abließen. Am liebsten hätte ich sofort wieder nach ihnen gegriffen.
"Wahrheit", antwortete ich nachdem ich die Geschichte noch einmal in meinem Kopf durchgegangen war, die Bernd mir gerade offenbart hatte. Er lächelte mir zaghaft entgegen.
"Die Wahrheit. Ich will das hier mit dir. Ich will es wirklich. Und ich will dich nicht mehr beleidigen. Ich will dir zulächeln ohne dabei schief angeschaut werden zu müssen."
"Aber wie willst du das machen? Karim-"
"Karim spielt keine Rolle. Ich weiß Dinge über Karim, die er nur ungern teilen wollen würde. Wenn er dich meint erpressen zu müssen nur weil wir unvorsichtig waren, dann hat er sich mit dem falschen angelegt!", unterbrach mich Bernd zuversichtlich und griff wieder nach meiner Hand.
"Aber wie-?", fragte ich nur, ehe mich Bernd wieder mit sich auf den Hotelflur zog und den Gang hinab zu meinem und Karim's Zimmer. Er hämmerte dreimal fest gegen die Tür, ehe diese schließlich durch einen genervten Karim geöffnet wurde: "Man scheiß Dreck Stegen wozu hast du denn deine dumme Schlüssel-"
Mitten im Satz brach Karim ab, da er mit Erstaunen feststellen musste, dass sein bester Freund mit mir im Schlepptau vor der Tür stand.
"Wir müssen reden Kay", sagte Bernd nur und drückte sich an Karim vorbei ins Zimmer. Auch ich betrat den Raum schließlich und Karim schloss verwirrt die Tür hinter sich.
"Was gibt's? Hat die Schwuchtel dich wieder belästigt?"
Ich konnte nicht mal blinzeln, da hatte Bernd seinen Freund schon gegen die Wand gedrückt.
"Was hast du gesagt?!", zischte Bernd ihm nur entgegen.
"Bro! Was geht denn bei dir?!", fragte Karim nur verwirrt und entsetzt über die wütende Reaktion seines Freundes.
"Wie hast du Marc gerade genannt?!", fragte Bernd nun nochmal energischer.
"Schwuchtel. Warum-"
Bernd drückte ihm an dieser Stelle kurz die Luft ab.
"Nen ihn nie wieder so! Allgemein will ich keine Beleidigung von dir an Marc mehr hören, verstanden?!"
Karim wagte es nicht einen Ton unter Bernd's finsteren Augen hervor zu bringen.
"Ich sagte, hast du mich verstanden?!", fragte Bernd erneut. Diesmal lauter doch alles was ihm entgegen kam war ein breites, wissendes Grinsen.
"Ach so ist das", krächzte Karim hervor, "du und die Schwuchtel blast euch gegenseitig das Hirn weg!"
Bernd rammte Karim mit einem heftigen Schwung erneut gegen die Wand.
"Ich hab dir gesagt du sollst Marc nie wieder so nennen! Du und ich wissen beide, dass deine dummen Drohungen nur Schein sind! Ich weiß alles über dich. Vergiss das nicht! Wenn du Marc und mich nicht in Ruhe lässt, werden schon bald alle Leute erfahren was du mit deinem Geld so anstellst!"
Bernd's Drohung schallte finster durch den Raum und selbst ich hatte etwas Angst.
"Und jetzt her mit dem Handy Bellarabi!", befall Bernd und augenblicklich reichte Karim ihm das gewünschte Objekt. Bernd löschte das Bild, das Karim von uns im Whirlpool gemacht hatte und schmiss das Gerät anschließend gegen den Boden, sodass es zerklirrte.
"So und jetzt lässt du uns in Ruhe oder dein Geheimnis ist ganz schnell nicht mehr geheim, kapiert?!", verdeutlichte Bernd seinem Freund nochmal, der nur eingeschüchtert nickte ehe Bernd von ihm abließ. Er sammelte nur noch schnell die Einzelteile seines iPhones zusammen, ehe er fluchtartig aus dem Raum verschwand.

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